Polizeibeamte als Opfer von Gewalt. Ergebnisse einer ... - Bundesrat
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insgesamt da<strong>von</strong> auszugehen, dass Körperschutzausstattungen die Verletzungsintensität verringern.<br />
Wäre dies nicht der Fall, müssten insbesondere Beamte, die im Rahmen <strong>von</strong> Demonstrationen<br />
oder Veranstaltungen angegriffen wurden, länger dienstunfähig sein, weil in<br />
diesen Situationen am häufigsten Waffen bzw. gefährliche Gegenstände eingesetzt werden.<br />
Dass die Dienstunfähigkeitsdauer dieser Beamten nicht überdurchschnittlich ist, kann <strong>als</strong>o <strong>als</strong><br />
indirekter Beleg für die Wirksamkeit der Körperschutzausstattung gewertet werden.<br />
Die Analysen belegen damit, dass alle Schutzausstattungen häufiger zu der Einschätzung führen,<br />
dass der Übergriff gebremst und schwere Verletzungen vermieden werden konnten. Inwiefern<br />
sich diese Einschätzung auch objektiv wiederfindet, kann auf Basis der z.T. zu niedrigen<br />
Fallzahlen nicht abschließend beantwortet werden. Am Beispiel der Handschuhe lassen<br />
sich aber zumindest entsprechende Effekte vermuten.<br />
Bereits erwähnt wurde, dass sich der Anteil an Beamten, die zum Zeitpunkt des Übergriffs<br />
mit <strong>einer</strong> Schutzweste bekleidet waren, zwischen 2005 und 2009 erhöht hat. Dieser Befund<br />
wird untermauert durch Vergleichsanalysen mit der Befragung aus dem Jahr 2000. In dieser<br />
Untersuchung waren insgesamt 14,1 % der viktimisierten Beamten beim Angriff mit <strong>einer</strong><br />
Schutzweste ausgerüstet. Dabei trugen 9,3 % eine ballistische Schutzweste, die restlichen 4,8<br />
% einen Schlagschutz. Werden die <strong>Ergebnisse</strong> der aktuellen Untersuchungen herangezogen,<br />
können enorme Anstiege festgehalten werden. Die Hälfte aller Befragten (50,6 %) gab an,<br />
zum Zeitpunkt des Übergriffs eine ballistische Schutzweste getragen zu haben. Damit hat sich<br />
der Anteil seit 2000 mehr <strong>als</strong> verdreifacht. Hinsichtlich des Schlagschutzes können keine<br />
Aussagen getroffen werden, da diese Kategorie in der aktuellen Untersuchung nicht erfragt<br />
wurde. Andere Schutzausstattungen wurden in der Befragung des Jahres 2000 nicht erhoben,<br />
weshalb zur Körperschutzausstattung oder zu Handschuhen keine Auswertungen präsentiert<br />
werden können.<br />
Verhalten vor und während des Übergriffs<br />
Bereitet sich ein Beamter auf einen Einsatz vor, so kann es neben dem Anlegen <strong>von</strong> Schutzausstattung<br />
und dem Mitführen entsprechender Führungs- und Einsatzmittel, auch sinnvoll<br />
sein, sich mental mit dem zu Erwartenden auseinanderzusetzen. Dies wurde <strong>von</strong> zwei Drittel<br />
der Beamten nach eigenen Angaben auch getan (68,4 %; Tabelle 5.13). Dabei ergeben sich<br />
signifikante Unterschiede im Hinblick auf die Einsatzsituation. Beamte, die <strong>Opfer</strong> bei <strong>einer</strong><br />
Verkehrssituation (55,9 %) oder bei <strong>einer</strong> Personenkontrolle (58,0 %) wurden, bejahten eine<br />
mentale Auseinandersetzung vor dem Einsatz durchschnittlich seltener, was für das höhere<br />
Überraschungsmoment spricht. Bei Einsätzen im Rahmen <strong>von</strong> Demonstrationen (89,3 %) und<br />
Veranstaltungen (74,7 %) findet hingegen überdurchschnittlich häufig eine gedankliche Vorbereitung<br />
statt. Diese Befunde sind erwartbar, da solche Großeinsätze nicht plötzlich ausgelöst<br />
werden. Vielmehr geht ihnen eine detaillierte Planung voraus. Anders ist es hingegen bei<br />
Familienstreitigkeiten, für die sich ein vergleichbares Muster beobachten lässt. Möglicherweise<br />
gelten gerade familiäre Streitigkeiten aufgrund der emotional aufgeladenen Atmosphäre <strong>als</strong><br />
besonders gefährlich unter den Beamten, so dass hier auch eine stärkere gedankliche Beschäftigung<br />
mit dem Einsatz erfolgt.<br />
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