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Polizeibeamte als Opfer von Gewalt. Ergebnisse einer ... - Bundesrat

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- Weitere Merkmale der Bürger wie das Alter, das Geschlecht, die Körpergröße und das<br />

Gewicht scheinen hingegen keine Rolle zu spielen (z.B. Hirschel et al., 1994, Johnson,<br />

2011).<br />

- Hinsichtlich der beamtenbezogenen Merkmale sind die Befunde inkonsistent. Während<br />

bei der Untersuchung <strong>von</strong> Rabe-Hemp und Schuck (2007) kein Alterseffekt<br />

nachgewiesen werden konnte, zeigen andere Studien, dass jüngere <strong>Polizeibeamte</strong> bzw.<br />

Beamte mit weniger Diensterfahrung häufiger angegriffen werden <strong>als</strong> ältere Beamte<br />

(z.B. Bragason, o. J.; Bosold, 2006; Griffiths/McDaniels, 1993; Kaminski/Sorenson,<br />

1995). Eine Grund hierfür könnte darin liegen, dass ältere Beamte wegen ihrer Diensterfahrung<br />

besser in der Lage sind, die Gefährlichkeit bestimmter Einsatzsituationen<br />

bzw. Bürger einzuschätzen und entsprechend präventiv zu agieren, wodurch eine Eskalation<br />

verhindert werden kann. Zudem wäre es möglich, dass gerade jüngere Beamte<br />

unter dem Druck stehen, sich beweisen zu müssen. Möglicherweise reagieren sie<br />

auf Provokationen seitens der Bürger weniger gelassen, sprechen folglich schneller<br />

Drohungen aus, und fördern damit einen Konflikt. Naheliegend ist aber auch die Vermutung,<br />

dass ältere Beamte mit anderen Aufgabenbereichen betraut sind <strong>als</strong> jüngere,<br />

so dass letztere ein höheres Risiko aufweisen, einen Angriff zu erleben.<br />

- Die Befunde zum Einfluss der Körpergröße bzw. des Gewichts der Beamten sind über<br />

verschiedene Studien hinweg inkonsistent (vgl. z.B. Garner et al., 1996; Griffiths/McDaniel,<br />

1993; Rabe-Hemp/Schuck, 2007). Dies mag daran liegen, dass die<br />

meisten Untersuchungen <strong>von</strong> <strong>einer</strong> linearen Beziehung zwischen physischer Konstitution<br />

und Viktimisierung ausgehen. Dass die Zusammenhänge möglicherweise komplexer<br />

sind, zeigen bspw. die <strong>Ergebnisse</strong> <strong>von</strong> Kaminski und Sorenson (1995).<br />

- Frauen in der Polizei wurde oft unterstellt, dass sie aufgrund ihrer geringeren Körperkraft<br />

ungeeignet wären, mit aggressiven Bürgern umzugehen, und somit ein höheres<br />

Risiko für sich selbst, für ihren Partner und für die Bürger, die sich beschützen sollen,<br />

darstellen (Rabe-Hemp/Schuck, 2007). Diese Behauptung kann so nicht aufrechtgehalten<br />

werden. Lediglich in der Studie <strong>von</strong> Rabe-Hemp und Schuck (2007) findet sich<br />

für Frauen ein höheres Risiko, allerdings auch nur, wenn sie mit alkoholisierten Tätern<br />

häuslicher <strong>Gewalt</strong> konfrontiert waren. Hingegen konnten verschiedene Untersuchungen<br />

keinen Geschlechtsunterschied in der Viktimisierungshäufigkeit <strong>von</strong> Männern und<br />

Frauen nachweisen (z.B. Hirschel et al., 1994; Manzoni, 2003; Kaminski/Sorenson,<br />

1995). Es finden aber auch Hinweise auf einen umgekehrten Geschlechtseffekt, wonach<br />

Frauen seltener angegriffen werden, verglichen mit ihren männlichen Kollegen<br />

(z.B. Bosold, 2006; Bragason, o. J; Burke/Mikkelsen, 2005). Eine mögliche Erklärung<br />

dafür könnte sein, dass die Angreifer, welche überwiegend männlich sind, größere<br />

Hemmungen haben, einen weiblichen Beamten anzugreifen. Eine weitere Erklärung<br />

wäre, dass weibliche Beamte mit anderen, weniger gewaltpotenziellen Aufgaben betraut<br />

sind <strong>als</strong> ihre Kollegen. Hinweise auf eine geschlechtsstereotype Aufgabenverteilung,<br />

wonach weibliche Beamte insbesondere in Situationen eingesetzt werden, die<br />

den Umgang mit Kindern oder Frauen erforderlich machen, finden sich bspw. bei<br />

Rustemeyer und Tank (2001). Zudem könnte es sein, dass männliche Beamte ihre<br />

weiblichen Kollegen gerade in gefährlichen Situationen aus einem männlichen<br />

Schutzgebaren heraus vor einem Angriff verschonen wollen und sich schützend vor<br />

sie stellen („Ritterlichkeitshypothese“; Manzoni, 2003, S. 64). Zuletzt besteht seit dem<br />

Eintritt <strong>von</strong> Frauen in die Polizei die Annahme, dass weibliche Beamte aufgrund ihrer<br />

Sozialisation kommunikativer, empathischer, unterstützender und weniger aggressiv

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