Polizeibeamte als Opfer von Gewalt. Ergebnisse einer ... - Bundesrat
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dungsmaßnahmen mit dem Risiko <strong>einer</strong> <strong>Gewalt</strong>opferschaft in Zusammenhang steht. Dies<br />
kann allerdings nur auf rein korrelativer Ebene geschehen und hat insofern nur einen vorläufigen<br />
Charakter. Eine Ursache-Wirkungs-Analyse lassen die Daten nicht zu, weil wir grundsätzlich<br />
nur über eine Querschnittsbefragung verfügen und weil der Zeitpunkt der Teilnahme<br />
an <strong>einer</strong> Fortbildung oder einem Training nicht erfasst worden ist.<br />
Nicht alle erfragten Fortbildungsmaßnahmen haben den Anspruch, <strong>einer</strong> <strong>Gewalt</strong>opfererfahrung<br />
vorzubeugen. Für die beiden Maßnahmen der Eigensicherung und der Deeskalation/Konfliktschlichtung<br />
kann dieser Anspruch aber sicherlich erhoben werden. Zum Teil dürfte<br />
dies auch für Selbstverteidigungstrainings der Fall sein. Zwar hilft Selbstverteidigung nicht<br />
dabei, einem Angriff zuvor zu kommen; sie kann aber dazu beitragen, dass dieser abgebremst<br />
wird bzw. dass Schutzmaßnahmen ergriffen werden, die schweren Verletzungen vorbeugen.<br />
Die Teilnahme an diesen Fortbildungsmaßnahmen kann nun in Zusammenhang mit verschiedenen<br />
Maßen der <strong>Gewalt</strong>opfererfahrung gebracht werden; dabei wollen wir uns erneut auf die<br />
Beamten des Einsatz- und Streifendienstes beziehen. Erstens kann der Anteil an Befragten<br />
betrachtet werden, die im Zeitraum 2005 bis 2009 mindestens einen Angriff mit nachfolgender<br />
Dienstunfähigkeit erlebt haben (15,1 % aller Streifendienstbeamten). Zweitens kann der<br />
Anteil an Beamten betrachtet werden, die im Jahr 2009 mindestens ein Erlebnis schwerer<br />
<strong>Gewalt</strong> (schlagen, treten) hatte (39,3 % der Streifendienstbeamten). Zu den drei erwähnten<br />
Fortbildungsmaßnahmen ergeben sich folgende Befunde:<br />
- Eigensicherung: Streifendienstbeamte, die an solchen Maßnahmen teilgenommen haben,<br />
berichten gleich häufig da<strong>von</strong>, eine <strong>Gewalt</strong>opfererfahrung mit nachfolgender<br />
Dienstunfähigkeit im Zeitraum 2005 bis 2009 erlebt zu haben wie Beamte, die nicht<br />
an Fortbildungen zur Eigensicherung teilgenommen haben. Zur schweren <strong>Gewalt</strong> im<br />
Jahr 2009 zeigt sich, dass Teilnehmer etwas höhere Raten der Viktimisierung berichten<br />
<strong>als</strong> Nicht-Teilnehmer.<br />
- Selbstverteidigung: Hier findet sich das identische Muster, nach dem kein Zusammenhang<br />
mit <strong>Gewalt</strong>erfahrungen mit nachfolgender Dienstunfähigkeit besteht und ein<br />
leicht das Risiko schwerer <strong>Gewalt</strong>erfahrungen im Jahr 2009 erhöhender Effekt der<br />
Teilnahme.<br />
- Deeskalation: Beamte, die an diesen Maßnahmen teilgenommen haben, berichten <strong>einer</strong>seits<br />
häufiger <strong>von</strong> Übergriffen mit nachfolgender Dienstunfähigkeit, andererseits<br />
auch häufiger <strong>von</strong> schweren <strong>Gewalt</strong>übergriffen im Jahr 2009.<br />
Die Auswertungen belegen insofern, dass die Teilnahme an diesen Fortbildungsmaßnahmen<br />
das <strong>Opfer</strong>risiko nicht senkt; z.T. sind sogar gegenläufige Effekte feststellbar. Multivariate<br />
Auswertungen unter Einbezug des Geschlechts, der Dienstjahre, des Einsatzgebietes (ländlich,<br />
städtisch, großstädtisch) und weiterer Variablen bestätigen zumindest für Selbstverteidigungs-<br />
und Deeskalationstrainings einen gegenläufigen Effekt für die <strong>Opfer</strong>erfahrungen im<br />
Jahr 2009.<br />
Unklar bleibt aufgrund der bisherigen Datenlage, ob die Befunde durch eine Umkehrung der<br />
Kausalannahme zu erklären sind (die <strong>Opfer</strong>erfahrung führt dazu, dass an entsprechenden<br />
Fortbildungsmaßnahmen teilgenommen wird) oder ob andere Prozesse hierfür verantwortlich<br />
sind. Es könnte bspw. der Fall sein, dass die Beamten aufgrund der Teilnahme später in spezifischen<br />
Einsatzsituationen ihre Kompetenzen überschätzen, dass die Inhalte der Programme<br />
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