Polizeibeamte als Opfer von Gewalt. Ergebnisse einer ... - Bundesrat
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der Übergriffe fand zudem in den Abend- und Nachtstunden statt (zwischen 20 und 4 Uhr).<br />
Straßen und öffentliche Plätze werden in fast der Hälfte aller Fälle <strong>als</strong> Übergriffsorte genannt;<br />
zu einem Viertel fand der Übergriff in der Wohnung/dem Haus des Täters statt. Polizeiliche<br />
Maßnahmen, die besonders häufig im Vorfeld des Übergriffs ausgeführt wurden, waren die<br />
Kontaktaufnahme, die Festnahme, der Schlichtungsversuch und die Fluchtverhinderung. Umfassende<br />
Informationen zum Einsatz standen den Beamten im Vorfeld weitestgehend nicht<br />
zur Verfügung. Nur bei etwa der Hälfte der Einsätze gab es Informationen zu den situativen<br />
Gegebenheiten, nur bei jedem achten Einsatz personenbezogene Informationen.<br />
6. Personen, die im Rahmen <strong>von</strong> Demonstrationen Übergriffe ausführen, stellen eine besondere<br />
Tätergruppe dar. Übergriffe während Demonstrationen unterscheiden sich <strong>von</strong> Übergriffen<br />
in anderen Situationen erheblich, wie u. a. folgende Befunde belegen: 1. Der Anteil an<br />
Gruppentaten ist hier am höchsten; 2. Im Rahmen <strong>von</strong> Demonstrationen werden <strong>von</strong> den Tätern<br />
am häufigsten Waffen eingesetzt; 3. Ein zentrales Übergriffsmotiv ist die Feindschaft<br />
gegenüber Polizei und Staat; 4. Die Täter locken die Beamten am häufigsten in<br />
Hinterhaltsituationen; 5. Bei jedem vierten Übergriff im Rahmen <strong>von</strong> Demonstrationen wird<br />
den Tätern Tötungsabsicht unterstellt. Dass die Beamten trotz dieser Umstände nicht häufiger<br />
<strong>als</strong> bei anderen Übergriffssituationen länger dienstunfähig sind, dürfte mit der vorhandenen<br />
Schutzausstattung und der gezielten Vorbereitung auf solche Einsatzsituationen zu erklären<br />
sein.<br />
7. Bei Einsätzen wegen Familienstreitigkeiten bzw. häuslicher <strong>Gewalt</strong> handelt es sich um einen<br />
schwierigen Einsatztypus. Dies wird durch folgende Befunde belegt: 1. Wenn Zweier-<br />
Teams in solche Einsätze gehen, kommt es am häufigsten zur Verletzung beider Beamten. 2.<br />
Zu solchen Verletzungen kommt es im Rahmen dieser Einsätze trotz der Tatsache, dass sich<br />
die Beamten laut eigener Aussage mental häufiger <strong>als</strong> bei anderen Einsätzen auf das Geschehen<br />
vorbereitet haben und besonders häufig mit dem späteren Täter kommuniziert haben.<br />
Auch waren die Beamten häufiger darauf gefasst, dass es am Einsatzort gefährlich werden<br />
könnte. All dies konnte aber letztlich nicht verhindern, dass es zum Übergriff kam. 3. Die<br />
Täter stehen sehr häufig unter Alkoholeinfluss. 4. Die Einsätze ereignen sich häufiger <strong>als</strong> andere<br />
Einsätze in <strong>als</strong> eher bürgerlich eingestuften Stadtgebieten. Alltagsannahmen, nach denen<br />
möglicherweise auch Beamte gefährliche <strong>von</strong> ungefährlichen Einsätzen unterscheiden und<br />
dabei auf die Struktur <strong>von</strong> Stadtgebieten zurückgreifen, treffen bei Familienstreitigkeiten <strong>als</strong>o<br />
häufig nicht zu. 5. Über die Hälfte der Übergriffe fand während eines Schlichtungsversuchs<br />
statt. Dies bedeutet, dass die Beamten während <strong>einer</strong> Aktivität vom Angriff überrascht werden,<br />
die gerade der Deeskalation dient.<br />
8. <strong>Polizeibeamte</strong>, die ihrer Arbeit in Großstädten ab 500.000 Einwohnern nachgehen, berichten<br />
<strong>von</strong> einem schwierigeren Arbeitsalltag. Wenn <strong>Polizeibeamte</strong> in Großstädten <strong>Opfer</strong> <strong>von</strong><br />
<strong>Gewalt</strong>übergriffen mit Dienstunfähigkeit geworden sind, dann betrug der Anteil an mindestens<br />
siebentägig dienstunfähigen Beamten 47,5 %; bei Beamten aus ländlichen Gebieten liegt<br />
dieser Anteil bei 36,0 %. Anhand der Einsätze bei häuslicher <strong>Gewalt</strong> konnte gezeigt werden,<br />
dass es in Großstädten bei entsprechenden Einsätzen in 11,0 % der Fälle zu <strong>Gewalt</strong>übergriffen<br />
kommt, in ländlichen Gebieten in 7,6 % der Fälle. Die Beamten aus Großstädten äußern auch<br />
häufiger Kritik an der Ausstattung und Fortbildung. Sie beklagen häufiger das Fehlen <strong>von</strong><br />
Schutzausstattung und Bekleidung. Sie stufen den Leitfaden zur Eigensicherung <strong>als</strong> weniger<br />
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