Polizeibeamte als Opfer von Gewalt. Ergebnisse einer ... - Bundesrat
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Ältere Beamte berichten häufiger da<strong>von</strong>, nach dem Übergriff Probleme mit Medikamenten<br />
gehabt zu haben. Die Gruppe der 30 bis unter 50jährigen stellt hier den zweithöchsten Anteil.<br />
Junge Beamte sind bei diesem Problemindikator ebenso wie beim Indikator Schlafen am geringsten<br />
belastet. Bei beiden Problemen werden die Unterschiede zwischen den Altersgruppen<br />
<strong>als</strong> signifikant ausgewiesen. Probleme im Bereich der sozialen Kontakte sowie ein Verdacht<br />
auf eine Posttraumatische Belastungsstörung gibt es über die Altersgruppen hinweg allerdings<br />
gleich häufig.<br />
Beamte verschiedener Tätigkeitsbereiche (zum Zeitpunkt des Übergriffs) unterscheiden sich<br />
nur mit Blick auf die Auswirkungen auf das Schlafen signifikant. Kriminal- und Ermittlungsdienstbeamte<br />
berichten ebenso wie sonstige Beamte häufiger <strong>von</strong> Schlafproblemen nach dem<br />
Übergriff. Diese beiden Dienstgruppen weisen auch bei den anderen Indikatoren höhere Belastungen<br />
auf; die Differenzen zu den anderen Dienstgruppen sind hier aber nicht signifikant.<br />
Einen sehr deutlichen Zusammenhang ergibt sich zwischen den psychischen Beschwerden<br />
und der Dauer der Dienstunfähigkeit. Vor allem die Beamten, die mindestens sieben Tage<br />
dienstunfähig waren, berichten häufiger <strong>von</strong> Problemen bzw. <strong>einer</strong> Belastungsstörung. Vier<br />
<strong>von</strong> zehn Beamten mit mindestens zweimonatiger Dienstunfähigkeit gaben an, dass sie auch<br />
noch vier Wochen nach dem Übergriff Probleme mit dem Schlafen hatten (39,5 %), ein Viertel<br />
hatte noch Probleme mit sozialen Kontakten (26,0 %). Ein Verdacht auf eine posttraumatische<br />
Belastungsstörung findet sich bei 18,4 % dieser Beamten. Es handelt sich mithin um eine<br />
Gruppe mit einem hohen Betreuungsbedarf.<br />
Als besonders folgenreich für die psychische Konstitution erweisen sich Verletzungen im<br />
Nacken-, H<strong>als</strong>-, Schulter- oder Rückenbereich. Beamte, die in diesen Bereichen verletzt wurden,<br />
gaben signifikant häufiger an, dass sie Probleme mit dem Schlafen und mit Medikamenten<br />
auch noch vier Wochen nach dem Übergriff hatten, verglichen mit Beamten, die in diesen<br />
Bereichen nicht verletzt wurden. Auch der Anteil an Personen mit Verdacht auf eine Posttraumatische<br />
Belastungsstörung liegt bei Verletzungen in diesem Bereich signifikant höher.<br />
Für Verletzungen in anderen Bereichen ergeben sich hingegen keine derart konsistenten Zusammenhänge<br />
mit den psychischen Beschwerden.<br />
Konsequenzen für Wahrnehmungen und Einstellungen<br />
Aus der viktimologischen Forschung ist bekannt, dass eigene <strong>Gewalt</strong>- bzw. <strong>Opfer</strong>erfahrungen<br />
u.a. zu veränderten Wahrnehmungen und Einstellungen führen können. Dies ist bspw. belegt<br />
für die Kriminalitätsfurcht (Skogan, 1987) oder die Punitivität (Kemme/Hanslmaier, 2010).<br />
Als Punitivität wird dabei die Befürwortung härterer Strafen für Straftäter verstanden. Ein<br />
Bestandteil der Kriminalitätsfurcht ist die kognitive Furcht. Diese umfasst die Erwartung darüber,<br />
in naher Zukunft <strong>Opfer</strong> <strong>einer</strong> Straftat zu werden.<br />
Im Rahmen der Befragung wurden alle Beamte, d.h. nicht nur jene mit <strong>Gewalt</strong>erfahrungen,<br />
die zu mindestens eintägiger Dienstunfähigkeit geführt haben, zu ihrer Kriminalitätsfurcht<br />
sowie ihrer Punitivität gefragt. Hierbei kamen folgende Messinstrumente zum Einsatz:<br />
- Kriminalitätsfurcht: Die Beamten sollten angeben, wie wahrscheinlich sie es erachten,<br />
in den nächsten zwölf Monaten derart gewalttätig angegriffen zu werden, dass sie<br />
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