Ein Leben für den Hufbeschlag - Tiho Bibliothek elib - Tierärztliche ...
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4.3 Der Hengst Maximilian<br />
153<br />
In Bayern wurde das Süddeutsche Kaltblut 93 als bäuerliches Arbeitspferd<br />
gezüchtet. Diese Pferde waren beweglich, anspruchslos, hart und langlebig.<br />
Die Zucht war in <strong>den</strong> 20er Jahren recht ungeordnet und die Herkunft der<br />
meisten Pferde nicht genau bekannt. Es gab sogar Zuchthengste mit<br />
ungewisser Abstammung, da das Zuchtbuch noch nicht sehr lange bestand<br />
(Koch 1973, 155, 158).<br />
Dem Hufkrebs fielen jährlich tausende von Kaltblütern zum Opfer, was<br />
immense volkswirtschaftliche Schä<strong>den</strong> mit sich brachte (Henkels 1935,<br />
180). Hufkrebs an sich ist nicht vererbbar, „wohl aber naturgemäß die<br />
Prädisposition zu Hufkrebs, in Form schlechter Hornqualität [...], wozu<br />
unter Umstän<strong>den</strong> noch schlechte Stallpflege und schlechter Beschlag<br />
hinzukommen“ (Henkels 1935, 185). Auch Prof. Wilhelm Zorn von der<br />
Landesanstalt <strong>für</strong> Tierzucht in Grub bei München berichtete später von der<br />
Anfälligkeit der Kaltblutpferde gegenüber Hufkrebs und dass man „eine<br />
gewisse Vererbbarkeit“ beobachtet habe. Man könne zwar nicht die vielen<br />
Stuten, die an der Krankheit litten, von der Zucht ausschließen, doch ein an<br />
Hufkrebs erkrankter Hengst dürfe keinesfalls als Vatertier verwendet<br />
wer<strong>den</strong> (Zorn 1948, 247). Wolfgang Jöchle, der Sohn Hans Jöchles,<br />
erinnert sich an einen solchen Vorfall:<br />
„Um 1930 erkannte Hans Jöchle, dass der Hengst Maximilian, das<br />
Idealbild des Süddeutschen Kaltblutes, der deswegen <strong>für</strong> die damals<br />
astronomische Summe von 17.500 Reichsmark von der bayerischen<br />
Staatsregierung ersteigert wor<strong>den</strong> war und auf dem Staatsgestüt<br />
Achselschwang ausgelesene Stuten bediente, nicht nur vorzeitig aus<br />
dem Deckgeschäft wegen unheilbarem Hufkrebs ausschei<strong>den</strong><br />
musste, sondern die Disposition <strong>für</strong> Hufkrebs an die meisten seiner<br />
Nachkommen vererbt hatte. Auf Jöchles Betreiben, dem sich die<br />
Zuchtleitung lange widersetzte, musste jedoch, als der Skandal nicht<br />
mehr zu vertuschen war, die gesamte Blutlinie Maximilian aus dem<br />
Zuchtbetrieb verbannt wer<strong>den</strong>. So berühmt war einst dieser Hengst,<br />
dass der Präsi<strong>den</strong>t der Kunstakademie München, Professor Ernst<br />
Strützel, <strong>den</strong> Auftrag akzeptierte, <strong>den</strong> Hengst Maximilian zu<br />
portraitieren. Das Bild dieses prachtvollen Tieres, einem Fuchs mit<br />
93 Damals war <strong>für</strong> das Süddeutsche Kaltblut die Bezeichnung „Noriker“ gebräuchlich und<br />
innerhalb dieser Rasse wurde zwischen Pinzgauern und Oberländern differenziert. In Bayern<br />
war hauptsächlich der Oberländer vertreten.