Ein Leben für den Hufbeschlag - Tiho Bibliothek elib - Tierärztliche ...
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<strong>Ein</strong>e gewisse Überalterung des Lehrkörpers an der <strong>Tierärztliche</strong>n Fakultät<br />
München war nicht zu übersehen. Stoß, Voit 122 , Giesenhagen, Brandl,<br />
Jodlbauer, Kitt, Pächtner, Vogel, Mayr und Schmitt waren Anfang der 20er<br />
Jahre bereits über 55 Jahre alt. Stoß, Kitt und Mayr entstammten der<br />
Münchner Schule und auch diejenigen, die aus dem Staatsdienst kamen,<br />
hatten in München studiert (Vogel, Ernst und Müller). Auch die Humanmediziner<br />
Brandl, Voit, Jodlbauer und Süpfle hatten ihre Ausbildung in<br />
München absolviert, allerdings an der (Human-) Medizinischen Fakultät.<br />
Aus anderen Städten berufen waren lediglich Giesenhagen, Schmitt, Pächtner<br />
und Demoll (Koch 1972, 59-60). 123<br />
Die <strong>Tierärztliche</strong> Fakultät hatte immer noch mit dem alten Streit zwischen<br />
<strong>den</strong> humanmedizinischen und <strong>den</strong> tierärztlichen Dozenten zu kämpfen. Der<br />
ewige Krieg zwischen tierärztlichen und nicht-tierärztlichen Professoren<br />
lähmte das Fakultätsleben in <strong>den</strong> 20er Jahren. Den Tierärzten wurde ein zu<br />
enger Gesichtskreis vorgeworfen und dass sie zu wenig Kontakt zu <strong>den</strong><br />
anderen Fakultäten suchten. Der Grund wurde darin gesehen, dass sie sich<br />
vom Stu<strong>den</strong>ten zum Professor an der gleichen Stelle „heraufgedient“<br />
hatten. Bei manchem Professor konnte man die Absicht nicht verleugnen,<br />
dass er sich einen bestimmten Assistenten als Nachfolger „heranzuziehen“<br />
versuchte (Koch 1972, 25, 60).<br />
Viele der tierärztlichen Professoren waren nicht habilitiert, da das <strong>für</strong><br />
Tierärzte erst seit 1910 möglich war. Doch auch nach dem Krieg bemühte<br />
sich kaum einer, die Habilitation nachzuholen, wenn er als Nachfolger<br />
eines Professors eingesetzt wor<strong>den</strong> war. So galten die Tierärzte als<br />
„Schmalspurakademiker“. Die tierärztlichen Professoren kritisierten wiederum,<br />
dass die <strong>Tierärztliche</strong> Fakultät zum „Ablageplatz <strong>für</strong> ältere Münchner<br />
medizinische Privatdozenten verkommen sei, die keinen Ruf mehr<br />
erhalten konnten“ (Koch 1972, 60-61). Die Folgen dieses Streits<br />
erstreckten sich auch auf die Stu<strong>den</strong>ten. Berufungen wur<strong>den</strong> zusätzlich<br />
erschwert und hinausgezögert und Habilitationen erwiesen sich beinahe als<br />
unmöglich, da die jeweilige „Gegenseite“ grundsätzlich <strong>Ein</strong>spruch erhob.<br />
122 „Voit war von 1911 bis 1914 Rektor der <strong>Tierärztliche</strong>n Hochschule und anschließend<br />
erster Dekan der <strong>Tierärztliche</strong>n Fakultät. Als letzter Mediziner auf dem Lehrstuhl <strong>für</strong><br />
Physiologie und Diätetik emeritierte er 1926“ (Gieseke 1990, 68).<br />
123 Anton Stoß, Erwin Voit, Karl Giesenhagen, Joseph Brandl, Albert Jodlbauer, Theodor<br />
Kitt, Johannes Pächtner, Leonhard Vogel, Josef Mayr, Franz Schmitt, Wilhelm Ernst, Max<br />
Müller, Karl Süpfle und Reinhard Demoll. Der Übersicht halber wurde im Text auf die<br />
Vornamen verzichtet.