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Ein Leben für den Hufbeschlag - Tiho Bibliothek elib - Tierärztliche ...

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Hans Jöchle kam im WS 1913/14 an die Königliche Bayerische <strong>Tierärztliche</strong><br />

Hochschule, an der sich die wesentlichen Rahmenbedingungen erst<br />

vor kurzem so grundlegend geändert hatten. In diesem Semester waren an<br />

der <strong>Tierärztliche</strong>n Hochschule 411 Studierende eingeschrieben (Eichhorn<br />

1951, 42). Doch schon im Oktober 1914 (Voit 1926, 119) wurde die<br />

Hochschule durch besonderen <strong>Ein</strong>satz von Prinz Ludwig in die Universität<br />

eingegliedert. Die Universität wollte die <strong>Tierärztliche</strong> Fakultät aber nicht<br />

so recht als gleichwertige Fakultät anerkennen und so musste sie immer<br />

wieder als Beispiel <strong>für</strong> nichtwissenschaftliche, halb-akademische Arbeit<br />

herhalten. Auch in der Öffentlichkeit war die Veterinärmedizin wenig<br />

angesehen. Die im Geist des historisch-literarischen Humanismus erzogene<br />

Bürgerschicht hatte Probleme, die Veterinäre, die sich aus dem Milieu der<br />

Schmiede und Abdecker entwickelt hatten, als Akademiker anzuerkennen<br />

(Koch 1972, 1).<br />

Die Stu<strong>den</strong>ten rekrutierten sich hauptsächlich aus Tierarzt- und Bauernsöhnen.<br />

Während der Tierarzt-Nachwuchs <strong>den</strong> Anschein erweckte, ohnehin<br />

alles - besser - zu wissen, waren die Bauernsöhne bestrebt, die ihnen ermöglichte<br />

Ausbildung zu nutzen und möglichst viel zu lernen. Dazwischen<br />

fan<strong>den</strong> sich einige Theologen, die umgesattelt hatten (Koch 1972, 13). <strong>Ein</strong><br />

Großteil der Veterinärstu<strong>den</strong>ten hatte sich einer Korporation angeschlossen,<br />

meistens einer farbentragen<strong>den</strong> Verbindung, und verpflichtete<br />

sich damit zu einer Zugehörigkeit auf <strong>Leben</strong>szeit (Baier 1990, 12).<br />

Bevorzugt wur<strong>den</strong> die Burschenschaft „Alemannia“ und die Corps „Saxo-<br />

Thuringia“, „Suebo-Salingia“ und „Vandalia“. Für das Studium wurde eine<br />

möglichst aufs Praktische ausgerichtete Ausbildung angestrebt. Nur eine<br />

Minderheit der Stu<strong>den</strong>ten, meistens städtischer Herkunft, ergriff <strong>den</strong> Beruf,<br />

um kranken Tieren helfen zu können. Für die Mehrheit der meist vom<br />

Lande stammen<strong>den</strong> Stu<strong>den</strong>ten war „Tierschutz“ ein Fremdwort, und es<br />

stan<strong>den</strong> eher die wirtschaftlichen Interessen im Vordergrund (Koch 1972,<br />

14-15).<br />

Wenn einem begabten süddeutschen, katholischen Bauernsohn das<br />

Studium ermöglicht wurde, war es selbstverständlich, dass er Theologie<br />

studierte und Pfarrer wurde. Erst wenn Probleme mit dem Zölibat auftauchten,<br />

wurde oft umgesattelt. Die Humanmedizin wurde auf dem Land<br />

von örtlichen Heilkundigen ausgeübt. Dem „studierten Doktor“ wurde eher<br />

misstraut. <strong>Ein</strong> Jurist lebte vom Betrug, das war nichts <strong>für</strong> einen ehrlichen<br />

Bauernsohn. Und Lehrer und Beamte waren aus Sicht der Bauern schlecht<br />

bezahlte Knechte. So blieb nur die Tiermedizin: <strong>Ein</strong>en Tierarzt, „<strong>den</strong><br />

braucht man, und der wird gut bezahlt. Man kann ja sehen, daß Tierärzte,

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