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Ein Leben für den Hufbeschlag - Tiho Bibliothek elib - Tierärztliche ...

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6 Schlussbetrachtung<br />

270<br />

Die Biographie Hans Jöchles schildert die Geschichte eines Landwirtssohnes<br />

aus dem Allgäu, der zum Professor aufstieg. Er durchlief die<br />

übliche Karriere: Stu<strong>den</strong>t und danach Assistent an der Universität. Die<br />

Unterstützung durch seinen Bundesbruder Professor Erwin Moser,<br />

Vorstand des Instituts <strong>für</strong> Huf- und Beschirrungskunde und der Staatlichen<br />

<strong>Hufbeschlag</strong>schule München, war sicherlich mit ausschlaggebend <strong>für</strong> die<br />

Wahl der Fachrichtung <strong>Hufbeschlag</strong>. <strong>Ein</strong>e Habilitation konnte sich Jöchle<br />

aus finanziellen Grün<strong>den</strong> jedoch nicht leisten und nahm deshalb eine Stelle<br />

als Kreiswanderlehrer <strong>für</strong> <strong>Hufbeschlag</strong> an. Seine Bedeutung als Wissenschaftler<br />

liegt weniger in der Entwicklung neuer <strong>Hufbeschlag</strong>smetho<strong>den</strong><br />

oder -arten als in der Aufklärungsarbeit an der Basis. Schon vor der<br />

Machtergreifung hatte sich Hans Jöchle <strong>für</strong> <strong>den</strong> Tierschutz eingesetzt. Er<br />

bemühte sich um Aufklärung der Pferdebesitzer über <strong>den</strong> schädlichen<br />

<strong>Ein</strong>fluss schlechter Haltungsbedingungen und mangelnder Hufpflege und<br />

um die Verbesserung der Ausbildung der Hufschmiede. Nicht zuletzt durch<br />

die Bekämpfung erblicher Hufmängel beim Süddeutschen Kaltblut<br />

bewahrte Jöchle die bayerische Pferdezucht vor schwerwiegen<strong>den</strong><br />

Schä<strong>den</strong>. Am <strong>Hufbeschlag</strong> an sich hat sich seit dieser Zeit bis heute kaum<br />

etwas verändert. Trotz zahlreicher Versuche, Alternativen zu entwickeln,<br />

sind die <strong>Hufbeschlag</strong>smetho<strong>den</strong> bis heute erhalten geblieben (vgl. Kratz<br />

2001, 99).<br />

Nach der Machtergreifung durchdrang die nationalsozialistische Ideologie<br />

sämtliche Bereiche, das Handwerk und die Landwirtschaft waren bevorzugte<br />

Zielgruppen. Auch Hans Jöchle trat 1937 in die NSDAP ein, weil er<br />

sich ohne Parteimitgliedschaft zunehmend beruflichen Ärger eingehandelt<br />

hätte. Möglicherweise wäre sonst auch die Ernennung zum Professor<br />

gescheitert. Die unverhoffte Ernennung des Praktikers zum Professor - an<br />

der <strong>Tierärztliche</strong>n Fakultät in München jedoch nicht unüblich - erfolgte<br />

1939, also erst zwei Jahre nach Professor Mosers Tod.<br />

Anfangs strebte der Berufungsausschuss eine <strong>Ein</strong>ziehung des Hufkundeinstituts<br />

und eine Vertretung des Fachs durch <strong>den</strong> Chirurgen Prof.<br />

Westhues an, wie es auch an <strong>den</strong> tierärztlichen Fakultäten Gießen und<br />

Leipzig üblich war. In München hatte es zwischen <strong>den</strong> bei<strong>den</strong> Instituten oft<br />

Kompetenzüberschneidungen und -streitigkeiten gegeben. Durch diese<br />

Umstrukturierung sollte nun die Errichtung eines Lehrstuhls <strong>für</strong> <strong>Leben</strong>smittelkunde<br />

oder Parasitologie ermöglicht wer<strong>den</strong>, die an anderen tierärztlichen<br />

Bildungsstätten bereits etabliert waren. Das Reichskriegsminis-

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