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Ein Leben für den Hufbeschlag - Tiho Bibliothek elib - Tierärztliche ...

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172<br />

Am 30. April 1945 geriet Schulze in US-Gefangenschaft, aus der er erst<br />

am 16. Januar 1947 wieder entlassen wurde (Deutsche Dienststelle Berlin<br />

2005, schriftl. Mitt.). Er stand ausgebombt und ohne Arbeit auf der Straße<br />

und ging deshalb mit 64 Jahren wieder in die Praxis (Herter 1951, 385). Er<br />

verdiente sein Geld als Rennbahntierarzt in München-Riem 120 und Berater<br />

der Kommission <strong>für</strong> Vollblutzucht und Rennen <strong>für</strong> Bayern. „Ob ich mich<br />

daneben um eine Lehrtätigkeit an der Fakultät in München bemühe, weiß<br />

ich selbst noch nicht. Angeschnitten ist die Frage“ (UA HUB Vet. med.<br />

Fak. Nr. 549, Curt Schulze). Da Schulze 30 Jahre lang eigene Traber besaß<br />

(Herter 1951, 383) schien er bestens dazu geeignet, <strong>den</strong> Rennstall und das<br />

Gestüt Isarland der Stadt München zu leiten (1948-1964) (König 1961,<br />

448; Zieger 1981, 450). Am 11. Oktober 1966 verstarb Curt Schulze in<br />

München, wo er seit dem 24. Juli 1948 gemeldet war (Stadtarchiv München<br />

2004, schriftl. Mitt.).<br />

<strong>Ein</strong>erseits höchster Veterinäroffizier im Oberkommando der Wehrmacht<br />

und Leiter des Kriegsveterinärdienstes in Feld- und Ersatzheer und andererseits<br />

bekannter Nazigegner, spiegelt Schulze die traditionell nationalkonservative<br />

Haltung des Militärs des Kaiserreichs wider.<br />

Die <strong>Hufbeschlag</strong>sfrage, die <strong>den</strong> Konflikt zwischen Jöchle und Schulze<br />

schürte, ist aus heutiger Sicht von geringer fachlicher Bedeutung. Schulze<br />

war jedoch, wie Jöchle auch, eine Autorität auf dem Gebiet des <strong>Hufbeschlag</strong>s,<br />

und beide duldeten keine Kritik an ihren <strong>Hufbeschlag</strong>smetho<strong>den</strong>.<br />

Die Strafversetzung muss als Machtdemonstration Schulzes angesehen<br />

wer<strong>den</strong> und Jöchle blieb keine Möglichkeit, seine Ansichten zu verteidigen.<br />

Mit der Kriegsveterinärvorschrift von 1939 121 wurde die Schulzesche<br />

<strong>Hufbeschlag</strong>smethode <strong>für</strong> Jöchle verbindlich.<br />

Nach 1945 ist keine Verbindung zwischen Schulze und Jöchle mehr<br />

rekonstruierbar, obwohl sich beide in München aufhielten und wichtige<br />

Persönlichkeiten in Pferdehalterkreisen darstellten. Immerhin hatte Schulze<br />

in Erwägung gezogen, sich an der <strong>Tierärztliche</strong>n Fakultät München um<br />

einen Lehrauftrag zu bewerben (siehe oben), wozu es aber nach der<br />

Aktenlage doch nie gekommen ist.<br />

120 Zur damaligen Situation auf der Rennbahn und zur Pferdebehandlung in München-Daglfing<br />

(unmittelbar neben Riem) existieren Zeitzeugeninterviews mit <strong>den</strong> Trainern Richard<br />

Haselbeck und Rolf Luff (TiHoA o. Sign. 2005).<br />

121 Siehe Kap. 4.4: Kriegsveterinärvorschrift (1939), Entwurf. H. Dv. 56/6, Teil 6, Grundsätze<br />

<strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Hufbeschlag</strong>. Gedruckt in der Reichsdruckerei, Berlin, 6.

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