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Ein Leben für den Hufbeschlag - Tiho Bibliothek elib - Tierärztliche ...

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75<br />

weisung sah häufige Vorträge <strong>für</strong> Pferdezüchter, Landwirte und Hufschmiede<br />

vor. Nach der Gleichschaltung wur<strong>den</strong> auch diese landwirtschaftlichen<br />

und handwerklichen Veranstaltungen von der Partei durchdrungen.<br />

So kam es, dass 1936 bei einer Versammlung der Pferdezuchtgenossenschaft<br />

Garmisch in Bad Kohlgrub Hans Jöchle seinen bereits<br />

begonnenen Vortrag abbrechen musste, weil der Kreisbauernführer aus<br />

Weilheim vom Versammlungsleiter forderte, die „Vertreter und Angehörigen<br />

der Partei“ vor <strong>den</strong> nicht der Partei angehörigen sprechen zu<br />

lassen. 39 <strong>Ein</strong> anderes Mal lehnte ein Kreishandwerksmeister Jöchles<br />

Mitwirkung bei der Gesellenprüfung <strong>für</strong> Hufschmiede ab, weil Jöchle <strong>für</strong><br />

diese Aufgabe nicht „von der Partei namhaft gemacht wor<strong>den</strong> sei“. 40 Dabei<br />

war die Abnahme der Gesellenprüfung <strong>für</strong> Hufschmiede eine der<br />

wesentlichen Aufgaben des Fachberaters <strong>für</strong> <strong>Hufbeschlag</strong>. Andere<br />

Parteianhänger hetzten gegen Jöchle und verlangten, man solle Jöchle „bei<br />

seinen Beschlagbrückenbesuchen kurzerhand die Türe weisen“ (StAM<br />

SpkA K 814 Johannes Jöchle).<br />

Hinzu kam, dass die NSDAP 1937 bekannt gab, „dass bei Jahresende die<br />

Mitgliedschaft in der Partei abgeschlossen werde. Wer diese Gelegenheit<br />

nicht wahrnehme, könne nach Ende 1937 nicht mit Anstellung bzw.<br />

Wiederverwendung beim Staat rechnen“. Hans Jöchle war gläubiger<br />

Katholik und hatte gehofft, durch die Reaktivierung als Reserveveterinäroffizier<br />

1936 der Parteimitgliedschaft entgehen zu können. Doch<br />

nach dem Zwischenfall bei der Pferdezüchterversammlung in Bad<br />

Kohlgrub 1936 war Jöchle schwer beunruhigt. Die Röhm-Affäre 1934 und<br />

Gerüchte über Konzentrationslager im Hinterkopf entschloss er sich, seiner<br />

Familie und seiner Arbeit zuliebe, am 1. Mai 1937 in die NSDAP<br />

einzutreten. Dabei hoffte er immer noch auf ein <strong>Ein</strong>greifen des Militärs 41<br />

(Jöchle, W. 2004, mdl. Mitt; PrivAWJ, Fragebogen der Militärregierung,<br />

15.1.1946). Nun im Besitz eines vorläufigen Mitgliedsausweises glaubte<br />

sich Hans Jöchle gegen weitere Demütigungen und Drohungen gewappnet,<br />

doch ein Kreisbauernführer erklärte ihm: „Und trotzdem wer<strong>den</strong> Sie nie<br />

ein Nationalsozialist wer<strong>den</strong>“ (StAM SpkA K 814 Johannes Jöchle).<br />

Hans Jöchle verband noch ein weiteres Erlebnis mit Bad Kohlgrub. Er litt<br />

an „chronischem Ischias“ und machte deshalb von 1933 bis 1938 jährliche<br />

39<br />

Bestätigt durch <strong>den</strong> Bürgermeister und vier Landwirte aus Bad Kohlgrub am 12. März 1946<br />

(StAM SpkA K 814 Johannes Jöchle).<br />

40<br />

Diese Begebenheit wurde während Hans Jöchles Entnazifizierungsverfahren von Schmiedemeister<br />

Johann Steger bestätigt (StAM SpkA K 814 Johannes Jöchle).<br />

41<br />

Vgl. hierzu Fortner (1964, 569).

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