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Rechtsextremismus im Sport in Deutschland und im internationalen ...

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E<strong>in</strong> großer Teil der aktuellen Beispiele bezieht sich auf untere Ligen, da, anders als etwa<br />

noch <strong>in</strong> den 1980er- oder 1990er-Jahren, der Profifußball heute gegen direkte Unterwande-<br />

rungen der Fanszene wie etwa Wahlwerbung <strong>und</strong> Propagandaaktionen <strong>im</strong> Stadionumfeld<br />

besser gewappnet ist – durch professionelle Strukturen, größere Aufmerksamkeit der Medien,<br />

stärkere Überwachung <strong>und</strong> auch e<strong>in</strong> geschärftes Bewusstse<strong>in</strong> der Fanszene selbst bzw.<br />

deren Unwilligkeit, sich <strong>in</strong>strumentalisieren zu lassen. 237<br />

Die Konsequenz daraus haben<br />

auch die rechten Organisationen gezogen. Dies zum<strong>in</strong>dest sagt Klaus Beier, Landesvorsit-<br />

zender der Brandenburger NPD <strong>und</strong> B<strong>und</strong>essprecher der Partei, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Interview mit dem<br />

Fußballmagaz<strong>in</strong> RUND deutlich, verpackt diese Erkenntnis allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e durchaus „fa-<br />

naff<strong>in</strong>e“ Kritik an der Kommerzialisierung des Profifußballs:<br />

„Für uns ist die Zweite Liga <strong>in</strong>teressant, vor allem aber die Regional- <strong>und</strong> Oberligen,<br />

was unsere nationalen Botschaften angeht. Die B<strong>und</strong>esliga selbst ist schon so kom<br />

merziell, <strong>und</strong> die meisten Besucher dort s<strong>in</strong>d politisch völlig abgestumpft; das s<strong>in</strong>d<br />

doch nur Brot <strong>und</strong> Spiele.“ 238<br />

Nicht nur für Vere<strong>in</strong>e besteht das Problem der Ab- <strong>und</strong> Ausgrenzung von rechtsextremen<br />

Fans <strong>und</strong> Fangruppierungen, sehr konkret wird dieser Konflikt auch für die sozialpädagogisch<br />

arbeitenden Fanprojekte, zu deren Auftrag u. a. der „Abbau extremistischer Orientierungen“<br />

gehört. 239<br />

Um dieses Ziel zu erreichen, ist e<strong>in</strong>e Beschäftigung <strong>und</strong> Ause<strong>in</strong>andersetzung mit<br />

rechtsextrem denkenden oder agierenden Fußballfans, <strong>in</strong>sbesondere Jugendlichen, nötig.<br />

Die s<strong>in</strong>nvollen Grenzen für die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung dieser Klientel <strong>in</strong> die tägliche Arbeit des<br />

Fanprojekts zu ziehen <strong>und</strong> diese Haltung nach außen zu kommunizieren, erweist sich jedoch<br />

<strong>in</strong> manchen Fällen als schwierig. Im August bzw. Oktober 2008 warfen das Antifaschistische<br />

Plenum Braunschweig bzw. das Aktionsbündnis „Ladenschluss“ <strong>in</strong> Leipzig den<br />

örtlichen Fanprojekten vor, „auf dem rechten Auge bl<strong>in</strong>d“ zu se<strong>in</strong>. 240<br />

237<br />

Dennoch zeigen die Beispiele Aachen <strong>und</strong> Dortm<strong>und</strong>, dass weniger sichtbare Verb<strong>in</strong>dungen zwischen Fanszene<br />

<strong>und</strong> organisierter rechter Szene auch <strong>im</strong> Profifußball existieren. E<strong>in</strong> weiteres Beispiel aus der (damaligen) 2. Liga<br />

allerd<strong>in</strong>gs ist die bereits erwähnte Präsenz rechtsextremer Fans be<strong>im</strong> Karlsruher SC, die <strong>im</strong> Herbst 2006 <strong>in</strong> Angriffe<br />

gegen (als l<strong>in</strong>ks geltende) Fans des FC Carl Zeiss Jena gipfelte, sowie die Situation be<strong>im</strong> Erstligisten Werder Bremen,<br />

die <strong>im</strong> Abschnitt Präventionskonzepte unter „Das Beispiel Bremen“ genauer beleuchtet wird.<br />

238<br />

„Vor allem die Regional- <strong>und</strong> Oberligen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>teressant“, Interview mit Klaus Beier, geführt von Olaf S<strong>und</strong>ermeyer,<br />

<strong>in</strong>: RUND, Themenwoche Nazis <strong>im</strong> Spiel, 6.2.2007. Die Berl<strong>in</strong>er Staatsanwaltschaft erhob <strong>im</strong> Frühjahr 2008 gegen<br />

Beier <strong>und</strong> zwei weitere NPD-Funktionäre wegen des 2006 herausgegebenen „NPD-WM-Planers“ Anklagewegen<br />

Volksverhetzung. Äußerungen wie diese sagen natürlich noch nichts über die tatsächliche Umsetzung von<br />

möglichen NPD-Strategien <strong>und</strong> schon gar nicht über deren Erfolg.<br />

239<br />

Deutsche <strong>Sport</strong>jugend <strong>im</strong> Deutschen <strong>Sport</strong>b<strong>und</strong> (Hg.): Nationales Konzept <strong>Sport</strong> <strong>und</strong> Sicherheit, Frankfurt 2003.<br />

240<br />

Offener Brief an das Fanprojekt Braunschweig. Auf dem rechten Auge bl<strong>in</strong>d?,<br />

www.braunschweig.antifa.net/<strong>in</strong>dex.php/news-archiv-ma<strong>in</strong>menu-38/81-auf-dem-rechten-auge-bl<strong>in</strong>d, 29.12.2008.<br />

Hier g<strong>in</strong>g es um die Teilnahme rechtsextremer Fans an e<strong>in</strong>em vom Fanprojekt ausgerichteten Turnier, <strong>im</strong> Fall<br />

Leipzig um die generelle „Betreuung“ der bereits erwähnten rechtsextremen Fangruppe „Blue Caps“ durch das<br />

Fanprojekt <strong>und</strong> die Bereitstellung von Räumlichkeiten: Nazidemonstration am 25.10.2008 <strong>in</strong> Leipzig wird von der<br />

vom Fanprojekt des 1. FC Lok Leipzig betreuten Fan-Gruppierung „Blue Caps“ beworben, 13.10.2008,<br />

http://ladenschluss.blogsport.de/2008/10/16/nazidemonstration-am-2510-<strong>in</strong>-leipzig/, 29.12.2008. Zu den Grenzen<br />

der akzeptierenden Jugendarbeit mit rechtsextremen Jugendlichen <strong>im</strong> <strong>Sport</strong>kontext generell siehe auch Frieden,<br />

Urs/Z<strong>im</strong>mermann, David: Antirassismus <strong>und</strong> Arbeit mit Rechtsradikalen, <strong>in</strong>: Z<strong>im</strong>mermann, David/Lehmann, Anton

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