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Rechtsextremismus im Sport in Deutschland und im internationalen ...

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Situationsbeschreibungen zu Frankreich, Italien <strong>und</strong><br />

Österreich<br />

Vor dem Endspiel der Weltmeisterschaft <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> verlasen die Kapitäne der italieni-<br />

schen <strong>und</strong> der französischen Nationalmannschaften Botschaften gegen Rassismus. „Man<br />

darf sich nicht auf Appelle <strong>und</strong> Worte beschränken, sondern muss mit dem eigenen Verhalten<br />

e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>deutiges Zeugnis ablegen. Dies gilt <strong>in</strong>sbesondere für uns Fußballspieler“, schrieb der<br />

Italiener Fabio Cannavaro. Und der französische Fußballstar Z<strong>in</strong>éd<strong>in</strong>e Zidane erklärte: „Der<br />

Rassismus hat <strong>in</strong> unserer Gesellschaft nichts zu suchen – <strong>und</strong> schon gar nicht <strong>im</strong> Fuß<br />

ball.‟" 462<br />

Expert/<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d sich e<strong>in</strong>ig, dass Gewalt <strong>und</strong> <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> Fußball gesamteuro-<br />

päische Phänome s<strong>in</strong>d. Von Problemen mit Rassismus <strong>in</strong> den Stadien wird regelmäßig unter<br />

anderem aus Italien, Frankreich, Spanien <strong>und</strong> Polen berichtet. In Polen beispielsweise sche<strong>in</strong>t<br />

die Situation besonders gravierend zu se<strong>in</strong>, sie sei aber nicht e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>zuschätzen, wie Kurt<br />

Wachter von der Anti-Diskr<strong>im</strong><strong>in</strong>ierungs-Initiative FairPlay <strong>in</strong> Wien betont. Mal gebe es<br />

vermehrt Medienberichte aus Spanien, dann wieder aus <strong>Deutschland</strong> oder – wie <strong>in</strong> den<br />

letzten Monaten – aus Frankreich. „Aber es gibt ke<strong>in</strong>e Statistiken.“ 463<br />

Vorfälle mit rechtsextremistischem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> aus den Fußballstadien der Profiligen <strong>in</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> anderen europäischen Ländern s<strong>in</strong>d, wenn auch nicht <strong>in</strong> ihrer Gesamtheit<br />

e<strong>in</strong>schätzbar, so doch zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> der Medienberichterstattung deutlich präsenter als ent-<br />

sprechende Vorfälle <strong>im</strong> Amateurfußball <strong>und</strong> <strong>in</strong> anderen <strong>Sport</strong>diszipl<strong>in</strong>en. Allerd<strong>in</strong>gs gehen<br />

Expert/<strong>in</strong>nen davon aus, dass offen geäußerter Rassismus <strong>und</strong> Diskr<strong>im</strong><strong>in</strong>ierung <strong>im</strong> Amateur-<br />

fußball nach wie vor Alltag ist. „Je weiter unten, umso größer die Problematik“, zitiert Wachter<br />

aus e<strong>in</strong>er f<strong>in</strong>nischen Studie. Hauptursache ist dort die fehlende Integration. „In den städti-<br />

schen Fußballclubs <strong>im</strong> Regionalfußball s<strong>in</strong>d die meisten Spieler Migranten, das Drumherum<br />

– Schiedsrichter, Verbandsleute – wird von E<strong>in</strong>he<strong>im</strong>ischen gemacht“, sagt Wachter. Für die<br />

Vere<strong>in</strong>e der E<strong>in</strong>wanderer gebe es ke<strong>in</strong>e Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsplätze, ke<strong>in</strong>e Kab<strong>in</strong>en usw. Auf dem Spiel-<br />

feld ist Fußball ethnisch gemischter als die Gesellschaft, doch an den Schaltstellen der Macht<br />

dom<strong>in</strong>iert e<strong>in</strong>e Hautfarbe: „Tra<strong>in</strong>er, Vorstand, Manager, VIPs s<strong>in</strong>d meist Weiße“, sagt<br />

Wachter. Auch diesem „strukturellen Rassismus“ sagen FairPlay <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Partner den<br />

Kampf an. Er wird noch länger dauern als der Kampf gegen das „Affengeschrei.“<br />

Die nachfolgende Situationsbeschreibung zu den Ländern Frankreich, Italien <strong>und</strong> Österreich<br />

kann nur als e<strong>in</strong>e Zusammenfassung der auf der Ersche<strong>in</strong>ungsebene präsenten Vorfälle<br />

verstanden werden. Sie ist Ergebnis e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiven Internetrecherche <strong>und</strong> geführter Tele-<br />

fon<strong>in</strong>terviews mit Experten zum Thema <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>in</strong> den drei Ländern. Dennoch<br />

462<br />

Wolf, Joach<strong>im</strong>: Fußball <strong>und</strong> <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>in</strong> Europa. E<strong>in</strong>e Übersicht, S. 2,<br />

http://www.bpb.de/themen/4IFKR4,1,0,Fu%DFball_<strong>und</strong>_<strong>Rechtsextremismus</strong>_<strong>in</strong>_Europa.html, 16.1.2009.<br />

463<br />

Hier <strong>und</strong> <strong>im</strong> Folgenden: Zitiert nach Böglia, Boris: Rote Karte für Rassismus, Amnesty Journal/Juni 2008,<br />

http://www.amnesty.de/journal/2008/juni/rote-karte-fuer-rassismus, 16.1.2009.

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