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Rechtsextremismus im Sport in Deutschland und im internationalen ...

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anderen <strong>Sport</strong>arten <strong>und</strong> mögliche H<strong>in</strong>tergründe für dieses Ungleichgewicht werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

gesonderten Kapitel diskutiert. Der Recherchezeitraum konzentriert sich auf Vorfälle nach<br />

2005, zum e<strong>in</strong>en da die Materialfülle ansonsten zu groß wäre, zum anderen, da sowohl der<br />

Forschungszeitraum der Studie von Pilz/Behn/Klose u. a. als auch der Vorlauf zur Weltmeisterschaft<br />

2006 <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> hier e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Zäsur bieten. 183<br />

Im Folgenden wird zumeist<br />

von „Fans“ die Rede se<strong>in</strong>, dabei ist jedoch zu beachten, dass die erwähnten Beispiele nicht<br />

durchgehend den „Fanblock“, d. h. den Stehplatzbereich, <strong>in</strong> dem sich die besonders aktiven<br />

Fans aufhalten, betreffen. Rechtsextreme, rassistische <strong>und</strong> antisemitische Äußerungen wer-<br />

den auch vom sitzenden Publikum etwa auf der Haupttribüne getätigt, das aber <strong>in</strong> dieser<br />

H<strong>in</strong>sicht weniger stark unter Beobachtung (vonseiten des Ordnerpersonals, der Fanbeauf-<br />

tragten <strong>und</strong> Fanprojektler/<strong>in</strong>nen) steht. Für die Zwecke dieser Expertise ist e<strong>in</strong>e trennschär-<br />

fere Betrachtung der „Fans“ <strong>in</strong> verschiedenen Kategorien <strong>und</strong> Gruppierungen jedoch nicht<br />

möglich.<br />

Auf den Zuschauerrängen von Stadion <strong>und</strong> Fußballplatz<br />

Die Stadien des Profifußballs <strong>und</strong> die Plätze des Amateursports s<strong>in</strong>d Orte, an denen rechts-<br />

extremistische Parolen, Banner <strong>und</strong> Verhaltensweisen der Zuschauer <strong>und</strong> Fans <strong>in</strong> verschie-<br />

denen Formen zu beobachten s<strong>in</strong>d. Im Folgenden sollen e<strong>in</strong>ige Facetten näher beleuchtet<br />

werden. Neben der e<strong>in</strong>gangs ausgeführten generellen Def<strong>in</strong>ition von <strong>Rechtsextremismus</strong><br />

spielt dabei sowohl die Qualität der jeweiligen Ereignisse, also die <strong>in</strong> Liedern oder Parolen<br />

enthaltenen Inhalte, Anspielungen usw., als auch die Zahl der beteiligten Personen e<strong>in</strong>e<br />

Rolle. Wird etwa das sogenannte „U-Bahn-Lied“ („E<strong>in</strong>e U-Bahn bauen wir von XY bis nach<br />

Auschwitz“) von e<strong>in</strong> oder zwei Fans angest<strong>im</strong>mt, vom Rest aber nicht aufgenommen, ist dies<br />

e<strong>in</strong>e andere Situation, als wenn der halbe Fanblock <strong>in</strong> den Gesang e<strong>in</strong>fällt. E<strong>in</strong>e Rolle spielt<br />

zudem die unterschiedliche Bewertung <strong>und</strong> E<strong>in</strong>ordnung rechtsextremer Vorfälle unter Fans<br />

<strong>und</strong> Zuschauern. Hier greift <strong>in</strong>sbesondere, was Behn <strong>und</strong> Schwenzer als „kulturelle Logik des<br />

Fußballstadions“ beschrieben haben: Rassistische, diskr<strong>im</strong><strong>in</strong>ierende <strong>und</strong> eben teilweise auch<br />

rechtsextremistische Gesänge, Sprüche <strong>und</strong> Besch<strong>im</strong>pfungen werden <strong>im</strong> Fußballkontext<br />

anders wahrgenommen (<strong>und</strong> zwar nicht nur von Fans, sondern auch von Aktiven, Funk-<br />

tionären <strong>und</strong> teilweise auch den Medien), als <strong>in</strong> anderen gesellschaftlichen Bereichen. Die<br />

Wendung „Das ist be<strong>im</strong> Fußball eben so“ fasst e<strong>in</strong>e Haltung zusammen, die solche Vor-<br />

kommnisse als Provokation, legit<strong>im</strong>es Abreagieren von Spannung, massenpsychologisches<br />

183<br />

E<strong>in</strong>en Überblick über Beispiele aus den 80er- <strong>und</strong> 90er-Jahren liefern u. a. die Ausstellung „Tatort Stadion.<br />

Rassismus <strong>und</strong> Diskr<strong>im</strong><strong>in</strong>ierung“, deren Schautafeln <strong>im</strong> Internet nachzulesen s<strong>in</strong>d (Tatort Stadion, Ausstellung,<br />

www.tatort-stadion.de/ausstellung/ausstellung1.htm, 12.2.2009), der dazugehörige Sammelband (Dembowski,<br />

Gerd/Scheidle, Jürgen (Hg.): Tatort Stadion: Rassismus, Antisemitismus <strong>und</strong> Sexismus <strong>im</strong> Fußball, Köln 2002) oder<br />

e<strong>in</strong>e Veröffentlichung von 1993, <strong>in</strong> der Journalist/<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Wissenschaftlern sowie Fußballprofis ihre E<strong>in</strong>drücke <strong>und</strong><br />

Analysen schildern (Fußball <strong>und</strong> Rassismus. Mit Beiträgen von Beiersdorfer, Dietmar/Golz, Richard/Nijhuis, Alfred u.<br />

a., Gött<strong>in</strong>gen 1993).

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