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Rechtsextremismus im Sport in Deutschland und im internationalen ...

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allsports <strong>und</strong> der mit ihm verb<strong>und</strong>enen kulturellen Praxen <strong>und</strong> Zuschreibungen 292<br />

zu jenen Werten,<br />

die sich auch <strong>in</strong> rechtsextremer Ideologie wiederf<strong>in</strong>den: Männlichkeits- <strong>und</strong> Härteideale, Betonung von Körperlichkeit, klare Gegnerschaft,<br />

hierarchische Strukturen bei gleichzeitiger Beschwörung von Kameradschaft <strong>und</strong> Zusammenhalt usw.<br />

293<br />

Diese Elemente,<br />

die sich nicht nur auf der Ebene des aktiven <strong>Sport</strong>s, sondern auch <strong>und</strong> – seit dem Boom des<br />

Frauenfußballs – vielleicht sogar noch stärker <strong>im</strong> Bereich der Fankultur f<strong>in</strong>den, machen den<br />

Fußball als Vehikel für rechtsextreme Inhalte <strong>und</strong> als Ort für entsprechende Agitation deutlich<br />

anschlussfähiger, als es Tischtennis oder Leichtathletik je se<strong>in</strong> könnten.<br />

Teilweise kommt es offenbar zu Überschneidungen bzw. Verlagerungen der Fanszene. So<br />

wanderte <strong>in</strong> den 90er-Jahren e<strong>in</strong> großer Teil der BFC-Dynamo-Anhänger zum Eishockey ab,<br />

weswegen das Berl<strong>in</strong>er Fanprojekt zeitweise auch hier Fanarbeit leistete. Aktuell sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e<br />

gewisse Überschneidung von Fußballfans <strong>und</strong> Besuchern von Freefight-Veranstaltungen zu<br />

existieren. Zum<strong>in</strong>dest für Sachsen liegen hier entsprechende Beobachtungen vor:<br />

„‟HOO-NA-RA‟ – rufen die fast 300 Neonazis zwischen den anderen 500 Gästen des ‚Fight<br />

Club Chemnitz‟. ‚HOO-NA-RA‟ steht für ‚Hooligans – Nazis – Rassisten‟ <strong>und</strong> ist nicht nur der<br />

Schlachtruf, sondern auch die ebenso treffende wie ehrliche Selbstbezeich<br />

nung des lokalen Milieus aus Neonazis, Hools <strong>und</strong> Kr<strong>im</strong><strong>in</strong>ellen.“ 294<br />

Die Recherche zeigt, dass für <strong>Sport</strong>arten, die, was Fankultur betrifft, strukturelle Ähnlichkeiten<br />

mit dem Fußball aufweisen (größere Zuschauermenge, organisierte Fanszene, Vere<strong>in</strong>s-<br />

identifikation <strong>und</strong> hohe Emotionalität als entscheidende Faktoren) vere<strong>in</strong>zelt ebenfalls über<br />

rassistische Vorfälle berichtet wird, so etwa <strong>im</strong> Handball, wo nach Besch<strong>im</strong>pfungen e<strong>in</strong>es<br />

schwarzen Spielers durch Zuschauer <strong>in</strong> der 2. Liga auch für solche Fälle Spielaufsichten <strong>und</strong><br />

Videoaufzeichnungen e<strong>in</strong>gesetzt werden sollten. 295<br />

Auch für den Eishockeysport lassen sich<br />

beispielsweise <strong>in</strong> Fanforen Berichte über rassistische Besch<strong>im</strong>pfungen durch Fans f<strong>in</strong>den. 296<br />

In<br />

e<strong>in</strong>er Umfrage des Onl<strong>in</strong>e-Me<strong>in</strong>ungsportals „sozioland“ nach den Gründen für die Ableh<br />

292<br />

Dass diese Zuschreibungen nichts mit e<strong>in</strong>er tatsächlichen Natur des Fußballspiels an sich zu tun haben, sondern<br />

es tatsächlich um historisch gewachsene kulturelle Zuschreibungen geht, zeigt der Blick <strong>in</strong> die USA, wo Fußball eher<br />

als „weicher Frauensport“ gilt.<br />

293<br />

Für vertiefende E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> diese Zusammenhänge siehe u. a. Kreisky, Eva/Spitaler, Georg (Hg.): Arena<br />

derMännlichkeit. Über das Verhältnis von Fußball <strong>und</strong> Geschlecht, Frankfurt/Ma<strong>in</strong> 2006; Hagel, Antje/Selmer, Nicole/Sülzle,<br />

Almut (Hg.): gender kicks. Texte zu Fußball <strong>und</strong> Geschlecht. Schriftenreihe der Koord<strong>in</strong>ationsstelle Fanprojekte,<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong> 2005 sowie Selmer, Nicole: Watch<strong>in</strong>g the Boys Play. Frauen als Fußballfans, Kassel<br />

2004.<br />

294<br />

Fight Club Sachsen. „Stehst du auf der Gästeliste <strong>im</strong> Fight Club? – Der E<strong>in</strong>ritt ist hier nicht für jeden <strong>im</strong> Fight<br />

Club.“, Antifaschistisches Infoblatt 68, 4/2005, S. 27.<br />

295<br />

bri/sid/dpa: Handballer geschockt. Rassistische Pöbeleien auf der Tribüne, 17.11.2006, SPIEGEL ONLINE,<br />

www.spiegel.de/sport/sonst/0,1518,449245,00.html, 5.2.2009. Die Spielaufsichten werden allerd<strong>in</strong>gs nicht nur<br />

zurBeobachtung der Zuschauer, sondern auch etwa zu Kontrolle der E<strong>in</strong>haltung von Werberichtl<strong>in</strong>ien e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Über weitere Fälle von „Alltagsrassismus“ <strong>im</strong> Handball, d. h. ausländische Spieler/Tra<strong>in</strong>er werden für sportliche<br />

Talfahrt verantwortlich gemacht, berichtet: Bader, Sebastian: Rassismus: Göpp<strong>in</strong>ger Fans beleidigen eigene Spieler,<br />

<strong>Sport</strong>-Bild, 3.4.2008.<br />

296<br />

Vgl. beispielsweise die Schilderung des Users „Eisbärdaggi“ über „Affenrufe“ gegen e<strong>in</strong>en schwarzen Spieler, aber<br />

auch die folgenden „Nazis raus“-Rufe der Fans (DEG Metro Stars – Eisbären Berl<strong>in</strong> (Spiel 2), 5.4.2008,<br />

www.g-fans-blog.de/cms/deg-metro-stars-eisbaren-berl<strong>in</strong>-spiel-2/#comment-1701, 5.2.2009).

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