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Rechtsextremismus im Sport in Deutschland und im internationalen ...

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Fangruppierungen wie den „NS-Boys“ aus Chemnitz oder „Standarte Bremen“ wirken relativ<br />

professionell gestaltet, 282<br />

Abbildungen verbotener Symbole <strong>und</strong> Parolen s<strong>in</strong>d auf solchen<br />

Seiten – zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> den öffentlich zugänglichen Bereichen – meist nicht zu f<strong>in</strong>den. Auch<br />

Fotos s<strong>in</strong>d meist unverfänglich, sprich: strafrechtlich nicht relevant, bzw. werden etwa Ge-<br />

sichter von Personen, die den Hitler-Gruß zeigen, unkenntlich gemacht. Zusammengefasst<br />

wird diese Vorsicht auf der Startseite der Gruppierung Standarte Bremen folgendermaßen:<br />

„Der Besucher soll e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> unsere Welt bekommen, aber ke<strong>in</strong>e Informatio-<br />

nen mit denen man uns unsere Freiheit <strong>und</strong>/oder Freiheiten nehmen könnte. An alle Mit-<br />

sportler: Verzichtet auf Photo- <strong>und</strong> Filmaufnahmen, die euch <strong>in</strong> Aktion zeigen, <strong>und</strong> haltet öfter<br />

mal das Maul!“ 283<br />

Dennoch bleiben rechtsextreme Inhalte auch codiert lesbar: Sei es über e<strong>in</strong>e<br />

Farbgebung <strong>in</strong> Schwarz-Weiß-Rot, die Vermeidung von Anglizismen („Weltnetzseite“,<br />

„He<strong>im</strong>atseite“), nicht verbotene rechtsextreme Symbole oder auch e<strong>in</strong>fach nur E<strong>in</strong>träge <strong>im</strong><br />

Gästebuch, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong> abschließendes „gruSS“ steht. Der Umgang mit den Seiten solcher<br />

Fangruppierungen allerd<strong>in</strong>gs stellt Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Fanprojekten, aber auch<br />

andere Fans vor e<strong>in</strong>ige Herausforderungen, wenn sie, um beispielsweise über e<strong>in</strong>e<br />

Verl<strong>in</strong>kung der Website auf ihrem eigenen Internetauftritt zu entscheiden, von Inhalt <strong>und</strong><br />

Darstellung auf die politische Orientierung schließen müssen. 284<br />

Auch Musik kann als Schnittstelle zwischen rechtsextremer Ideologie <strong>und</strong> Fanszene funktio-<br />

nieren, derzeit vielleicht am bekanntesten ist die Bremer Band „Kategorie C“ (der Name be-<br />

zieht sich auf die polizeiliche E<strong>in</strong>stufung von Fans als gewaltsuchend), <strong>in</strong> der mit Sänger<br />

Hannes Ostendorf e<strong>in</strong> Mitglied der als rechtsextrem geltenden Fangruppe „Standarte“ aktiv<br />

ist. Nach Auflösung <strong>und</strong> teilweiser Umbenennung bezeichnet sich die Band auf ihrer Website<br />

heute als unpolitisch <strong>und</strong> Opfer von Verleumdungen – e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung, die von Rechtsrock-Experten<br />

nicht geteilt wird. 285<br />

Auch andere Bands mit Verankerung <strong>in</strong> der rechtsextremen<br />

Szene nehmen durch Namen wie „Dritte Halbzeit“ <strong>und</strong> Song- oder Albumtitel direkt Bezug auf<br />

Fußball <strong>und</strong> Fanszene. Mehrere u. a. <strong>im</strong> Vorfeld von Welt- oder Europameisterschaften<br />

produzierte entsprechende CDs wurden <strong>in</strong>diziert <strong>und</strong> beschlagnahmt, fanden aber<br />

dennoch Verbreitung. 286<br />

Die 2003 als kr<strong>im</strong><strong>in</strong>elle Vere<strong>in</strong>igung e<strong>in</strong>gestufte Band „Landser“ liefert mit „Alle deutschen<br />

Hooligans s<strong>in</strong>gen laut <strong>im</strong> Chor ‚Wieder mal ke<strong>in</strong> Tor für Türkiyemspor‟“ weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Vorla<br />

282<br />

www.luebschejugend.de, http://ns-boys.de, http://standarte-bremen.de, 2.1.2009.<br />

283<br />

http://standarte-bremen.de, 2.1.2009.<br />

284<br />

Vgl. dazu etwa Kopp, Johannes: Wie der Chemnitzer FC mit Rechten umgeht. Ultras, NS-Boys <strong>und</strong> die Kurve, <strong>in</strong>:<br />

taz vom 25.9.2008. Hier geht es um die Verl<strong>in</strong>kung zu der rechtsextremen Gruppe „NS-Boys“ auf den Internetseiten<br />

der Ultras Chemnitz <strong>und</strong> den Umgang der Fans <strong>und</strong> des Vere<strong>in</strong>s damit.<br />

285<br />

E<strong>in</strong>e Kurz<strong>in</strong>fo zu „Kategorie C“ f<strong>in</strong>det sich <strong>im</strong> entsprechenden Lexikone<strong>in</strong>trag des Internetportals Netz gegen Nazis,<br />

http://www.netz-gegen-nazis.de/lexikontext/kategorie-c, 23.1.2009. Mehr Informationen liefert Taler, Ingo: Fußball<br />

verb<strong>in</strong>det. Die Rechts-Rock-Band »Kategorie C – Hungrige Wölfe« auf »unpolitischem« Karrieresprung, <strong>in</strong>: Lotta Nr.<br />

31, Sommer 2008.<br />

286<br />

Dazu gehören der Sampler „Die Deutschen kommen II“ von 1999 (u. a. mit dem Song „Hopp Holland Hopp“ von<br />

Kategorie C) oder die CD „Zu Gast bei uns“ mit „politischen Fußballliedern“ von 2006.

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