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Rechtsextremismus im Sport in Deutschland und im internationalen ...

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ßen T-Shirts mit Gesängen wie „SS, SA, die Cottbuser s<strong>in</strong>d da“ <strong>in</strong>s Stadion <strong>und</strong> präsentier<br />

ten e<strong>in</strong> Transparent mit der Aufschrift „Ihr seid Ade – wir s<strong>in</strong>d weiß“. 193<br />

Die Ereignisse um diesen Fall weisen e<strong>in</strong>ige der Elemente auf, die nicht untypisch s<strong>in</strong>d für<br />

den Umgang mit rassistischen <strong>und</strong> rechtsextremen Vorfällen <strong>im</strong> Stadion: Der Stadionsprecher<br />

reagierte nicht auf die Beleidigungen des Spielers durch die Fans. Die tätlichen Angriffe<br />

gegen Ogungbure erfolgten erst, als der Schiedsrichter schon <strong>in</strong> der Kab<strong>in</strong>e war, <strong>und</strong> er-<br />

schienen schon deswegen nicht <strong>im</strong> Spielberichtsbogen. Auf se<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong>swebsite nahm der<br />

Hallesche FC lediglich Bezug auf die Platzstürmung durch die Leipziger Gästefans, das Ver-<br />

halten der eigenen Anhänger fand ke<strong>in</strong>e Erwähnung: „Leider konnte e<strong>in</strong> Teil der Gästefans<br />

diesen Schock nicht verkraften, so dass sich noch lange nach dem Abpfiff unschöne Szenen<br />

<strong>im</strong> <strong>und</strong> um den Gästeblock abspielten, die wir <strong>in</strong> Fußballstadien nicht sehen wollen.“ 194<br />

Auch<br />

der zuständige Fußballlandesverband NOFV tat sich sehr schwer, die Realität rassistischer<br />

Vorfälle zur Kenntnis <strong>und</strong> als Problem ernst zu nehmen. In e<strong>in</strong>er Erklärung vier Wochen nach<br />

den Ereignissen wird Ogungbure nicht erwähnt, benannt wird ordnungsgefährdendes, nicht<br />

rassistisches Verhalten: „In e<strong>in</strong>igen wenigen Spielen nutzen Störenfriede die Fußball<br />

spiele, um gegen Ordnung <strong>und</strong> Sicherheit zu verstoßen.“ 195<br />

Es ist das große Verdienst des DFB unter dem seit September 2006 alle<strong>in</strong> verantwortlichen<br />

Präsidenten Theo Zwanziger, hier e<strong>in</strong>en anderen Kurs e<strong>in</strong>geschlagen zu haben <strong>und</strong> auch von<br />

se<strong>in</strong>en Landesverbänden e<strong>in</strong>zufordern. Als es <strong>im</strong> Oktober 2006 bei der erneuten Partie-<br />

paarung Hallescher FC gegen FC Sachsen Leipzig wieder Urwaldlaute gegen Ogungbure<br />

gab, ließ Theo Zwanziger sich nicht nur von Verband <strong>und</strong> Vere<strong>in</strong>, sondern auch von Christopher<br />

Zenker <strong>und</strong> der Initiative „Wir s<strong>in</strong>d Ade“ über die Vorfälle <strong>in</strong>formieren. 196<br />

Im Herbst 2006<br />

wurde e<strong>in</strong>e Reihe von Vorfällen publik, die e<strong>in</strong>e Debatte darüber entfachten, wie rassistisch<br />

<strong>und</strong> rechtsextrem der deutsche Fußball bzw. die Fanszene ist: Be<strong>im</strong> DFB-Pokalspiel zwi-<br />

schen Hansa Rostock II <strong>und</strong> dem FC Schalke 04 <strong>im</strong> September wurde der Schalker Spieler<br />

Gerald Asamoah mit Affenlauten geschmäht. Wenige Tage später stand sogar e<strong>in</strong>e Erstliga-<br />

partie <strong>im</strong> Blickpunkt: Be<strong>im</strong> Spiel Alemannia Aachen gegen Borussia Mönchengladbach gab<br />

es zunächst vonseiten der Aachener, dann der Gladbacher Fans „Asylanten“-Rufe gegen<br />

schwarze Spieler der gegnerischen Mannschaft, <strong>und</strong> zwar laut genug, dass Schiedsrichter<br />

Michael We<strong>in</strong>er den Stadionsprecher zur Durchsage aufforderte, das Spiel würde bei e<strong>in</strong>er<br />

Wiederholung abgebrochen. Dieses Beispiel zeigt, dass trotz des Rückgangs von offenem<br />

Rassismus <strong>und</strong> <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>in</strong> der 1. <strong>und</strong> 2. B<strong>und</strong>esliga das Problem auch dort nicht<br />

193<br />

Kölmel, Michael: Treibjagd ohne Ende, <strong>in</strong>: Berl<strong>in</strong>er Zeitung vom<br />

194<br />

25.4.2006. 25.3.06 – Ausgleich <strong>in</strong> letzter Sek<strong>und</strong>e: Glückliches 2:2 (1:1) gegen Sachsen,<br />

www.hallescherfc.de/test/resy/newsarchiv_06_03.html, 6.1.2009.<br />

195<br />

Zit. nach: Wolf, Matthias/Kölmel, Michael: Das bürokratische Nachspiel. Der NOFV klärt die Übergriffe auf den<br />

Leipziger Ogungbure nicht auf, Berl<strong>in</strong>er Zeitung, 21.4.2006.<br />

196<br />

Kölmel, Michael/Herrmann, Boris: Ke<strong>in</strong> Wort. Der Nordostdeutsche Fußball-Verband reagiert zaghaft auf<br />

erneuterassistische Übergriffe gegen den Oberliga-Spieler Adebowale Ogungbure. Berl<strong>in</strong>er Zeitung, 5.10.2006.

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