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Rechtsextremismus im Sport in Deutschland und im internationalen ...

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Was <strong>in</strong> anderen gesellschaftlichen Bereichen als selbstverständliches offenes Bekenntnis zu<br />

Demokratie <strong>und</strong> Menschenrechten gelten mag, wird <strong>im</strong> Fußball mitunter ganz anders ver-<br />

standen. Unabhängig von der eigenen Überzeugung kann für Funktionäre <strong>und</strong> Fans die<br />

Forderung e<strong>in</strong>es Engagements gegen Rassismus bereits als politische Stellungnahme gelten,<br />

die sich nicht mit e<strong>in</strong>er erwünschten Neutralität bzw. e<strong>in</strong>er unpolitischen Kurve oder e<strong>in</strong>em<br />

unpolitischen Vere<strong>in</strong> verträgt. E<strong>in</strong>e Schwierigkeit, der sich auch die <strong>Sport</strong>jugend ge-<br />

genübersieht, wenn sie Vere<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Verbände für Aktionen oder Veranstaltungen ihres Pro-<br />

jekts „am Ball bleiben“ zu gew<strong>in</strong>nen versucht. Auch der E<strong>in</strong>satz gegen rechtsextreme Aktio-<br />

nen <strong>im</strong> Fußball kann dann selbst als unzulässige, weil politische E<strong>in</strong>mischung aufgefasst<br />

werden:<br />

„Ja, das gibt es auch <strong>im</strong> Amateurbereich. Dieses Argument tritt <strong>im</strong>mer wieder auf, da<br />

bei geht es ja nicht um politische Agitation, sondern um Demokratieverständnis. An<br />

anderen Orten der Gesellschaft, zum Beispiel der Schule, würden sich Eltern auch<br />

w<strong>und</strong>ern, wenn da die NPD agitieren würden. Aber das Denkmuster ist weiter vor<br />

handen.“ 313<br />

Auch auf Ebene der Vere<strong>in</strong>e kann das Bedürfnis, sich als unpolitisch zu positionieren, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Verweigerung gegenüber antirassistischen Aktionen resultieren. Der FC Sachsen Leipzig<br />

etwa lehnte 2008 e<strong>in</strong>en Vorschlag der „Bunten Kurve“ zur Beteiligung an der FARE-<br />

Aktionswoche 314<br />

ab, weil man als Vere<strong>in</strong> „unpolitisch“ sei. 315<br />

In diesem Fall spielte vermutlich<br />

vor allem die unterstellte Gleichsetzung von antirassistisch = l<strong>in</strong>ks/l<strong>in</strong>ksextrem e<strong>in</strong>e Rolle <strong>und</strong><br />

die damit verb<strong>und</strong>ene Sorge des Vere<strong>in</strong>s, durch die Fans <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e „l<strong>in</strong>ke Ecke“ gedrängt zu<br />

werden. Auch bei Dynamo Dresden lehnte der Vere<strong>in</strong> <strong>im</strong> Herbst 2008 nach Angaben der<br />

antirassistischen Fan<strong>in</strong>itiative „1953<strong>in</strong>ternational“ die bereits länger geplante Teilnahme an<br />

der FARE-Aktionswoche 2008 ab, ohne Nennung von Gründen, wie es auf der Website der<br />

Initiative heißt. 316<br />

313<br />

G21 (<strong>Sport</strong>jugend).<br />

314<br />

Die FARE-Aktionswoche ist e<strong>in</strong>e seit 2001 jährlich <strong>im</strong> Oktober <strong>in</strong> ganze Europa stattf<strong>in</strong>dende Kampagne des<br />

Netzwerks FARE, Football aga<strong>in</strong>st Racism <strong>in</strong> Europe, bei der Vere<strong>in</strong>e, Verbände, Fans <strong>und</strong> andere lokale Gruppen<br />

mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen vor Ort, meist <strong>im</strong> Stadion, auf das Problem des Rassismus <strong>im</strong> Fußball aufmerksam<br />

machen. Mit Unterstützung durch die UEFA bietet das FARE-Netzwerk den Basis<strong>in</strong>itiativen dabei kle<strong>in</strong>e<br />

F<strong>in</strong>anzhilfen <strong>und</strong> stellt unentgeltlich Materialien für die Kampagnen bereit. Mehr unter www.fare-net.org.<br />

315<br />

Im mit der „Bunten Kurve“ verb<strong>und</strong>enen Blog „Chemieblogger“ ist die Antwort des Vere<strong>in</strong>s dokumentiert: „(V)ielen<br />

Dank für Ihr Angebot der Bunten Kurve. Leider können wir Ihnen für diese Aktionen <strong>im</strong> Stadion ke<strong>in</strong>e Bühne geben,<br />

gleichwohl wir Sympathie für beide äußern. […] Gr<strong>und</strong>sätzlich bleibt unsererseits anzumerken, dass der FC Sachsen<br />

gänzlich unpolitisch ist <strong>und</strong> somit ke<strong>in</strong>erlei politische Veranstaltungen oder Aktionen <strong>im</strong> Stadion geduldet werden.“ („Zu<br />

politisch“: FC Sachsen lehnt Antirassismus-Arbeit ab, 6.10.2008,<br />

www.chemieblogger.de/2008/10/06/zu-politisch-fc-sachsen-lehnt-antirassismus-arbeit-ab, 27.1.2009).<br />

316<br />

„Wir empf<strong>in</strong>den das Verhalten der Geschäftsführung von Dynamo Dresden als respektlos gegenüber Fans, die<br />

sich seit Jahren ehrenamtlich gegen Rassismus <strong>in</strong> Fußballstadien engagieren. Wir fordern den Vere<strong>in</strong> dazu auf, uns<br />

die Gründe für die bis heute nicht vorliegende Absage zu nennen <strong>und</strong> uns ihre Vorstellung davon, wie sie <strong>in</strong> Zukunft<br />

mit dem Thema Rassismus umgehen wollen, darzulegen.“ (Stellungnahme zur Öffentlichkeitsarbeit des Vere<strong>in</strong>s,<br />

www.1953<strong>in</strong>ternational.de/start.html, 30.1.2009).

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