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Rechtsextremismus im Sport in Deutschland und im internationalen ...

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mehrere solcher Übergriffe, die – <strong>und</strong> hier greift wieder e<strong>in</strong> bereits bekanntes Muster – nicht<br />

<strong>im</strong> Stadion oder auf dem Fußballplatz selbst stattfanden <strong>und</strong> die möglicherweise als H<strong>in</strong>weise<br />

auf e<strong>in</strong>e neue Entwicklung <strong>und</strong> Radikalisierung rechter Gewalt gedeutet werden müssen.<br />

Die Vorfälle variieren, was die Art des Vorgehens, die Umstände <strong>und</strong> die Zielgruppe der<br />

Angriffe angeht. Offensichtlich gut geplant <strong>und</strong> zielgerichtet waren etwa die Überfälle auf<br />

Feiern von Fangruppierungen <strong>in</strong> Bremen <strong>im</strong> Januar 2007 <strong>und</strong> <strong>in</strong> Leipzig <strong>im</strong> Dezember 2007.<br />

In beiden Fällen richteten sich die Angriffe gegen Ultragruppen (<strong>in</strong> Leipzig wurde wenige<br />

Wochen danach auch e<strong>in</strong>e Feier des Vere<strong>in</strong>s FC Sachsen Leipzig überfallen), die als l<strong>in</strong>ks<br />

gelten bzw. – wie e<strong>in</strong>/e Interviewpartner/<strong>in</strong> mit Bezug auf die Leipziger „Diablos“ sagt – über<br />

„e<strong>in</strong> ges<strong>und</strong>es antirassistisches Selbstverständnis“ 268<br />

verfügen. Die Angreifer stammten den<br />

Ermittlungen <strong>und</strong> Recherchen zufolge aus Fangruppen mit rechtsextremer Orientierung,<br />

wobei sich <strong>in</strong> Leipzig der Überfall gegen Fans e<strong>in</strong>er gegnerischen Mannschaft richtete, <strong>in</strong><br />

Bremen gegen die der „eigenen“ Mannschaft. 269<br />

Offensichtlich ist, dass die Vorfälle nicht dem<br />

Schema klassischer unpolitischer Hooligan-Ause<strong>in</strong>andersetzungen entsprechen, weder <strong>im</strong><br />

S<strong>in</strong>ne verabredeter „Fights“ an neutralen Orten noch e<strong>in</strong>er „spontanen“ Schlägerei <strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>em Fußballspiel. In beiden Fällen übrigens stießen die polizeilichen Er-<br />

mittlungen auf Schwierigkeiten, Zeugenaussagen vonseiten der Ultras zu erhalten, zum Teil<br />

sicher aus e<strong>in</strong>em generellen Unwillen heraus, mit der Polizei zusammenzuarbeiten, zweifellos<br />

aber auch aus Angst der teilweise jugendlichen Fans, weder von Polizei noch von Vere<strong>in</strong><br />

ausreichend vor möglichen weiteren Racheaktionen geschützt zu werden. 270<br />

Im Januar 2009<br />

kam es <strong>in</strong> Leipzig zu e<strong>in</strong>em Überfall auf Fans des neu gegründeten Vere<strong>in</strong>s BSG Chemie<br />

Leipzig, die vom FC Sachsen Leipzig „abgewandert“ waren. „Die Angreifer trugen<br />

Totenkopf-Sturmmasken, besch<strong>im</strong>pften die Fans während ihres Angriffes <strong>im</strong>mer wieder als<br />

‚Juden‟ <strong>und</strong> schrien ‚Töten‟. E<strong>in</strong> politischer H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> ist demnach nicht auszuschließen.“ 271<br />

268<br />

G22 (Fan<strong>in</strong>itiative).<br />

269<br />

Vgl. dazu u. a. folgende Medienberichte: Jakob, Christian: Werder: R<strong>und</strong>er Tisch mit Nazis, taz Nord 29.1.2007<br />

sowie Ruf, Christoph: „Nur noch krank <strong>und</strong> kr<strong>im</strong><strong>in</strong>ell“ Hooligan-Überfall auf Weihnachtsfeier, Spiegel Onl<strong>in</strong>e<br />

10.12.2007, www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,522343,00.html, 1.1.2009. Zu den Ereignissen <strong>in</strong> Bremen siehe<br />

auch den Abschnitt „Das Beispiel Bremen“ <strong>in</strong> dieser Expertise.<br />

270<br />

Zu dieser Problematik vgl. das Interview mit e<strong>in</strong>em Leipziger Tatzeugen, der auch <strong>in</strong> der Fan<strong>in</strong>itiative „Bunte<br />

Kurve“ aktiv ist: Stadionwelt: FC Sachsen Leipzig. Pure Gewalt als Motivation, Interview mit Matthias Gärtner,<br />

14.12.2007, www.stadionwelt.de/neu/sw_fans/<strong>in</strong>dex.php?folder=sites&site=news_detail&ne\ws_id=1397, 2.1.2009.<br />

Im März 2008 wurde <strong>in</strong> Leipzig e<strong>in</strong> Lok-Fan festgenommen <strong>und</strong> <strong>im</strong> Dezember wegen gefährlicher Körperverletzung<br />

<strong>und</strong> Landfriedensbruch zu e<strong>in</strong>er Haftstrafe von zwei Jahren <strong>und</strong> sechs Monaten verurteilt. Zum „Fe<strong>in</strong>dbild“ Polizei <strong>in</strong><br />

der Ultraszene vgl. Pilz/Wölki: Ultraszene <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>, S. 135-139.<br />

271<br />

Brutaler Angriff auf Anhänger der BSG Chemie Leipzig, Pressemitteilung Bunte Kurve, 5.1.2009, www.buntekurve.de/?p=241#more-241,<br />

20.1.2009.

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