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Rechtsextremismus im Sport in Deutschland und im internationalen ...

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Neben dem Platz: Musik, Websites <strong>und</strong> Merchandise<br />

Fußballfankultur ist <strong>in</strong> weiten Teilen e<strong>in</strong>e Jugendkultur <strong>und</strong> bedient sich ebenso wie andere<br />

Jugendkulturen best<strong>im</strong>mter typischer Medien, Ausdrucksmittel <strong>und</strong> Lifestyleelemente – <strong>im</strong><br />

Stadion, aber auch außerhalb des Fußballplatzes. Gerade wegen der großen Verbreitung <strong>und</strong><br />

Popularität <strong>in</strong>sbesondere von Musik <strong>und</strong> Merchandiseprodukten (Trikots, Schals, Aufnäher<br />

usw.) bietet sich hier e<strong>in</strong> breites Aktionsfeld. Im Folgenden sollen hier nur e<strong>in</strong>ige Beispiele<br />

<strong>und</strong> Aspekte zu diesem Themenbereich angerissen werden.<br />

Generell ist dabei zu unterscheiden zwischen rechtsextremer Propaganda, die von außen <strong>in</strong><br />

die Fanszene h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>getragen wird, also durch die kommerzielle Produktion <strong>und</strong> Verbreitung<br />

von Musik, Kleidung usw., <strong>und</strong> der Selbstdarstellung rechtsextremer Gruppierungen <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Fanszene selbst, etwa über Websites oder auch selbst produzierte T-Shirts o. Ä., wobei<br />

sich die beiden Bereiche allerd<strong>in</strong>gs durchaus personell <strong>und</strong> <strong>in</strong>haltlich überschneiden können.<br />

Auf die allgeme<strong>in</strong>e Bedeutung des Internets <strong>in</strong>sbesondere für die Ultraszene weisen auch<br />

Pilz <strong>und</strong> Wölki <strong>in</strong> ihren Studien von 2003 <strong>und</strong> 2006 h<strong>in</strong>. 280<br />

Als Medium zur <strong>in</strong>ternen <strong>und</strong> öf<br />

fentlichen Information <strong>und</strong> Selbstdarstellung hat es mittlerweile die Fußball-Fanz<strong>in</strong>es, die <strong>in</strong><br />

den 90er-Jahren e<strong>in</strong>e letzte Blütezeit erlebten, stark verdrängt. Für die Möglichkeit rechtsex-<br />

tremer Agitation spielen dabei zum e<strong>in</strong>en die mehr oder m<strong>in</strong>der offenen <strong>und</strong> unkontrollierten<br />

Gästebücher <strong>und</strong> Diskussionsforen von Websites e<strong>in</strong>e Rolle, die es erlauben, auch anonym<br />

E<strong>in</strong>träge <strong>und</strong> Kommentare vorzunehmen. So erschreckend diese Möglichkeit zur relativ freien<br />

Verbreitung von rechtsextremer Ideologie ersche<strong>in</strong>en mag, darf hier die Medienkompetenz<br />

<strong>in</strong>sbesondere der jugendlichen – <strong>und</strong> mit dem Internet aufgewachsenen – User/<strong>in</strong>nen nicht<br />

unterschätzt werden. Gerade <strong>in</strong> Forendiskussionen gibt es <strong>in</strong> aller Regel e<strong>in</strong>e Selbstkontrolle<br />

durch Adm<strong>in</strong>istrator/<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> zudem zu praktisch jedem E<strong>in</strong>trag e<strong>in</strong>e Gegenme<strong>in</strong>ung. So<br />

werden etwa „verdeckt“ <strong>in</strong> nicht-rechten Fanforen postende Rechtsextreme unter Umständen<br />

relativ schnell enttarnt.<br />

Für die Selbstdarstellung rechts orientierter Fußballfangruppen gilt <strong>in</strong> weiten Teilen, was der<br />

Journalist <strong>und</strong> NPD-Experte Patrick Gens<strong>in</strong>g generell zum Thema <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong><br />

Netz schreibt: „Der Erfolg des modernisierten <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> sche<strong>in</strong>t<br />

ohne das Aufkommen des Internets kaum denkbar. Das Netz ist zum Macht- <strong>und</strong> Me<strong>in</strong>ungsfaktor<br />

geworden […].“ 281<br />

So ist ganz <strong>im</strong> S<strong>in</strong>ne des modernisierten <strong>Rechtsextremismus</strong>, der<br />

sich der Ikonografie <strong>und</strong> des Vokabulars der l<strong>in</strong>ken Szene bedient, die Website der bereits<br />

erwähnten Lübschen Jugend als „Forum der Widerstandsbewegung“ <strong>und</strong> „Me<strong>in</strong> sozialrevolu-<br />

tionäres Forum“ betitelt. Auch Internetauftritte von anderen als rechtsextrem e<strong>in</strong>zustufenden<br />

280<br />

Vgl. Pilz, Gunter A/.Wölki, Franciska: Fußballfans <strong>im</strong> Internet – e<strong>in</strong>e Untersuchung der Webseiten von Fußballanhängern<br />

der 1. <strong>und</strong> 3. Liga <strong>im</strong> H<strong>in</strong>blick auf Rassismus, Sexismus, Pornografie <strong>und</strong> Gewaltverherrlichung<br />

(unveröffentlichter Forschungsbericht), Hannover 2003, sowie Pilz/Wölki: Ultraszene <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>.<br />

281<br />

Gens<strong>in</strong>g, Patrick: Neonazis breiten sich <strong>im</strong> Internet aus. Wenige Aktivisten – mit viel Raum, 7.3.2007,<br />

www.tagesschau.de/<strong>in</strong>land/meldung21406.html, 2.1.2009.

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