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Rechtsextremismus im Sport in Deutschland und im internationalen ...

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ge für Gesänge <strong>im</strong> Stadion, wie die geschilderte Aktion Chemnitzer Zuschauer gegen den<br />

Gastvere<strong>in</strong> Türkiyemspor zeigt. Kleidung mit dem Aufdruck „Landser“ ist zum Beispiel <strong>in</strong> den<br />

Stadienordnungen von FC Carl Zeiss Jena <strong>und</strong> TSV 1860 München als nicht erwünscht<br />

aufgeführt. In <strong>Deutschland</strong> seit 2000 verboten – <strong>und</strong> daher auch <strong>in</strong> diesen <strong>und</strong> anderen Sta-<br />

dionordnungen genannt – ist der Schriftzug des Musik-Netzwerks „Blood and Honour“, der<br />

codiert als 28, B&H oder unter dem Namen der Nachfolgeorganisation „Division 28“ jedoch<br />

strafrechtlich nicht relevant ist.<br />

Wegen der allgeme<strong>in</strong> hohen Aff<strong>in</strong>ität zwischen Fußball <strong>und</strong> Musik spielt dieser Bereich zwei-<br />

fellos auch für das Thema <strong>Rechtsextremismus</strong> e<strong>in</strong>e Rolle, sowohl wenn es um gezielte In-<br />

strumentalisierung von Musik geht (wie etwa <strong>im</strong> Schulhof-CD-Projekt der Freien Kameradschaften<br />

<strong>und</strong> später der NPD 287<br />

) als auch <strong>in</strong> der weniger organisierten Verbreitung über die<br />

Musikvorlieben von E<strong>in</strong>zelpersonen oder Fangruppen. Die Anschlussfähigkeit verläuft dabei<br />

durchaus auch über fanspezifische Inhalte wie die Kritik an Repression durch die Polizei<br />

(Stichwort A.C.A.B – All cops are bastards). Erschwert wird die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit dem<br />

Thema Rechtsrock <strong>in</strong> der Fanszene durch die propagierte Trennung von Fußball <strong>und</strong> Politik<br />

oder eben auch Musik <strong>und</strong> Politik. Nicht umsonst prangt auf der Website der Band „Kategorie<br />

C“ (unter ihrer neuen Namensergänzung „Hungrige Wölfe“) der Satz: „FUSSBALL IST<br />

FUSSBALL UND POLITIK BLEIBT POLITIK.“ 288<br />

Wie eng <strong>und</strong> dennoch zugleich unsichtbar – <strong>und</strong> teilweise auch unreflektiert – die Verstri-<br />

ckungen zwischen Rechtsrock-Szene <strong>und</strong> Fußball se<strong>in</strong> können, zeigte <strong>im</strong> April 2007 der Fall<br />

des Leiters des Fanprojekts von Schalke 04, der seit Jahren <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Freizeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ver-<br />

anstaltungsgruppe Konzerte mit rechten Bands aus der Dark-Wave- <strong>und</strong> Neofolk-Szene<br />

organisierte. 289<br />

Der Trägervere<strong>in</strong> des Fanprojekts, der durch die Pressemeldung e<strong>in</strong>er Anti<br />

fa-Organisation <strong>in</strong>formiert wurde, sprach nach eigenen Recherchen <strong>und</strong> Gesprächen die<br />

fristlose Kündigung aus, da sich die Leitung e<strong>in</strong>es Fanprojekts, das explizit gegen Rassismus<br />

<strong>und</strong> <strong>Rechtsextremismus</strong> antritt, nicht mit dieser Freizeitbeschäftigung vertrage – e<strong>in</strong>e spätere<br />

Klage des Gekündigten samt Berufung wurde übrigens zurückgewiesen.<br />

Merchandise-Artikel wie Schals, Aufnäher, T-Shirts mit rassistischen <strong>und</strong> rechtsextremen<br />

Parolen <strong>und</strong> Symbolen s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong> neues Phänomen. Gerade gegen den Verkauf r<strong>und</strong> um das<br />

287<br />

E<strong>in</strong>e „Werbeaktion“ aus dem Umfeld der Freien Kameradschaften <strong>im</strong> Jahr 2004. Es sollte b<strong>und</strong>esweit e<strong>in</strong>e Auflage<br />

von 50.000 CDs mit dem Titel „Anpassung ist Feigheit. Lieder aus dem Untergr<strong>und</strong>“ kostenlos <strong>in</strong> der Nähe von<br />

Schulen <strong>und</strong> Jugendtreffs verteilt werden, um so Jugendliche für die rechtsextreme Szene zu <strong>in</strong>teressieren. Durch<br />

e<strong>in</strong>e Verbotsverfügung kam es nie zu e<strong>in</strong>er offiziellen Verteilung. Die NPD griff das Projekt der „Schulhof-CD“ auf<br />

<strong>und</strong> produzierte <strong>in</strong> den Jahren 2004, 2005 <strong>und</strong> 2006 eigene Auflagen, u. a. unter dem Titel "Der Schrecken aller<br />

l<strong>in</strong>ken Spießer <strong>und</strong> Pauker" <strong>und</strong> verteilte sie etwa <strong>im</strong> B<strong>und</strong>estagswahlkampf 2005.<br />

288<br />

Kategorie C – Hungrige Wölfe/So s<strong>in</strong>d wir: http://www.hungrige-woelfe.de/ohne<strong>in</strong>dex.htm, 23.1.2009.<br />

289<br />

Zur E<strong>in</strong>ordnung vgl.: „Auf den von ihr veranstalteten Release-Partys treten sozialdarw<strong>in</strong>istische <strong>und</strong> rassistische<br />

Bands wie etwa die französische Militär-Popgruppe Dernière Volonté (‚Letzter Wille‟) oder ‚Ostara‟, das Nachfolgeprojekt<br />

der neonazistischen Band ‚Strength Through Joy‟ (‚Kraft durch Freude‟), auf.“ (Gieselmann, Dirk: Leiter des<br />

Schalker Fanprojekts suspendiert. „Irgendwie ersoffen“, 17.4. 2007, http://www.11fre<strong>und</strong>e.de/b<strong>und</strong>esligen/101242,<br />

23.1.2009). Der Fanprojektleiter sei laut Anwalt „wohl etwas zu naiv mit se<strong>in</strong>em Musikgeschmack“ gewesen (zit.<br />

nach ebd.).

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