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Rechtsextremismus im Sport in Deutschland und im internationalen ...

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„Es gibt dann Leute <strong>in</strong> der Antifa <strong>und</strong> Anti-Antifa, die <strong>im</strong> gleichen Fanklub s<strong>in</strong>d … das<br />

funktioniert schon. Solange es <strong>im</strong> Stadion ke<strong>in</strong>e Parolen gibt, funktioniert diese Tren-<br />

nung, dass das e<strong>in</strong> knallharter Nazi se<strong>in</strong> kann, aber er ist für den Vere<strong>in</strong> da <strong>und</strong> sagt<br />

<strong>im</strong> Stadion nichts.“<br />

322<br />

Auch Behn/Schwenzer beschreiben auf Gr<strong>und</strong>lage ihrer Untersuchungen diese Haltung: „Die<br />

kollektive Fanidentität nivelliert tendenziell politische Differenzen; der geme<strong>in</strong>same Bezug zu<br />

e<strong>in</strong>er <strong>im</strong>ag<strong>in</strong>ären <strong>und</strong> realen Fangeme<strong>in</strong>schaft lässt unterschiedliche politische An-<br />

schauungen <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> treten. Langjährige Fußballbekanntschaften wissen oft wenig<br />

vone<strong>in</strong>ander: Der soziale <strong>und</strong> berufliche Kontext <strong>und</strong> die politische Weltanschauung bleiben<br />

weitgehend ausgeklammert.“ 323<br />

Dieses Merkmal von Fankultur, das natürlich stark von<br />

Vere<strong>in</strong> <strong>und</strong> Gruppierung abhängt <strong>und</strong> auch Veränderungen unterworfen ist, gilt es zu beach-<br />

ten, gerade wenn Maßnahmen gegen <strong>Rechtsextremismus</strong> „von außen“ an die Fanszene<br />

herangetragen werden. Unter Umständen liegt dar<strong>in</strong> auch e<strong>in</strong>e Erklärung für das Missl<strong>in</strong>gen<br />

von Aktionen.<br />

In letzter Zeit sche<strong>in</strong>t sich allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> der Haltung der Ultraszene zu dieser Frage e<strong>in</strong>e ge-<br />

wisse Wandlung abzuzeichnen. Bereits Pilz/Wölki konstatieren <strong>in</strong> ihrer Untersuchung von<br />

2006 e<strong>in</strong>e Zunahme von sich deutlich l<strong>in</strong>ks <strong>und</strong>/oder antirassistisch positionierenden Grup<br />

pen. 324<br />

Dabei wird aktuell folgende Tendenz für deutsche Ultragruppen beobachtet:<br />

„E<strong>in</strong>e positive Entwicklung ist, dass viele Ultragruppen <strong>in</strong>zwischen schon von diesem<br />

‚No politics’-Dogma weggegangen s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> auch an FARE-Aktionswochen teilnehmen<br />

zum Beispiel. Und es gab auch zwischen l<strong>in</strong>ken Fangruppen <strong>im</strong>mer schon e<strong>in</strong>e<br />

Vernetzung, wir haben ja zum Glück nicht die Situation wie <strong>in</strong> Italien, wo sich die l<strong>in</strong>-<br />

ken Fangruppen verschiedener Vere<strong>in</strong>e aus dem Ultragedanken heraus schon mal<br />

nicht leiden können. Da haben wir <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> schon e<strong>in</strong>e andere Basis gef<strong>und</strong>en,<br />

das ist auch nicht <strong>im</strong>mer leicht, aber es gibt jetzt ja das <strong>in</strong>ternationale Alerta-Network,<br />

das s<strong>in</strong>d l<strong>in</strong>ke Gruppen, die sich gef<strong>und</strong>en haben <strong>und</strong> geme<strong>in</strong>sam was machen.“ 325<br />

Dieses „No-politics“-Dogma <strong>in</strong> Teilen der Fanszene kann jedoch auch positive Effekte haben,<br />

da es sich eben nicht nur gegen l<strong>in</strong>ke bzw. verme<strong>in</strong>tlich als l<strong>in</strong>ks aufgefasste Aktionen richtet,<br />

sondern auch gegen die Anwerbungsversuche rechtsextremer Organisationen oder Parteien.<br />

Auch hier kann dann gelten, dass die persönliche politische, selbst parteipolitische,<br />

322<br />

G5 (Fan<strong>in</strong>itiative).<br />

323<br />

Behn/Schwenzer: Rassismus, Fremdenfe<strong>in</strong>dlichkeit <strong>und</strong> <strong>Rechtsextremismus</strong>, S. 349.<br />

324<br />

„Allerd<strong>in</strong>gs fällt auf, dass sich Ultras <strong>im</strong> Stadion zum<strong>in</strong>dest optisch <strong>in</strong> letzter Zeit eher mit l<strong>in</strong>ken Symboliken<br />

präsentieren <strong>und</strong> sich offen auch eher zu ihrer ‚l<strong>in</strong>ken bzw. antirassistischen‟ E<strong>in</strong>stellung bekennen als zu der verme<strong>in</strong>tlich<br />

rechten, die eher auf subtilere Art gezeigt wird <strong>und</strong> angeblich nur der Provokation dienen soll. Dies mag<br />

aber auch damit zusammen hängen, dass rechte Botschaften <strong>im</strong> Stadion stärker tabuisiert werden <strong>und</strong> dem Vere<strong>in</strong><br />

eher schaden, so dass man sich bezüglich der offenen Bek<strong>und</strong>ung rechter Ges<strong>in</strong>nungen z. B. bewusst zurück hält,<br />

ohne dass sich die E<strong>in</strong>stellung deshalb verändert.“ (Pilz/Wölki: Ultraszene <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>, S. 119).<br />

325<br />

G5 (Fan<strong>in</strong>itiative). Mehr zum Alerta-Network <strong>im</strong> Abschnitt „Aktionen von Fans“.

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