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Rechtsextremismus im Sport in Deutschland und im internationalen ...

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<strong>und</strong> Schwulenverbandes Berl<strong>in</strong>-Brandenburg (die mit Türkiyemspor kooperieren) als Spiel-<br />

beobachter angekündigt hatten. Ihre Anwesenheit wurde von Chemnitzer Fans teilweise als<br />

Vorverurteilung oder Provokation <strong>und</strong> damit auch als Auslöser für die Parolen <strong>und</strong> T-Shirts<br />

dargestellt. 216<br />

Der DFB-Kontrollausschuss verurteilte den Chemnitzer FC vergleichsweise<br />

milde zu e<strong>in</strong>er Geldstrafe von 5.000 Euro <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Reduzierung der Zuschauerzahl auf<br />

max<strong>im</strong>al 1.000 be<strong>im</strong> nächsten He<strong>im</strong>spiel: „Zugunsten des Chemnitzer FC konnte aufgr<strong>und</strong><br />

von polizeilichen Angaben davon ausgegangen werden, dass es sich bei den Personen <strong>im</strong><br />

Wesentlichen um e<strong>in</strong>e abgrenzbare, rechtsradikale Gruppierung handelte, deren Mitglieder<br />

nach e<strong>in</strong>em rechtsradikalen Treffen <strong>im</strong> Raum Chemnitz gezielt das Regionalligaspiel be<br />

sucht hatten, um dort zu provozieren.“ 217<br />

Auch wenn mit der häufig von Vere<strong>in</strong>en vorgebrachten „Entschuldigung“, für rechtsextreme<br />

oder rassistische Vorfälle seien sogenannte „Krawalltouristen“ verantwortlich, also Personen,<br />

die ansonsten nicht zu jedem Spiel kommen, vorsichtig umgegangen werden muss, trifft sie <strong>in</strong><br />

best<strong>im</strong>mten Fällen zu. Partien beispielsweise gegen migrantische Teams oder auch gegen<br />

als l<strong>in</strong>ks geltende Vere<strong>in</strong>e wie St. Pauli werden verstärkt als Anlass genutzt, um mit<br />

best<strong>im</strong>mten Äußerungen <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung zu treten. 218<br />

Diese Vorfälle zeigen zum e<strong>in</strong>en die<br />

gezielte Instrumentalisierung best<strong>im</strong>mter Spiele durch rechtsorientierte Gruppen, zum ande-<br />

ren aber auch, dass eigentlich bereits von den Tribünen verschw<strong>und</strong>ene rassistische <strong>und</strong><br />

rechtsextreme Äußerungen schnell wieder „aufleben“ können. Dazu e<strong>in</strong> weiteres Beispiel, das<br />

auch die zum<strong>in</strong>dest auf der Oberfläche funktionierende Selbstregulierung von Fans zeigt:<br />

„Uh-Uh-Uh-Rufe hatten wir jetzt zum Beispiel vere<strong>in</strong>zelt wieder gegen Hoffenhe<strong>im</strong>,<br />

<strong>und</strong> <strong>im</strong> UEFA-Cup gegen Galatasaray gab es die ‚Galatasaray – wir hassen die Tür<br />

kei’-Gesänge. Da hatten wir <strong>im</strong> Vorfeld e<strong>in</strong> bisschen Sorge <strong>und</strong> die Überlegung, ob<br />

wir auf die Ultras zugehen <strong>und</strong> sie bitten sollen, da e<strong>in</strong> bisschen drauf zu achten. Das<br />

haben wir dann nicht gemacht, aber die haben von selbst darauf geachtet <strong>und</strong> als<br />

diese Sachen kamen, etwas anderes angest<strong>im</strong>mt.“ 219<br />

216<br />

Vgl. dazu die ausführliche Darstellung auf der Website von Türkiyemspor: Unsportliches ..., 1.9.2008, http://mavibeyaz.blogspot.com/2008/09/unsportliches.html,<br />

24.1.2009, die sich <strong>in</strong> allen wesentlichen Punkten mit den Angaben<br />

des DFB zur späteren Strafe gegen Chemnitz deckt (Chemnitzer FC: Geldstrafe <strong>und</strong> Teilausschluss der Öffentlichkeit,<br />

15.9.2008,<br />

www.dfb.de/<strong>in</strong>dex.php?id=500014&no_cache=1&tx_dfbnews_pi1[showUid]=15708&tx_dfbnews_pi1[sword]=t%FCrk<br />

iyemspor%20sportgericht&cHash=634ab8f107, 24.1.2009). Siehe auch „Selbst der MDR hat nicht reagiert“, Interview<br />

mit Cet<strong>in</strong> Özayd<strong>in</strong>, geführt von Johannes Kopp, <strong>in</strong>: taz vom 8.9.2008.<br />

217<br />

Vgl. Chemnitzer FC: Geldstrafe <strong>und</strong> Teilausschluss der Öffentlichkeit, 15.9.2008,<br />

www.dfb.de/<strong>in</strong>dex.php?id=500014&no_cache=1&tx_dfbnews_pi1[showUid]=15708&tx_dfbnews_pi1[sword]=t%FCrk<br />

iyemspor%20sportgericht&cHash=634ab8f107, 24.1.2009.<br />

218<br />

Dazu, mit Bezug auf den BFC Dynamo Berl<strong>in</strong>: „Teilweise st<strong>im</strong>mt es, dass da auf e<strong>in</strong>mal, bei best<strong>im</strong>mten Spielen<br />

wie etwa gegen Türkiyemspor, 1.000 Leute da s<strong>in</strong>d, <strong>und</strong> sonst s<strong>in</strong>d es 300. Da kommen dann welche, die vor allem<br />

ihre rechte Ges<strong>in</strong>nung zur Schau stellen wollen.“ (G23 (Fanprojekt)).<br />

219<br />

Ebd. E<strong>in</strong> ähnliches Beispiel wird für e<strong>in</strong> DFB-Pokal-Spiel von Hertha BSC gegen den FC St. Pauli genannt, „wo<br />

plötzlich Alt-Hools dabei [waren], die nie auswärts fahren. Da gab es dann mit den Harlek<strong>in</strong>s, also den Ultras, e<strong>in</strong>e<br />

kle<strong>in</strong>e Schlägerei, weil die Alt-Hools rechte Gesänge anst<strong>im</strong>men wollten, <strong>und</strong> da kam es dann zu Konflikten.“

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