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Rechtsextremismus im Sport in Deutschland und im internationalen ...

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E<strong>in</strong>e solche Sorge, zu politischen Zwecken <strong>in</strong>strumentalisiert zu werden, ist ansonsten eher<br />

e<strong>in</strong>e, die die Fans umtreibt. Wie aus der Studie von Pilz <strong>und</strong> Wölki zur Ultraszene <strong>in</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> hervorgeht, steht der verbreiteten Auffassung „Politik gehört nicht <strong>in</strong>s Stadion“ 317<br />

auch die Feststellung gegenüber, dass sich „<strong>in</strong> unseren Ultrablock politisch motivierte<br />

Gruppen mischen“ – e<strong>in</strong>e Aussage, der etwa 40 % der Befragten zust<strong>im</strong>mten. 318<br />

E<strong>in</strong>es der<br />

Motive, politische Äußerungen <strong>und</strong> Aktionen aus der eigenen Gruppe <strong>und</strong> dem Stadion fern-<br />

zuhalten, ist dabei auch die Sorge um das Image, das eigene ebenso wie das des Klubs.<br />

Dazu e<strong>in</strong>/e Fanprojektmitarbeiter/<strong>in</strong> über das Verhalten der Hertha-Ultras, die weitgehend<br />

selbst darauf achten, nicht durch rassistische oder rechtsextreme Vorfälle aufzufallen:<br />

„Die Ultras haben das ganz gut <strong>im</strong> Griff, das alles außen vor zu halten, sich selbst zu<br />

kontrollieren, um von außen nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e rechte Ecke gedrängt zu werden. Selbst<br />

wenn sie das vielleicht denken.“ 319<br />

Gleichzeitig erschwert bzw. verunmöglicht die Sorge, durch „politisch“ def<strong>in</strong>ierte Aktionen von<br />

außen als Fan- oder Ultragruppe gewissermaßen missbraucht zu werden, auch hier den<br />

E<strong>in</strong>satz für antirassistische Aktionen. In e<strong>in</strong>em von ihm beschriebenen Fall geht es um die<br />

Beteiligung an der „Zeig Rassismus die rote Karte“-Aktion der DFL, ebenfalls <strong>im</strong> Rahmen der<br />

FARE-Aktionswoche: 320<br />

„Die Ultras äußern sich nicht klar antirassistisch. Bei der Rote-Karte-Aktion war das <strong>in</strong><br />

der Diskussion, <strong>in</strong> wieweit man sich da beteiligt. Da, fand ich, waren es teilweise auch<br />

Ausflüchte. Sie wollen sich nicht <strong>in</strong>strumentalisieren lassen, das ist ja auch verständlich,<br />

aber da waren die Argumente me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach vorgeschoben.“ 321<br />

Dieses Zitat zeigt die Schwierigkeiten, auf die selbst von Fanprojekten angeschobene bzw.<br />

unterstützte Aktionen gegen Rassismus oder <strong>Rechtsextremismus</strong> treffen können. Der H<strong>in</strong>-<br />

tergr<strong>und</strong> muss dabei nicht so sehr die tatsächlich politische E<strong>in</strong>stellung der jeweiligen Fans<br />

zu dem Thema se<strong>in</strong>, sondern eben die Def<strong>in</strong>ition des Stadions <strong>und</strong> der eigenen Gruppe als<br />

Raum, <strong>in</strong> dem Politik (wie <strong>im</strong>mer dies genau def<strong>in</strong>iert wird) ke<strong>in</strong>e Rolle spielt. Das führt auch<br />

dazu, dass Fangruppierungen, was politische E<strong>in</strong>stellungen <strong>und</strong> Aktivitäten außerhalb des<br />

Fußballs angeht, mitunter äußerst heterogen zusammengesetzt se<strong>in</strong> können.<br />

317<br />

E<strong>in</strong>e Aussage, die bei den befragten Ultras e<strong>in</strong>e Zust<strong>im</strong>mung von r<strong>und</strong> 70 % erhielt, vgl. Pilz/Wölki: Ultraszene <strong>in</strong><br />

<strong>Deutschland</strong>, S. 114.<br />

318<br />

Vgl. ebd. Die Angaben, ob <strong>in</strong> den jeweiligen Gruppen l<strong>in</strong>ks- oder rechtsorientierte Mitglieder zu f<strong>in</strong>den seien,<br />

hielten sich <strong>in</strong> etwa die Waage (ebd. S. 116f.), wobei die Autor/<strong>in</strong>nen darauf h<strong>in</strong>weisen, dass diese Zahlen aufgr<strong>und</strong><br />

des unterschiedlich gewichteten Datenmaterials nicht als repräsentativ gelten können.<br />

319<br />

G23 (Fanprojekt).<br />

320<br />

Die Deutsche Fußball-Liga DFL beteiligte sich 2006 geme<strong>in</strong>sam mit dem DFB erstmals an der<br />

FARE-Aktionswoche. In den Stadien der ersten <strong>und</strong> zweiten B<strong>und</strong>esliga sowie der beiden Regionalligen erhielten die<br />

Zuschauer rote Karten mit der Aufschrift „Zeig‟ dem Rassismus die Rote Karte“ <strong>und</strong> wurden aufgefordert, diese<br />

geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> die Höhe zu halten, auch die Spieler präsentierten die Karten. Die Teilnahme an der Aktionswoche<br />

wurde – zumal sie relativ kurzfristig erfolgte – <strong>in</strong> Teilen der Fanszene als Alibiaktion der Verbände <strong>und</strong> als Reaktion<br />

auf die aktuelle Debatte um Rassismusfälle <strong>im</strong> Fußball aufgefasst.<br />

321<br />

G23 (Fanprojekt).

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