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Rechtsextremismus im Sport in Deutschland und im internationalen ...

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den. Uns wurden ‚Nazis raus’-Rufe als politisch ausgelegt, bei Bremen ist das jetzt<br />

Zivilcourage.“ 405<br />

Das Beispiel Bremen zeigt, mit welchen Dynamiken man es <strong>im</strong> Engagement gegen Rechts-<br />

extremismus <strong>in</strong> der Fanszene zu tun hat <strong>und</strong> wie wichtig e<strong>in</strong>deutige Stellungnahmen <strong>und</strong><br />

Aktionen vonseiten der Vere<strong>in</strong>sführung s<strong>in</strong>d. Rückblickend lässt sich der Überfall auf den<br />

Ostkurvensaal als Versuch e<strong>in</strong>er rechtsextremen Fangruppierung verstehen, die Grenzen<br />

ihres Machtbereiches auszutesten. Dass sie sich dazu stark genug fühlte, wirft ke<strong>in</strong> gutes<br />

Licht auf den Umgang des Vere<strong>in</strong>s mit se<strong>in</strong>en Anhängern. Die E<strong>in</strong>sicht, eben doch „e<strong>in</strong> Prob-<br />

lem“ zu haben, kam <strong>im</strong> Fall Bremen spät, aber ansche<strong>in</strong>end noch rechtzeitig. Gegen die <strong>in</strong><br />

Bochum präsenten Nordsturm-Mitglieder verhängte der Vere<strong>in</strong> postwendend Stadionverbote,<br />

<strong>und</strong> auch <strong>im</strong> Ostkurvensaal des Fanprojekts gibt es seit September 2008 e<strong>in</strong> Thor-<br />

Ste<strong>in</strong>ar-Verbot, zu Anklageerhebungen oder Stadionverboten wegen des Überfalls vom Ja-<br />

nuar 2007 ist es allerd<strong>in</strong>gs bis Januar 2009 noch nicht gekommen.<br />

„Thor Ste<strong>in</strong>ar raus“ – (wie) funktionieren Kleiderverbote?<br />

Die <strong>in</strong> den vergangenen Jahren bei vielen Vere<strong>in</strong>en <strong>in</strong> die Stadionordnung aufgenommenen<br />

Verbote best<strong>im</strong>mter, unter Rechtsextremen beliebter Kleidermarken s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> gutes Beispiel,<br />

um daran den Umgang mit Verboten <strong>und</strong> deren Für <strong>und</strong> Wider <strong>im</strong> Fußball <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Fan-<br />

szene aufzuzeigen. Den Anfang machte der FC St. Pauli, der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Stadionordnung vom<br />

Januar 2006 verbietet, „Kleidungsstücke zu tragen oder mitzuführen, deren Herstellung,<br />

Vertrieb oder Zielgruppe nach allgeme<strong>in</strong> anerkannter Ansicht <strong>im</strong> rechtsextremen Feld anzusiedeln<br />

s<strong>in</strong>d.“ 406<br />

Es folgten unter anderem Hertha BSC Berl<strong>in</strong> (November 2006), Werder<br />

Bremen (April 2007), KSV Hessen Kassel (Juli 2007), Borussia Dortm<strong>und</strong> (August 2007),<br />

Dynamo Dresden, FC Carl Zeiss Jena <strong>und</strong> 1. FC Magdeburg (September 2007).<br />

Auch <strong>im</strong> aktuellen Entwurf der Überarbeitung der Musterstadionordnung des DFB wird e<strong>in</strong><br />

Verbot best<strong>im</strong>mter Kleidungsstücke direkt angesprochen. So steht <strong>im</strong> § 6 (Verboten s<strong>in</strong>d den<br />

Besuchern weiterh<strong>in</strong> …), Abs. 2 a: „… jegliches Verhalten, das die öffentliche Ordnung ge-<br />

fährdet oder stört, dazu gehört <strong>in</strong>sbesondere die Art <strong>und</strong> Weise des Auftretens – e<strong>in</strong>schließ-<br />

lich des Tragens entsprechender Kleidungsstücke, mit dem bzw. mit denen rassistische,<br />

fremdenfe<strong>in</strong>dliche, extremistische, diskr<strong>im</strong><strong>in</strong>ierende rechts- bzw. l<strong>in</strong>ksradikale Parolen zum<br />

Ausdruck kommen oder erkennbar kommen sollen.“<br />

E<strong>in</strong> banales, aber dennoch wichtiges Moment der Debatte, das auch von Fans selbst <strong>im</strong>mer<br />

wieder angeführt wird, ist die Tatsache, dass das Tragen oder Nicht-Tragen e<strong>in</strong>es Klei<br />

405<br />

G22 (Fan<strong>in</strong>itiative). Noch deutlichere Worte dazu: „[…], da mussten halt erst e<strong>in</strong> paar Leute verdroschen werden,<br />

bevor etwas passiert ist <strong>und</strong> jetzt gerieren sie sich als Vorkämpfer <strong>in</strong> Sachen Antirassismus, was per se nicht verkehrt<br />

ist, aber natürlich auch e<strong>in</strong> bisschen verlogen.“ (G5 (Fan<strong>in</strong>itiative)).<br />

406<br />

FC St. Pauli: Stadionordnung, Fassung 1.1.2006, zugänglich unter<br />

www.fcstpauli.com/pics/medien/1_1186072804/_tadionordnung.pdf, 7.2.2009.

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