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Rechtsextremismus im Sport in Deutschland und im internationalen ...

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ments überzeugt, demokratische Verhaltensmuster erfahren <strong>und</strong> praktiziert werden. 176<br />

Aller-<br />

d<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d diese Möglichkeiten, u. a. bed<strong>in</strong>gt durch Oligarchisierungstendenzen – vor allem<br />

für Jugendliche –, auch wieder begrenzt. 177<br />

In Vere<strong>in</strong>en kann soziales Vertrauen aufgebaut<br />

werden <strong>und</strong> die Vere<strong>in</strong>e können e<strong>in</strong>en wesentlichen Beitrag zur politisch-demokratischen<br />

Kultur leisten, weil dort Organisationsfähigkeit, Toleranz, Vertrauen <strong>und</strong> egalitäre E<strong>in</strong>stellun<br />

gen erworben werden können. 178<br />

Andererseits gründet man e<strong>in</strong>en Vere<strong>in</strong>, wird man Mitglied <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vere<strong>in</strong> nicht nur, weil<br />

man e<strong>in</strong>en best<strong>im</strong>mten <strong>Sport</strong> geme<strong>in</strong>sam mit anderen ausüben möchte, vielmehr will man<br />

dies auch unter se<strong>in</strong>esgleichen tun können. Damit besteht auch die Gefahr der Segregation<br />

<strong>und</strong> Schließung von Personenkreisen – <strong>im</strong> Gegensatz zu Öffnung <strong>und</strong> sozialer Integration.<br />

Dies gilt bereits für deutsche Vere<strong>in</strong>e, umso mehr muss diese Abgrenzung gegenüber Mit-<br />

gliedern anderer Kulturen wirken. Die kulturellen Verschiedenheiten führen vermutlich oftmals<br />

zu e<strong>in</strong>em verdeckten sozialen Ausschluss von Migranten. 179<br />

Die Geschichte schließlich lehrt<br />

uns – man denke nur an die Rolle der <strong>Sport</strong>vere<strong>in</strong>e <strong>und</strong> <strong>Sport</strong>verbände <strong>im</strong> Nationalso-<br />

zialismus –, dass der <strong>Sport</strong> ke<strong>in</strong>e Insel der Seligen ist <strong>und</strong> auch ke<strong>in</strong> gesellschaftlicher Frei-<br />

raum, sondern e<strong>in</strong> Spiegelbild, ja <strong>in</strong> mancher Beziehung sogar e<strong>in</strong> Brennglas oder Parabol-<br />

spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen <strong>und</strong> Problemfelder. Die Hochgesänge auf die bil-<br />

dende, erzieherische, präventive Bedeutung des <strong>Sport</strong>s verdecken die auch dem <strong>Sport</strong> <strong>im</strong>manenten<br />

Problemfelder. Sie machen vergessen, worauf Grupe 180<br />

offensichtlich h<strong>in</strong>weisen<br />

möchte, wenn er zwischen <strong>Sport</strong>kultur <strong>und</strong> „Kultur des <strong>Sport</strong>s“ unterscheidet: dass es <strong>im</strong>mer<br />

zwei Seiten e<strong>in</strong>er Medaille gibt. <strong>Sport</strong>kultur me<strong>in</strong>t die Wirklichkeit des <strong>Sport</strong>s, wie er ist, <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>en positiven wie negativen, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en kulturellen wie kultischen Ausformungen. Kultur des<br />

<strong>Sport</strong>s h<strong>in</strong>gegen me<strong>in</strong>t Werte <strong>und</strong> Ideen des <strong>Sport</strong>s, die bewahrt, befolgt, realisiert werden<br />

sollten (z. B. Fairness, Ritterlichkeit, Solidarität usw.). Kultur des <strong>Sport</strong>s ist als Aufgabe, als<br />

Leitmotiv, als normative Setzung zu verstehen. <strong>Sport</strong>treiben ist nicht per se erzieherisches,<br />

soziales, faires, demokratisches Handeln, vielmehr ist es Aufgabe des <strong>Sport</strong>s, darauf<br />

h<strong>in</strong>zuwirken, dass diese <strong>im</strong> <strong>Sport</strong> angelegten Werte <strong>und</strong> Ideale realisiert, befolgt, bewahrt <strong>und</strong><br />

geschützt werden, dass die kulturellen Werte des <strong>Sport</strong>s gelebt werden. <strong>Sport</strong>vere<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d<br />

nicht per se demokratische Räume, sondern es ist Aufgabe der <strong>Sport</strong>vere<strong>in</strong>e, auf der Folie<br />

der <strong>im</strong> <strong>Sport</strong> verankerten Werte <strong>Sport</strong>vere<strong>in</strong>e als demokratische Räume zu gestalten<br />

176<br />

Sills, David L.: Voluntary associations – sociological aspects, <strong>in</strong>: International Encyclopedia of the Social Sciences,<br />

Bd. 16, New York 1968, zitiert nach: He<strong>in</strong>emann, Klaus: E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Soziologie des <strong>Sport</strong>s, Schorndorf 2007.<br />

177<br />

Bühler, Walter: Funktionale Vere<strong>in</strong>sanalyse, <strong>in</strong>: Bühler, Walter u. a. (Hg.): Lokale Freizeitvere<strong>in</strong>e, St. Agust<strong>in</strong> 1978,<br />

zitiert nach: He<strong>in</strong>emann, Klaus: E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Soziologie des <strong>Sport</strong>s, Schorndorf 2007.<br />

178<br />

Putman, Robert D.: Bowl<strong>in</strong>g alone. The collapse and revival of American community, New York 2000, zitiert nach:<br />

He<strong>in</strong>emann, Klaus: E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Soziologie des <strong>Sport</strong>s, Schorndorf 2007.<br />

179<br />

Kle<strong>in</strong>, Marie-Luise/Kothy, Jürgen: Entwicklung <strong>und</strong> Regulierung ethnisch-kultureller Konflikte <strong>im</strong> <strong>Sport</strong>. Migranten<br />

<strong>im</strong> Spannungsfeld von deutschem Vere<strong>in</strong>ssport <strong>und</strong> ethnischer Kolonie. In: Heitmeyer, Wilhem u. a. (Hg.): Die Krise<br />

der Städte, Frankfurt/Ma<strong>in</strong> 1998.<br />

180<br />

Grupe, Ommo: Vom S<strong>in</strong>n des <strong>Sport</strong>s. Kulturelle, pädagogische <strong>und</strong> ethische Aspekte, Schorndorf 2000.

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