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Rechtsextremismus im Sport in Deutschland und im internationalen ...

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platz der Gästefans bewegen <strong>und</strong> diese angreifen. E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil der Ultras sieht solche<br />

Gewaltaktionen zunehmend als elitäre Abgrenzung <strong>im</strong> eigenen Gruppenkontext. Teile der<br />

Fanszenen beg<strong>in</strong>nen hier bewusst <strong>und</strong> organisiert Grenzen der Legalität auszuloten <strong>und</strong> zu<br />

überschreiten, vor allem außerhalb der Stadionanlagen. Der Eventcharakter solcher Aktivitä-<br />

ten sche<strong>in</strong>t gerade für junge Ultras sehr attraktiv. Die von der spieltagsbezogenen ritualisier-<br />

ten Gewalt abgekoppelte spieltagsunabhängige Gewalt hat sich nach Leistner <strong>in</strong> dreifacher<br />

Weise entgrenzt <strong>und</strong> brutalisiert:<br />

��Die Ause<strong>in</strong>andersetzungen verlagern sich von öffentlichen <strong>und</strong> geme<strong>in</strong>sam<br />

akzeptierten Gewalträumen <strong>in</strong> das Privatleben der Beteiligten.<br />

��Die Gewalt richtet sich auch gegen Unbeteiligte.<br />

��Es kommen neben Schlagwerkzeugen auch Waffen zum E<strong>in</strong>satz.<br />

Leistner kritisiert <strong>in</strong> diesem Kontext die aktuelle soziologische Gewaltforschung, da bezüglich<br />

der Bewertung von Gewalt<strong>in</strong>szenierungen von Ultras stets die Existenz e<strong>in</strong>dämmender Be-<br />

grenzungsmechanismen automatisch vorausgesetzt werde. Diese brechen jedoch zunehmend<br />

zusammen, vor allem wenn: 279<br />

��aufgr<strong>und</strong> der räumlichen Nähe die fußballspezifische Rivalität e<strong>in</strong>er territorialen<br />

Logik folgt, <strong>in</strong> deren Folge lokale Jugendgangs um sozial-räumliche Dom<strong>in</strong>anz <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>zelnen Stadtteilen kämpfen,<br />

��etablierte <strong>und</strong> wirksame Verständigungskanäle zwischen den rivalisierenden<br />

Fangruppen abbrechen,<br />

��staatliche Interventions<strong>in</strong>stanzen <strong>in</strong> zweierlei H<strong>in</strong>sicht abwesend s<strong>in</strong>d: Zum e<strong>in</strong>en<br />

s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong> den neu entstehenden Gewalträumen (Schule, WG, Disco) faktisch nicht prä-<br />

sent, zum anderen wird Polizei als Interventions<strong>in</strong>stanz abgelehnt <strong>und</strong> ihre Konfliktlö-<br />

sungskompetenz gr<strong>und</strong>sätzlich bestritten,<br />

��der subkulturelle Bedeutungszuwachs des gewaltförmigen Leistungsvergleichs<br />

zu e<strong>in</strong>em gr<strong>und</strong>legenden Wandel der Auslegung gewaltbezogener Normen führt.<br />

Genau diese Entwicklung ist auch anhand des wachsenden „Gewaltevent-Tourismus“ zu<br />

beobachten. Szenek<strong>und</strong>ige Polizeibeamte, Fanprojektmitarbeiter/<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Fanbeauftragte<br />

nehmen zunehmend mit Sorge wahr, dass bei Auswärtsspielen <strong>in</strong> den Sonder- <strong>und</strong> Entlas-<br />

terzügen zahlreiche „Fans“ mitreisen, die bei He<strong>im</strong>spielen nie <strong>im</strong> Stadion gesichtet werden.<br />

Dabei ist <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> e<strong>in</strong>e weitere Entwicklung zu beobachten: das Ause<strong>in</strong>anderdriften<br />

von Ultras der neuen <strong>und</strong> der alten B<strong>und</strong>esländer. Hier wird von den jeweiligen Ultragruppie-<br />

rungen e<strong>in</strong>e Kultur der Fe<strong>in</strong>dschaft aufgebaut, die sich <strong>in</strong> Richtung e<strong>in</strong>es „Klassenkampfes“<br />

bewegt.<br />

279<br />

Leistner, Alexander: Zwischen Entgrenzung <strong>und</strong> Inszenierung, S.<br />

130.

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