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Rechtsextremismus im Sport in Deutschland und im internationalen ...

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von e<strong>in</strong>er Sensibilisierung der Verfolgungsbehörden e<strong>in</strong>erseits <strong>und</strong> <strong>Sport</strong>veranstalter ander-<br />

seits bei rechtsextremen Ersche<strong>in</strong>ungen <strong>und</strong> strafbaren Handlungen ausgegangen werden.<br />

Trotz des erhöhten Verfolgungsdrucks durch Polizei <strong>und</strong> Staatsschutz muss hier allerd<strong>in</strong>gs –<br />

wie auch <strong>in</strong> anderen Kr<strong>im</strong><strong>in</strong>alitätsbereichen – von e<strong>in</strong>em mehr oder weniger großen Dunkel-<br />

feld ausgegangen werden, zumal bei Großveranstaltungen längst nicht alle Straftaten – <strong>und</strong><br />

das gilt auch für „politisch rechtsextrem motivierte“ Straftaten – geahndet werden können.<br />

Aber gerade der Fußballsport ist seit mehreren Jahren stark <strong>in</strong> den Fokus der Verfolgungs-<br />

behörden gekommen. Mit der seit 1994 bestehenden Datei „Gewalttäter <strong>Sport</strong>“, die be<strong>im</strong><br />

B<strong>und</strong>eskr<strong>im</strong><strong>in</strong>alamt (BKA) geführt wird, ist e<strong>in</strong> Instrument e<strong>in</strong>wickelt worden, mit dem nicht nur<br />

Gewalttäter <strong>und</strong> Gewalttaten erfasst werden, sondern auch rechtsextreme Ersche<strong>in</strong>ungen,<br />

wie die Überschneidung von rechtsextremen Szenen <strong>und</strong> Fanszenen, mit <strong>in</strong>s Blickfeld von<br />

Polizei <strong>und</strong> Staatsschutz geraten s<strong>in</strong>d.<br />

Von Menschenrechtsorganisationen, wie der Internationalen Liga für Menschenrechte, wird<br />

die systematische Erfassung von als potenziell gewaltbereit geltenden Fußballfans <strong>in</strong> Sonder-<br />

<strong>und</strong> Verb<strong>und</strong>sdateien aus Datenschutzgründen <strong>und</strong> wegen der Verletzung von Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong><br />

Freiheitsrechten seit langem scharf kritisiert. 424<br />

So hat e<strong>in</strong> Fußballfan aus Hannover vor zwei<br />

Instanzen Recht bekommen, dass se<strong>in</strong>e Daten aus dieser Datei gelöscht werden müssen.<br />

Die zweite Instanz, das Oberverwaltungsgericht Lüneburg, begründete <strong>im</strong> Dezember 2008<br />

die Entscheidung damit, dass es sich um e<strong>in</strong>e sogenannte Verb<strong>und</strong>sdatei handelt, die auch<br />

von den B<strong>und</strong>esländern abgerufen <strong>und</strong> bearbeitet werden kann. 425<br />

Die dafür nötige<br />

Rechtsverordnung existiert aber nicht, da es dazu der Zust<strong>im</strong>mung des B<strong>und</strong>esrats bedarf,<br />

die bisher aber nicht vorliegt. 426<br />

Die vorliegende Darstellung zu quantitativen Zusammenhängen zwischen Rechtsextremis-<br />

mus <strong>und</strong> <strong>Sport</strong> ist sich der gr<strong>und</strong>rechtlichen Bedenken ebenso bewusst wie auch des Prob-<br />

lems der E<strong>in</strong>ordnung von Gewalt- oder anderen Straftaten nach best<strong>im</strong>mten Kriterien bzw.<br />

Straftatbeständen durch die Verfolgungsbehörden. Die Darstellung ist allerd<strong>in</strong>gs auf die Da-<br />

ten der Verfassungsschutzämter <strong>und</strong> Kr<strong>im</strong><strong>in</strong>alämter angewiesen, ohne diese mit sozialwis-<br />

senschaftlichen Daten abgleichen zu können. Die Daten spiegeln deshalb das Verwaltungs-<br />

handeln von Polizei, Staatsschutz <strong>und</strong> Verfassungsschutz wider, ohne dass diese Sicht aus<br />

sozialwissenschaftlicher Perspektive geteilt werden muss. 427<br />

So können die folgenden quan-<br />

titativen Bef<strong>und</strong>e <strong>und</strong> die Interviews mit Vertretern der Verfolgungsbehörden nur Tendenzen<br />

424<br />

Vgl. Berl<strong>in</strong>er Zeitung vom 7.1.2009, S. 14.<br />

425<br />

Das Urteil ist allerd<strong>in</strong>gs noch nicht rechtskräftig da Widerspruch e<strong>in</strong>gelegt wurde. Vgl. Berl<strong>in</strong>er Zeitung vom<br />

7.1.2009, S. 14.<br />

426<br />

Ebd.<br />

427<br />

Vgl. generell zum Umgang der „Streitbaren Demokratie“ mit dem <strong>Rechtsextremismus</strong>: Jaschke, Hans-Gerd:<br />

Streitbare Demokratie <strong>und</strong> Innere Sicherheit, Opladen 1991; Lynen von Berg, He<strong>in</strong>z: Die „streitbare Demokratie“ <strong>und</strong><br />

ihr <strong>Rechtsextremismus</strong>. Die Entwicklung des deutschen <strong>Rechtsextremismus</strong> seit 1949 <strong>und</strong> politische Reaktionen, <strong>in</strong>:<br />

Schneider-Wilkes, Ra<strong>in</strong>er (Hg.): Demokratie <strong>in</strong> Gefahr? Zum Zustand der deutschen Republik, Münster 1997, S.<br />

416-454.

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