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Rechtsextremismus im Sport in Deutschland und im internationalen ...

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Ersche<strong>in</strong>ungsformen von <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong><br />

Zuschauerverhalten<br />

<strong>Rechtsextremismus</strong> tritt <strong>im</strong> Stadion <strong>und</strong> auf dem <strong>Sport</strong>platz <strong>in</strong> verschiedenen Formen auf, sei<br />

es durch Transparente <strong>und</strong> Parolen mit rassistischem oder antisemitischem Inhalt, Über-<br />

schneidungen von Fanklubs <strong>und</strong> rechtsextremer Szene, Gewalt gegen verme<strong>in</strong>tlich l<strong>in</strong>ks<br />

orientierte oder nicht-deutsche Personen oder durch e<strong>in</strong>en best<strong>im</strong>mten Lifestyle. Im Folgen-<br />

den werden Elemente, die Inhalte rechtsextremer Ideologie nach außen transportieren, un-<br />

abhängig von ihrer strafrechtlichen Relevanz als Ersche<strong>in</strong>ungsformen von Rechtsextremis-<br />

mus gefasst. Über die E<strong>in</strong>stellungen der dabei Agierenden ist damit noch nichts ausgesagt.<br />

Die E<strong>in</strong>schätzungen von Expert/<strong>in</strong>nen aus Fanszene, Fanprojekten, aus der Wissenschaft<br />

<strong>und</strong> von Sicherheitsbehörden st<strong>im</strong>men dar<strong>in</strong> übere<strong>in</strong>, dass <strong>im</strong> Vergleich mit der Situation <strong>in</strong><br />

den 80er- <strong>und</strong> 90er-Jahren e<strong>in</strong> Rückgang offen rechtsextremer, rassistischer oder antisemitischer<br />

Vorfälle <strong>in</strong> den Stadien der ersten <strong>und</strong> zweiten B<strong>und</strong>esliga zu verzeichnen ist. 182<br />

Gleichzeitig lässt sich jedoch e<strong>in</strong> stärkeres Auftreten subtilerer <strong>und</strong> differenzierter Erschei-<br />

nungsformen, <strong>in</strong>sbesondere die Kodierung strafbarer rechtsextremer Parolen, Symbole etc.<br />

beobachten. Daneben f<strong>in</strong>det – vor allem aufgr<strong>und</strong> der stärkeren Sicherheitsvorkehrungen <strong>und</strong><br />

Überwachungsmöglichkeiten – e<strong>in</strong> Ausweichen auf An- <strong>und</strong> Abreisewege zum/vom Stadion<br />

statt. Neben e<strong>in</strong>em quantitativen Rückgang von offen rechtsextremistischen Verhal-<br />

tensweisen gibt es also gleichzeitig H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>e qualitative Veränderung. Diesen Be-<br />

f<strong>und</strong>en st<strong>im</strong>men auch die für diese Expertise <strong>in</strong>terviewten Expert/<strong>in</strong>nen zu.<br />

Das Verhältnis von Äußerungen <strong>und</strong> Handlungen zu den E<strong>in</strong>stellungsmustern der Betreffen-<br />

den bleibt mit dieser Beobachtung jedoch weiter ungeklärt <strong>und</strong> bildet e<strong>in</strong>e deutliche For-<br />

schungslücke <strong>im</strong> Bereich <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>und</strong> <strong>Sport</strong> bzw. Fußball. Mit der der Fankultur<br />

eigenen Logik lässt sich e<strong>in</strong>erseits vermuten, dass rechtsorientierte Fans ihre Ges<strong>in</strong>nung <strong>in</strong><br />

ihrem Fußballumfeld eher verbergen, etwa um dem Vere<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>en Schaden durch offen<br />

rechtsextremes Auftreten zuzufügen oder weil sie gemäß dem Motto „Ke<strong>in</strong>e Politik <strong>im</strong> Stadi-<br />

on/<strong>in</strong> der Fankurve“ ihre politische E<strong>in</strong>stellung von ihrem Fandase<strong>in</strong> trennen. Ebenso möglich<br />

ist der Fall, dass rechtsextremes Verhalten nicht mit e<strong>in</strong>er entsprechenden E<strong>in</strong>stellung<br />

korreliert, sondern als fußballspezifische Provokation zu sehen ist, die umso besser funktio-<br />

niert, je mehr Aufmerksamkeit dem Thema vonseiten des Vere<strong>in</strong>s, der Medien oder anderer<br />

Fans gewidmet wird.<br />

Die genannten Beispiele (die eben genau das s<strong>in</strong>d – Beispiele <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e erschöpfende<br />

Übersicht) entstammen der Medienrecherche <strong>und</strong> den Beobachtungen der <strong>in</strong>terviewten Ex-<br />

pert/<strong>in</strong>nen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der dom<strong>in</strong>anten <strong>Sport</strong>art Fußball, Beispiele aus<br />

182<br />

Vgl.: Behn, Sab<strong>in</strong>e/Schwenzer, Victoria: Rassismus, Fremdenfe<strong>in</strong>dlichkeit <strong>und</strong> <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong><br />

Zuschauerverhalten, <strong>in</strong>: Pilz, Gunter A./Behn, Sab<strong>in</strong>e/Klose, Andreas u. a.: Wandlungen des<br />

Zuschauerverhaltens <strong>im</strong> Profifußball, Schriftenreihe des B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stituts für <strong>Sport</strong>wissenschaft Band 114, Bonn<br />

350.<br />

2006, bes. S. 328-331 u. S. 346

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