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Rechtsextremismus im Sport in Deutschland und im internationalen ...

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jekte, beschreibt den <strong>im</strong> buchstäblichen S<strong>in</strong>ne des-<strong>in</strong>tegrierenden Umgang von ostdeut-<br />

schen Vere<strong>in</strong>en <strong>in</strong> dieser Situation mit ihren Fans folgendermaßen:<br />

„Wir haben viele Traditionsvere<strong>in</strong>e <strong>im</strong> sportlichen Niedergang mit schwierigen Struk-<br />

turen. Da gibt es auch e<strong>in</strong>e Überforderung <strong>im</strong> Umgang mit den eigenen Fans <strong>und</strong> da<br />

her die Weigerung, Probleme rechtzeitig wahrzunehmen.“<br />

E<strong>in</strong>e/e Vertreter/<strong>in</strong> des Bündnisses aktiver Fußballfans, der/die seit vielen Jahren <strong>in</strong>tensiv die<br />

rechtsextremen E<strong>in</strong>flüsse <strong>in</strong> der Fanszene beobachtet, br<strong>in</strong>gt <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>schätzung der Situa-<br />

tion <strong>in</strong> Ostdeutschland noch weitere Aspekte <strong>in</strong>s Spiel:<br />

„Ich sage nie, dass es e<strong>in</strong> ostdeutsches Problem ist, aber dass es <strong>im</strong> Osten mehr<br />

problematische Vere<strong>in</strong>e gibt, auch Vere<strong>in</strong>e mit e<strong>in</strong>er größeren Vergangenheit <strong>und</strong> ei-<br />

nen größeren Fanaufkommen, die es Rechten e<strong>in</strong>facher machen, da E<strong>in</strong>fluss zu ge-<br />

w<strong>in</strong>nen. Im Osten ist <strong>in</strong> den 80ern e<strong>in</strong>e Fußballkultur entstanden, wo fast jede Fan-<br />

szene rechtsextrem geprägt war, als Reaktion. Gegen das Establishment der DDR zu<br />

kämpfen, hieß ja für viele, e<strong>in</strong>fach rechtsextrem zu werden. Und das Des<strong>in</strong>teresse,<br />

das dann nach der Wende durch den Absturz der Vere<strong>in</strong>e entstanden ist, da ist ja e<strong>in</strong>e<br />

Zeit lang kaum jemand h<strong>in</strong>gegangen, das hat es natürlich e<strong>in</strong>fach gemacht, dass da<br />

rechte Hegemonien entstehen konnten, da zehren die bis heute noch von. Die Vere<strong>in</strong>e<br />

haben halt diesen Ruf wie BFC, Lok Leipzig, die dann natürlich <strong>im</strong>mer wieder<br />

e<strong>in</strong>e gewisse Klientel anzieht, das ist ja e<strong>in</strong>e Spirale.“<br />

Was die Situation vieler Vere<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Ostdeutschland angeht, kommen also fußballspezifische<br />

<strong>und</strong> allgeme<strong>in</strong>gesellschaftliche Faktoren zusammen, die die Entstehung <strong>und</strong> Duldung<br />

rechtsextremer Strukturen <strong>und</strong> Verhaltensweisen unter Zuschauern <strong>und</strong> Fans vermutlich<br />

begünstigen. 264<br />

Es ist wichtig, diese Strukturen genauer zu analysieren <strong>und</strong> zu verstehen,<br />

gerade um e<strong>in</strong>er pauschalen Verurteilung „des“ ostdeutschen Fußballs als rechts <strong>und</strong> rassis-<br />

tisch entgegenzuwirken. Rassismus <strong>und</strong> <strong>Rechtsextremismus</strong> treten auch <strong>im</strong> westdeutschen<br />

Fußball auf, <strong>und</strong> umgekehrt erwächst aus den geschilderten Strukturen ke<strong>in</strong>e Zwangsläufig-<br />

keit problematischer Zustände, gegen die ohneh<strong>in</strong> nichts auszurichten ist.<br />

Vor solch e<strong>in</strong>deutigen Zuweisungen warnen auch die Autor<strong>in</strong>nen der Studie „Rassismus,<br />

Fremdenfe<strong>in</strong>dlichkeit <strong>und</strong> <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> Zuschauerverhalten“ von 2006 <strong>und</strong> weisen<br />

<strong>in</strong>sbesondere auf die Unterschiede zwischen den untersuchten ostdeutschen Vere<strong>in</strong>en –<br />

262<br />

Pressekonferenz zu den Ereignissen <strong>in</strong> Italien <strong>und</strong> Leipzig (14.2.2007), www.kosfanprojekte.<strong>in</strong>fo/news/200702/20070214-presse.html,<br />

1.1.2009. Auch andere Fan<strong>in</strong>itiativen haben mit dieser Problematik<br />

Erfahrungen gemacht <strong>und</strong> beschreiben sie als H<strong>in</strong>dernis für antirassistische Fanarbeit: „Viele Vere<strong>in</strong>e <strong>und</strong><br />

Verbände können damit nicht umgehen. ‚Immer wird auf uns herumgehackt’ <strong>und</strong> ‚Wir haben ke<strong>in</strong> Problem mit<br />

Rechten’ heißt es dann.“ (G22 (Fan<strong>in</strong>itiative)).<br />

263<br />

G5 (Fan<strong>in</strong>itiative).<br />

264<br />

Ähnliche Strukturen s<strong>in</strong>d durchaus auch an Fußball-Standorten <strong>in</strong> best<strong>im</strong>mten westdeutschen Regionen vorhanden,<br />

e<strong>in</strong>e vergleichende Studie wäre hier zweifellos <strong>in</strong>teressant.<br />

263<br />

262

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