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Rechtsextremismus im Sport in Deutschland und im internationalen ...

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Die Situation jüdischer <strong>und</strong> migrantischer Vere<strong>in</strong>e<br />

Ebenfalls praktisch ausschließlich <strong>im</strong> Amateurbereich lässt sich e<strong>in</strong> weiteres Agitationsfeld<br />

rechtsextrem orientierter Fußballanhänger lokalisieren, <strong>und</strong> zwar Aktionen bei bzw. <strong>im</strong> Umfeld<br />

von Spielen mit Beteiligung migrantischer oder jüdischer Vere<strong>in</strong>e.<br />

Breitere Aufmerksamkeit für die antisemitischen Anfe<strong>in</strong>dungen, denen jüdische <strong>Sport</strong>vere<strong>in</strong>e<br />

(<strong>in</strong> denen auch zahlreiche <strong>Sport</strong>ler/<strong>in</strong>nen anderer Glaubensrichtungen aktiv s<strong>in</strong>d) ausgesetzt<br />

s<strong>in</strong>d, erhielt der Fall der 2. Fußballmannschaft des TuS Makkabi Berl<strong>in</strong>, deren Spieler <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Kreisligaspiel bei Alt-Glienicke II nach rassistischen <strong>und</strong> antisemitischen Pöbeleien<br />

durch Zuschauer den Platz verließen. Der Schiedsrichter hatte auf ihre vorherigen Forde-<br />

rungen, e<strong>in</strong>zugreifen, nicht reagiert <strong>und</strong> sagte aus, von Besch<strong>im</strong>pfungen nichts bemerkt zu<br />

haben. <strong>Sport</strong>gerichtsverhandlungen, Wiederholungsspiel, E<strong>in</strong>sprüche <strong>und</strong> weitere Verhandlungen<br />

zogen sich über Monate h<strong>in</strong>. 210<br />

Der TuS Makkabi <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Präsident Tuvia Schles<strong>in</strong>ger<br />

sorgten durch Pressearbeit <strong>und</strong> Proteste vor dem <strong>Sport</strong>- <strong>und</strong> Zivilgericht dafür, dass die<br />

Situation jüdischer – aber auch migrantischer Vere<strong>in</strong>e – <strong>in</strong> den unteren Ligen <strong>in</strong> den Medien,<br />

aber auch bei Veranstaltungen, Vere<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Verbänden thematisiert wurde. Im Gespräch<br />

mit dem Türkiyemspor-Spieler Fatih Aslan <strong>und</strong> <strong>Sport</strong>journalist Ronny Blaschke wenige Mo-<br />

nate nach dem Spiel gegen Alt-Glienicke spricht Schles<strong>in</strong>ger von e<strong>in</strong>er Zunahme an antise-<br />

mitischen Diskr<strong>im</strong><strong>in</strong>ierungen – „Es ist wieder schick geworden, sich antisemitisch zu äußern“<br />

– <strong>und</strong> beschreibt den Zusammenhang mit den Wahlergebnissen etwa der NPD folgender-<br />

maßen:<br />

„Durch best<strong>im</strong>mte Wahlergebnisse werden Sätze, die zuvor h<strong>in</strong>ter vorgehaltener<br />

Hand ausgesprochen wurden, plötzlich laut <strong>und</strong> offen gesagt. Parteien wie die NPD,<br />

die <strong>in</strong> Sachsen <strong>und</strong> Mecklenburg-Vorpommern <strong>in</strong> den Parlamenten sitzen, sche<strong>in</strong>en<br />

diesen Leuten die Berechtigung zu geben, mit ihrem Hass nicht länger h<strong>in</strong>ter dem<br />

Berg zu halten.“ 211<br />

In den vergangenen anderthalb Jahren hat sich die Situation für die Makkabi-Fußballer nicht<br />

verbessert, sondern, wie Schles<strong>in</strong>ger <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Interview mit der Schweizer Wochenzeitung<br />

ausführt, trotz größerer Aktivität des Verbandes eher verschlechtert. 212<br />

Nach e<strong>in</strong>em Aus<br />

210<br />

E<strong>in</strong>e genaue Darstellung des komplizierten Falles würde den Rahmen sprengen, vgl. dazu u. a. folgende Presseberichte:<br />

„Wir werden weiter gegen jede Art von Antisemitismus kämpfen“ – Interview mit Roger Dan Nussbaum<br />

von Makkabi <strong>Deutschland</strong>, Website „Am Ball bleiben“, 21.8.2007,<br />

www.amballbleiben.org/html/news/2007/200708/20070821-makabi.html, 24.1.2009; Lüdeke, Steffen: Gericht gibt<br />

dem TuS Makkabi Recht, Welt Onl<strong>in</strong>e, 29.8.2007,<br />

www.welt.de/sport/article1144764/Gericht_gibt_dem_TuS_Makkabi_Recht.html, 24.1.2009; Blaschke, Ronny:<br />

Antisemitismus-Skandalspiel. Gericht hievt Fußballclub <strong>in</strong> höhere Liga, Spiegel Onl<strong>in</strong>e, 14.8.2007,<br />

www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,499845,00.html, 24.1.2009.<br />

211<br />

Blaschke, Ronny: „Wir haben uns gefühlt wie Affen <strong>im</strong> Zoo.“ Der jüdische Funktionär Tuvia Schles<strong>in</strong>ger <strong>und</strong> der<br />

türkische Spieler Fatih Aslan über Rassismus <strong>und</strong> Antisemitismus <strong>in</strong> der Tiefebene des Fußballs, <strong>in</strong>: Blaschke,<br />

Ronny: Im Schatten des Spiels, S. 122f.<br />

212<br />

„Es gibt Fortschritte. Der Berl<strong>in</strong>er Fussballverband hat mittlerweile e<strong>in</strong>ige Maßnahmen e<strong>in</strong>geleitet. … Nur, das<br />

dauert natürlich se<strong>in</strong>e Zeit, bis das alles greift. Dass unsere A-Jugend weiter ‚verpisst euch, ihr Juden‟ zu hören<br />

bekommt, wird sich so schnell nicht ändern.“ (Antisemitismus <strong>im</strong> Fussball. Ke<strong>in</strong>e Woche ohne Angriff. Interview mit<br />

Tuvia Schles<strong>in</strong>ger, geführt von Mart<strong>in</strong> Krauss <strong>und</strong> Torsten Haselbauer, <strong>in</strong>: Wochenzeitung vom 27.3.2008).

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