Nationales Krisenmanagement im ... - deNIS - Bund.de
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Die Hilfsorganisationen sind auch künftig bereit,<br />
sich nachhaltig als Partner <strong>de</strong>s Staates zu verstehen.<br />
Jedoch darf das Einbringen von Eigenmitteln <strong>de</strong>r<br />
Hilfsorganisationen nicht überstrapaziert wer<strong>de</strong>n.<br />
Seit Jahren investieren die Hilfsorganisationen erhebliche<br />
Mittel in die originär staatliche Aufgabe <strong>de</strong>r<br />
Notfallvorsorge. Die Vertretbarkeit <strong>de</strong>r Substituierung<br />
staatlicher Mittelausfälle wird aber <strong>im</strong>mer <strong>de</strong>utlicher<br />
in Frage gestellt: Wofür spen<strong>de</strong>n die Bürger? Wollen<br />
sie ihre Spen<strong>de</strong> für eine Aufgabe verwen<strong>de</strong>t sehen,<br />
für die sie mit ihren Steuern bereits bezahlen? O<strong>de</strong>r<br />
wollen sie Aufgaben am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>r gesellschaftlichen<br />
Präsenz geför<strong>de</strong>rt sehen (Hospizarbeit, Sorge für alte,<br />
kranke, allein stehen<strong>de</strong> Menschen)?<br />
Die Partnerschaft <strong>de</strong>r Hilfsorganisationen ist letztendlich<br />
auch dadurch gefähr<strong>de</strong>t, dass <strong>de</strong>r Staat auf<br />
<strong>de</strong>m besten Wege ist, die Präsenz staatlicher Vorsorge<br />
<strong>im</strong> Katastrophenschutz in <strong>de</strong>r Fläche zu reduzieren.<br />
Wenn <strong>de</strong>r <strong>Bund</strong> in Zukunft nur noch zwei Drittel seines<br />
bisherigen Potenzials für <strong>de</strong>n Katastrophenschutz<br />
stellt, wer<strong>de</strong>n dann die Län<strong>de</strong>r ihrer politische Zusage<br />
effizient nachkommen, das fehlen<strong>de</strong> Drittel aus<br />
eigenen Ressourcen zu stellen?<br />
Es ist politisch nicht vertretbar, dass <strong>de</strong>r <strong>Bund</strong> und<br />
die Län<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r vorgenannten D<strong>im</strong>ension das Ehrenamt<br />
flächen<strong>de</strong>ckend und dauerhaft gefähr<strong>de</strong>n! Insofern<br />
geht es bei <strong>de</strong>r geführten Diskussion pr<strong>im</strong>är<br />
um die politische Frage <strong>de</strong>s Zieles, um die substantielle<br />
Wirkung und die realen Folgen einer Neukonzeption<br />
– und nicht um ein „Nachverhan<strong>de</strong>ln“ <strong>de</strong>r<br />
von <strong>de</strong>r Ministerialbürokratie erstellten Konzepte.<br />
Als Fazit ergibt sich daraus:<br />
1. Die Hilfsorganisationen wer<strong>de</strong>n die Bemühun-<br />
gen von <strong>Bund</strong>, Län<strong>de</strong>rn und Kommunen um<br />
eine neue Strategie zum Schutz <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />
in Deutschland unter beson<strong>de</strong>rer Beachtung <strong>de</strong>r<br />
angesprochenen Aspekte weiter begleiten.<br />
2. Politik und Staat sind auf allen Ebenen gut bera-<br />
ten, wenn sie die Kraft, die in <strong>de</strong>r „Bürgerinitia-<br />
tive Hilfsorganisation“ steckt, annehmen, unter -<br />
stützen und nutzen.<br />
3. Die Anfor<strong>de</strong>rungen, die sich in nächster Zeit aus<br />
<strong>de</strong>n Sicherheitsrisiken und <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mografischen<br />
Entwicklung an Staat, Politik und Gesellschaft er-<br />
geben, stehen <strong>im</strong> Wi<strong>de</strong>rspruch zu <strong>de</strong>n tatsächli-<br />
chen und finanziellen Möglichkeiten.<br />
4. Die Politik ist angesichts dieser Lage gut beraten,<br />
<strong>de</strong>n Gedanken <strong>de</strong>r Subsidiarität wie<strong>de</strong>r gezielt zu<br />
för<strong>de</strong>rn. Der in Deutschland historisch gewach-<br />
sene Dritte Sektor mit seinen Hilfsorganisationen<br />
bietet gera<strong>de</strong> in dieser Situation eine zielführen-<br />
<strong>de</strong> Lösung.<br />
5. Deshalb ist ein offensiver Politikwechsel nötig:<br />
hin zum verantwortlichen Han<strong>de</strong>ln <strong>de</strong>s Bürgers<br />
für sich und seinen Nächsten, gestaltet durch<br />
und mit <strong>de</strong>n Hilfsorganisationen als Partner<br />
<strong>de</strong>s Staates.<br />
Zum Autor: Benedikt Lieflän<strong>de</strong>r, Assessor jur., ist Bereichsleiter Notfallvorsorge <strong>im</strong> Generalsekretariat <strong>de</strong>s Malteser Hilfsdienstes,<br />
Köln.<br />
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