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Nationales Krisenmanagement im ... - deNIS - Bund.de

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Festzustellen ist, dass eine hohe Panikerwartung bei<br />

Unglücksfällen und Bedrohungssituationen in <strong>de</strong>r<br />

öffentlichen Wahrnehmung besteht. Tatsächlich sind<br />

Panikreaktionen größerer Menschenmengen jedoch<br />

vergleichsweise selten, Beteiligte bei Scha<strong>de</strong>nsereignissen<br />

und Krisen reagieren zumeist rational und<br />

prosozial. Dieses Ergebnis zeigte sich auch bei <strong>de</strong>r<br />

Auswertung von 324 Evakuierungsberichten nach<br />

<strong>de</strong>m Terroranschlag auf das World Tra<strong>de</strong> Center <strong>im</strong><br />

September 2001 (Blake et al. 2004). Auch haben präventive<br />

Maßnahmen, die vor Bedrohungssituationen<br />

ergriffen wer<strong>de</strong>n, und zu <strong>de</strong>nen beispielsweise bauliche<br />

Maßnahmen, die Kennzeichnung von Notaus-<br />

Reaktionen und Bedarf <strong>de</strong>r Bevölkerung in Krisen – Beispiel Übung LÜKEX 2007<br />

Ein viertes Beispiel für die Berücksichtigung psychologischer<br />

und soziologischer Erkenntnisse <strong>im</strong> Krisen-<br />

und Katastrophenmanagement lässt sich <strong>im</strong> Rückblick<br />

auf die Übung LÜKEX 2007 und die hier bearbeitete<br />

Thematik „Pan<strong>de</strong>mie“ geben. So erfor<strong>de</strong>rte es die<br />

Übungsannahme von über 100.000 Toten innerhalb<br />

kürzester Zeit und damit einem Mehrfachen an anzunehmen<strong>de</strong>n<br />

trauern<strong>de</strong>n Familienangehörigen, einer<br />

verunsicherten Bevölkerung und zugleich hoch<br />

und mehrfach belasteter und <strong>im</strong> Dauereinsatz befindlicher<br />

Einsatzkräfte, <strong>de</strong>n Aufbau von Angebots-<br />

und Managementstrukturen für eine kontinuierliche<br />

Information <strong>de</strong>r Bevölkerung und Maßnahmen <strong>de</strong>r<br />

psychosozialen Notfallversorgung einzubeziehen.<br />

Auch die Vorbereitung und Durchführung zentraler<br />

kirchlicher und staatlicher Trauerfeierlichkeiten wäre<br />

zu berücksichtigen. Als beson<strong>de</strong>rs problematisch erwies<br />

sich, dass wissenschaftlich ausreichend fundierte<br />

gängen, die Vorbereitung von automatischen und<br />

adaptiven Fluchtleitsystemen, die Festlegung von<br />

Verantwortlichkeiten bei Rettungs- und Aufsichtspersonal,<br />

die psychische Vorbereitung <strong>de</strong>r Rettungskräfte,<br />

die Vorbereitung ein<strong>de</strong>utiger Handlungsanweisungen<br />

u.v.a.m. gehören, hohe Erfolgschancen.<br />

Dennoch wur<strong>de</strong>n Empfehlungen für die Intervention<br />

bei eingetretener massiver Panik erarbeitet. Dazu<br />

gehören beispielsweise: Aufmerksamkeit herstellen<br />

und bin<strong>de</strong>n, klare Information und ein<strong>de</strong>utige Handlungsanweisungen<br />

geben, soziale Motive för<strong>de</strong>rn,<br />

Hinweise wie<strong>de</strong>rholen, Mengen teilen (Lasogga &<br />

Gasch 2007).<br />

Planungs- und Handlungsgrundlagen für diese Maßnahmen<br />

nicht gegeben sind: Die Schutzkommission<br />

be<strong>im</strong> <strong>Bund</strong>esminister <strong>de</strong>s Innern beschreibt in ihrem<br />

Evaluationsbericht zur LÜKEX 2007 Handlungsbedarf<br />

insbeson<strong>de</strong>re bezogen auf zwei Fragestellungen: 1.<br />

Es liegen keine ausreichen<strong>de</strong>n wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse zur Abschätzung <strong>de</strong>s Schutz-, Flucht-<br />

und Unterstützungsverhaltens <strong>de</strong>r Bevölkerung in<br />

vergleichbaren Krisensituationen sowie zum Verlauf<br />

und Muster <strong>de</strong>r Belastungsakkumulation in lang andauern<strong>de</strong>n<br />

Bedrohungslagen vor. 2. Zur Erfassung<br />

<strong>de</strong>r Rate psychosozial hoch belasteter Bürger und<br />

damit zur Bedarfsplanung für Angebote psychosozialer<br />

Notfallversorgung sind keine (einsatz-)praxistauglichen<br />

Screeningverfahren verfügbar. LÜKEX 2007<br />

offenbarte somit umschriebene Forschungslücken.<br />

Zur Autorin: Dr. Jutta Helmerichs leitet das Referat I.5 „Psychosoziale Notfallversorgung“ <strong>im</strong> <strong>Bund</strong>esamt für Bevölkerungsschutz<br />

und Katastrophenhilfe, Bonn<br />

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