25.01.2013 Aufrufe

Nationales Krisenmanagement im ... - deNIS - Bund.de

Nationales Krisenmanagement im ... - deNIS - Bund.de

Nationales Krisenmanagement im ... - deNIS - Bund.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Von „Krisenmanagern“ erwartet man, dass sie über<br />

<strong>de</strong>rartige Kenntnisse und Ressourcen verfügen und<br />

dass sie je<strong>de</strong>rzeit in <strong>de</strong>r Lage sind, bei<strong>de</strong> bestmöglich<br />

zum Einsatz zu bringen. Von daher muss „<strong>Krisenmanagement</strong>“<br />

vor allem Vorbereitung auf Entkoppelungsrisiken<br />

sein, sowohl intellektuell wie psychisch,<br />

zugleich aber auch materiell, in Form vorgehaltener<br />

Entsatzressourcen, und als <strong>de</strong>ren gekonnte Mobilisierung<br />

(Warnung und Alarmierung) und Anwendung<br />

(Ausbildung, Training und Übung). Folgerichtig ist<br />

Entkoppelung zwangsläufig, wenn we<strong>de</strong>r materieller<br />

Entsatz mobilisiert noch kompetent und psychisch<br />

stabil angewandt wer<strong>de</strong>n kann. Dieses Ausfallrisiko<br />

<strong>de</strong>s menschlichen Faktors stellt sich zumeist entlang<br />

<strong>de</strong>r gesellschaftlichen Verteilung <strong>de</strong>r Mobilisierungschancen<br />

materieller und psychisch-kognitiver Ressourcen.<br />

Betrachtet man die reale Verfügbarkeit bei<strong>de</strong>r Ressourcen,<br />

steht es um die Krisenbewältigungskapazitäten<br />

unserer Gesellschaft schlecht, weil bei anwachsen<strong>de</strong>n<br />

Krisen das Verhältnis zwischen Entkoppelungen und<br />

situativer Koppelungsfähigkeit entsprechend ungünstiger<br />

wird. Vor allem flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>, systemische<br />

Ausfälle führen dazu, dass nicht nur die regulären<br />

Ressourcen von Gesellschaft (Ver- und Entsorgungssysteme,<br />

Infrastruktur, Verkehre, Kommunikation)<br />

knapper wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn auch die davon weitgehend<br />

abhängigen materiellen Entsatzressourcen. Deren<br />

Knappheit bewirkt dann auch Entkoppelungen<br />

bei <strong>de</strong>n Krisenmanagern, so dass <strong>de</strong>n realen Opfern<br />

schwerer geholfen wer<strong>de</strong>n kann und die mittelbar<br />

Betroffenen <strong>im</strong>mer länger aus eigener Kraft ausharren<br />

müssen.<br />

Ein Ausharren aus eigener Kraft jedoch erfor<strong>de</strong>rt<br />

zumin<strong>de</strong>st basale Mobilisierungschancen von nützlichen<br />

Ressourcen, weswegen zunehmend Selbsthilfekapazitäten<br />

gefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />

Solange <strong>de</strong>rartige Selbsthilfekapazitäten nicht o<strong>de</strong>r<br />

nur min<strong>im</strong>al verfügbar sind, muss gefragt wer<strong>de</strong>n,<br />

wie Menschen auf sachlich unbeantwortbare Entkoppelungen<br />

reagieren wer<strong>de</strong>n? Bedauerlicherweise besteht<br />

dazu eine ernste Kenntnislücke, die zu<strong>de</strong>m auch<br />

noch mit Mutmaßungen über Reaktionen gefüllt wird,<br />

die bislang keinen empirischen Gehalt haben. So wird<br />

vermutet, dass sich vor allem Panik breit macht, dass<br />

Menschen massenhaft unvernünftig, asozial und sogar<br />

kr<strong>im</strong>inell reagieren. Tatsächlich aber ist dies alles<br />

nicht <strong>de</strong>r Fall, treten besagte Abweichungen max<strong>im</strong>al<br />

in Größenordnungen unterhalb 3 Prozent auf, während<br />

sich über 80 Prozent aller betroffenen Personen<br />

„normal“ verhalten, zumeist sogar „pro-aktiv“. Kaum<br />

ein Übungsszenario malt jedoch Bevölkerungsreaktionen<br />

in diesen positiven Farben: als Spontanhilfe,<br />

als mobilisierbare Ressource <strong>de</strong>r „Tausend Hän<strong>de</strong>“,<br />

als Fundus für Solidarität, Information, Wachsamkeit<br />

und sozialen Zusammenhalts. Im Gegenteil: Bevölkerung<br />

ist <strong>im</strong>mer synonym mit Massenhysterie, Gerücht,<br />

Aggressivität, Hamstern, Plün<strong>de</strong>rn und allem<br />

an<strong>de</strong>ren abweichen<strong>de</strong>n Verhalten, für das sonst nur<br />

das Strafgesetzbuch zuständig ist.<br />

155

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!