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Nationales Krisenmanagement im ... - deNIS - Bund.de

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Hamburg ist in sieben Bezirksämter unterteilt, die<br />

seit jeher eine gewisse Selbstständigkeit genießen.<br />

Weil aber in Hamburg staatliche und gemeindliche<br />

Tätigkeiten nicht getrennt wer<strong>de</strong>n, ist es <strong>de</strong>m Senat<br />

möglich, Entscheidungen an sich zu ziehen. Für <strong>de</strong>n<br />

Bereich <strong>de</strong>s Katastrophenschutzes war es – auch auf<br />

Grund <strong>de</strong>r Notwendigkeit, das <strong>Krisenmanagement</strong><br />

opt<strong>im</strong>al zu gestalten – daher nur konsequent, dass<br />

die Gesamtverantwortung be<strong>im</strong> Senat liegt. Diese<br />

Festlegung erwies sich zwar als grundsätzlich richtig<br />

und gut, hatte aber auch seine Tücken. Im Senat<br />

gilt das Kollegialprinzip. Deshalb ist es <strong>im</strong> Ergebnis<br />

<strong>de</strong>m Innensenator nicht möglich, eine Entscheidung<br />

zu veranlassen, die <strong>de</strong>m Ressort <strong>de</strong>s Umweltsenators<br />

zuzurechnen ist. Den Vätern <strong>de</strong>s ersten hamburgischen<br />

Katastrophenschutzgesetzes (1964) war diese<br />

Hür<strong>de</strong> sehr wohl bewusst, und sie nahmen sie auch<br />

in Kauf, als sie <strong>de</strong>r Behör<strong>de</strong> für Inneres lediglich eine<br />

koordinieren<strong>de</strong> Funktion <strong>im</strong> Katastrophenschutz zugestan<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>r Krise agieren statt reagieren – Führung ist unteilbar<br />

Dieser Ansatz – agieren statt reagieren – wur<strong>de</strong> konsequent<br />

in Gesetzen und Verordnungen zum Hamburger<br />

Katastrophenschutz (1984) manifestiert. Der<br />

„Staatsrat <strong>de</strong>r Behör<strong>de</strong> für Inneres“ ist seit<strong>de</strong>m Leiter<br />

<strong>de</strong>r Katastrophenabwehr. Er ist befugt, allen an<strong>de</strong>ren<br />

Behör<strong>de</strong>n und Ämtern <strong>de</strong>r Freien und Hansestadt<br />

Hamburg Anweisungen zu erteilen, damit eine<br />

Krise effektiv und schnell gemeistert wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Das Kollegialprinzip <strong>de</strong>s Senats ist in <strong>de</strong>r Krise aufgehoben.<br />

Nur <strong>de</strong>r Innensenator o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Erste Bürgermeister<br />

können die Befugnisse <strong>de</strong>s Staatsrates an<br />

sich ziehen. Damit war die Frage <strong>de</strong>r einheitlichen<br />

Führung unmissverständlich geklärt. Als etwas sperrig<br />

wur<strong>de</strong> außer<strong>de</strong>m die Definition <strong>de</strong>r Katastrophe<br />

empfun<strong>de</strong>n und aus diesem Grund kurzerhand geän<strong>de</strong>rt.<br />

Seither gilt, dass je<strong>de</strong> Gefährdung o<strong>de</strong>r Störung<br />

<strong>de</strong>r öffentlichen Sicherheit und Ordnung, zu <strong>de</strong>ren<br />

Bekämpfung die Verstärkung <strong>de</strong>r Mittel und Kräfte<br />

<strong>de</strong>s tägliches Dienstes und/o<strong>de</strong>r eine einheitliche<br />

Lenkung <strong>de</strong>r Abwehrmaßnahmen erfor<strong>de</strong>rlich ist,<br />

eine Katastrophe <strong>im</strong> Sinne <strong>de</strong>s Gesetzes ist.<br />

Die Logistik <strong>im</strong> Hamburger Hafengebiet ist eng verzahnt<br />

Diese Regelung rächte sich, als 1981 ein Tanker in<br />

<strong>de</strong>r Elbe havarierte und 350 Tonnen Rohöl in <strong>de</strong>n<br />

Strom flossen, weil es nicht möglich war, eine einheitliche<br />

Führung für alle Fel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Gefahrenabwehr<br />

zu etablieren. Die Folge: Entscheidungen kamen zu<br />

spät, und eine effektive Krisenbewältigung war unmöglich.<br />

Der damalige Staatsrat und spätere Innensenator<br />

Werner Hackmann wollte aber die Krise nicht<br />

lediglich verwalten, er wollte in <strong>de</strong>r Krise wirksam<br />

agieren können.<br />

Diese Definition ermöglicht es <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r Katastrophenabwehr,<br />

schon sehr frühzeitig, von seiner<br />

Lenkungskompetenz Gebrauch zu machen. Es führt<br />

aber auch dazu, dass je<strong>de</strong> Situation hinsichtlich einer<br />

Übernahme <strong>de</strong>r Führung durch <strong>de</strong>n Staatsrat geprüft,<br />

bewertet und entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n müsste. Um zu<br />

verhin<strong>de</strong>rn, dass sich die Verwaltung aber nun mit<br />

nichts an<strong>de</strong>rem mehr befasst als Gefahrensituationen<br />

mit Blick auf <strong>de</strong>n Katastrophenschutz zu bewerten,<br />

wur<strong>de</strong>n für die wahrscheinlichsten Gefahrensituationen<br />

Richtlinien erarbeitet und mit <strong>de</strong>n betroffenen<br />

Behör<strong>de</strong>n und Ämtern abgest<strong>im</strong>mt. In diesen Richtlinien<br />

sind die Einsatzschwellen für <strong>de</strong>n Katastrophenschutz<br />

festgelegt, die Alarmierungswege und<br />

wesentliche Aufgaben zur Bewältigung zum Beispiel<br />

einer Grippe-Pan<strong>de</strong>mie festgelegt. Durch diese Richtlinien<br />

(z.B. <strong>de</strong>r Infektionsschutzrichtlinie) wer<strong>de</strong>n<br />

die notwendigen Entscheidungen <strong>de</strong>s Staatsrates auf<br />

ein Min<strong>im</strong>um reduziert, weil sich die Behör<strong>de</strong>n und<br />

Ämter schon vor <strong>de</strong>r Krise auf eine einheitliche Bewältigungsstrategie<br />

verständigt haben. Zu<strong>de</strong>m machen<br />

die Richtlinien das Han<strong>de</strong>ln und die jeweilige<br />

Verantwortung <strong>de</strong>r Verwaltung für die Öffentlichkeit<br />

transparent.<br />

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