Nationales Krisenmanagement im ... - deNIS - Bund.de

LÜKEX 2007 brachte die Erkenntnis, dass die beübten
Krisenstäbe die psychologischen Wirkungen ihrer
Entscheidungen und Maßnahmen erst ansatzweise
berücksichtigen. Die katastrophenpsychologischen
Aspekte der Entscheidungsprozesse und Fragen der
Stressbewältigung in den Krisenstäben selbst sollten
deshalb verstärkt in die Aus- und Weiterbildung und
in die Übungstätigkeit eingebunden werden. Geeignete
Fachberater sollten entsprechende Lehr- und
Übungsmodule erarbeiten und die Krisenmanager
beraten. Die wissenschaftlichen Untersuchungen und
Erkenntnisse in diesem Bereich sind in der Regel veraltert
und berücksichtigen nur ansatzweise die Rahmenbedingungen
moderner Industriegesellschaften.
In diesem Bereich wird ein deutlicher Forschungsbedarf
gesehen.
Die prognostische Lagebeurteilung im politisch-administrativen
Bereich ist bisher nur wenig ausgeprägt.
Besonders auffällig war dies bei der Abschätzung
langfristiger Folgewirkungen der Schadensereignisse,
bei den bereichsübergreifenden „Kaskadeneffekten“
und der Beurteilung der möglichen Lageentwicklung.
Vorhandene Stabsmodelle (z.B. Verwaltungsstab)
und Stabsdienstordnungen sollten hierauf untersucht
und die Prognosefähigkeiten zum Beispiel durch die
Einrichtung spezieller Planungsgruppen verbessert
werden. Darüber hinaus könnten – wie im militärischen
Bereich seit Jahren üblich – moderne Simulationssysteme
unterstützend bei der Vorhersage der
Lageentwicklung, im Ressourcenmanagement und in
der Bewertung unterschiedlicher Handlungsoptionen
eingesetzt werden.
Koordinierung im Bund und Länder übergreifenden Krisenmanagement
Der Interministeriellen Koordinierungsgruppe des
Bundes und der Länder wurde im Rahmen des Bund-
Länder-übergreifenden Krisenmanagements bei LÜ-
KEX 2007 die Aufgabe gestellt, fachliche Empfehlungen
für eine Impfstrategie auszusprechen, die als
Folge eines nur sukzessiv zur Verfügung stehenden
Impfstoffes notwendig war. Hierzu wurden erstmalig
die Strukturen und Verfahren der Interministeriellen
Koordinierungsgruppe in einer Beratungs- und Unterstützungsrolle
für die Krisenstäbe bei Bund und
Ländern angewandt. Dabei wurde auch deutlich,
Die bundesweite Lageerfassung und -darstellung ist
nach wie vor nicht zufriedenstellend. Erforderliche
einheitliche Standards zu Meldeverfahren und -inhalten
bestehen noch nicht in allen Bereichen und
beruhen zudem teilweise lediglich auf Absprachen
auf Arbeitsebene. Hier müssen – nach einer notwendigen
Optimierung der Meldewege zwischen allen
Ebenen der öffentlichen Verwaltung und nichtöffentlichen
Informationsgebern – effiziente, verbindliche
Regelungen geschaffen werden. Gleichzeitig sollte
geprüft werden, welche Maßnahmen zu ergreifen
sind, um diese Informationen den Nutzern zeitnäher
in geschlossenen Datensystemen (z.B. deNIS) verfügbar
zu machen.
In den übenden Bereichen, die nicht über ständige
KM-Strukturen verfügen, wurden Unsicherheiten bei
der Stabsarbeit deutlich. Zur besseren Vorbereitung
des Stabspersonals aller Ebenen wird die verstärkte
Aufnahme von übergreifenden Themen des Krisenmanagements
und der praktischen Stabsarbeit in die
Ausbildungskataloge der zuständigen Hochschulen,
Akademien und Fortbildungsinstitute angeregt. Die
besonders intensiven Anforderungen an die PrÖA-
Strukturen der Krisenstäbe bei knappem Personal erfordern
besondere planerische und organisatorische
Vorbereitung mit ausreichend zusätzlichem Personal
in der Krisensituation. Maßgeschneiderte zentrale
Weiterbildungsmaßnahmen haben sich für das Personal
der Pressestellen besonders bewährt (siehe
hierzu im Detail den Beitrag „Über die strategische
Bedeutung von Krisenkommunikation“ dieser Publikation).
dass außerhalb der Innenressorts Funktion und Verfahrensweise
dieses Gremiums nicht ausreichend bekannt
sind. Das neue Verfahren hat sich als wichtige
Ergänzungsfunktion für das bestehende System des
Krisenmanagements grundsätzlich bewährt.
Auf dem Gebiet von Fachempfehlungen durch die
zuständigen Bundesbehörden zur Unterstützung des
übergreifenden Krisenmanagements hat die Übung
noch Optimierungs- und Verbesserungsbedarf gezeigt.
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