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Nationales Krisenmanagement im ... - deNIS - Bund.de

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154<br />

Sozialwissenschaftliche Aspekte <strong>de</strong>s <strong>Krisenmanagement</strong>s<br />

in Übung und Einsatz<br />

Prof. Dr. Wolf R. Dombrowsky / Dipl. Psych. Horst Schuh<br />

Management ist, unbescha<strong>de</strong>t mo<strong>de</strong>rnster Instrumente,<br />

nach wie vor Opt<strong>im</strong>ierung und Steuerung <strong>de</strong>r Mittel,<br />

die zur Erreichung gesteckter Ziele erfor<strong>de</strong>rlich<br />

sind. Doch leitete es in die Irre, „<strong>Krisenmanagement</strong>“<br />

als Opt<strong>im</strong>ierung und Steuerung jener Mittel zu <strong>de</strong>finieren,<br />

die zur Überwindung einer Krise erfor<strong>de</strong>rlich<br />

sind. „Krise“ ist nichts Gegenständliches, das wie ein<br />

Werkstück i<strong>de</strong>ntifiziert und bearbeitet wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Krise ist ein Erlebnis, eine Wahrnehmungsqualität,<br />

eine Art „Überschattung“ allen Fühlens und Han<strong>de</strong>lns,<br />

also auch von „Management“ selbst.<br />

Am besten stellt man sich Krise als<br />

Entkoppelungsvorgang vor: Aus Interagie-<br />

ren<strong>de</strong>n und ihren Interaktionen wer<strong>de</strong>n<br />

Agieren<strong>de</strong> und Aktionen, die <strong>im</strong>mer<br />

weniger miteinan<strong>de</strong>r zu tun haben.<br />

Solange Interagieren<strong>de</strong> und Interaktionen gekoppelt<br />

sind, was in <strong>de</strong>r Alltagssprache als „Normalität” bezeichnet<br />

wird, han<strong>de</strong>ln Menschen untereinan<strong>de</strong>r wie<br />

auch mit ihren kulturellen Artefakten, z.B. technischen<br />

Geräten, in beständigen Bezugsschleifen. Man<br />

kann dies kybernetisch als Regelkreis bezeichnen<br />

o<strong>de</strong>r als Kooperation und Kommunikation <strong>im</strong> weitesten<br />

Sinne. Immer fin<strong>de</strong>t eine Bezug nehmen<strong>de</strong>,<br />

wechselseitige Beeinflussung statt, durch die letztlich<br />

„Funktionieren“ erreicht wird. Krisenhaft erscheint<br />

uns unsere Welt erst, wenn unsere Maßnahmen <strong>im</strong>mer<br />

weniger o<strong>de</strong>r nicht mehr das erreichen, was wir<br />

als Funktionieren erwarten. Wer diesen Vorgang von<br />

Entkoppelung wahrn<strong>im</strong>mt, spürt, dass er die Kontrolle<br />

verliert, dass sein Han<strong>de</strong>ln und Mühen nicht<br />

mehr erreicht, was es soll. Insofern ist Krise zuvör<strong>de</strong>rst<br />

Bedrohung von I<strong>de</strong>ntität und Existenz: Versage<br />

ich? Scheitere ich?<br />

Die erste Phase <strong>de</strong>s Krisenhaften ist von diesem bedrohlichen<br />

Entkoppelungsvorgang charakterisiert.<br />

Seine Dauer indiziert <strong>de</strong>n Verstörungsgrad und damit<br />

die Schwere <strong>de</strong>r Krise, in <strong>de</strong>r sich die agieren<strong>de</strong>n Personen<br />

befin<strong>de</strong>n. Die zweite Phase setzt ein, wenn die<br />

Agieren<strong>de</strong>n realisiert haben, dass ihr bisheriges Han<strong>de</strong>ln<br />

mit nichts mehr interagiert und somit keinerlei<br />

Wirkung, am wenigsten eine positive, hilfreiche, hervorbringt.<br />

Dem folgt die dritte Phase <strong>de</strong>r Reorganisation<br />

hin auf ein neues Interaktionsniveau, auf <strong>de</strong>m<br />

sich an die äußeren Abläufe so koppeln lässt, dass<br />

wie<strong>de</strong>r gewünschte Effekte erzielt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Ist dies erreichbar, gewinnen die Betroffenen ihre<br />

Souveränität zurück, wird dies nicht erreicht, erleben<br />

sie sich als hilflos und unnütz bis zur existenziellen<br />

Bedrohung.<br />

„<strong>Krisenmanagement</strong>“ ist in erster Linie die Fähigkeit,<br />

nicht mehr wirksame Umgangsweisen mit <strong>de</strong>r Realität<br />

aufgeben und auf neue, situativ besser angemessene<br />

Umgangsweisen umschalten zu können. Dies kann<br />

aber nur gelingen, wenn entsprechen<strong>de</strong> Kenntnisse<br />

und Ressourcen vorhan<strong>de</strong>n und mobilisierbar sind.

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