Nationales Krisenmanagement im ... - deNIS - Bund.de
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Bahn-Katastrophe in Esche<strong>de</strong> am 3. Juni 1998<br />
Psychosoziale Notfallversorgung<br />
Ein weiteres Beispiel für die zunehmen<strong>de</strong> Berücksichtigung<br />
psychologischer Erkenntnisse <strong>im</strong> Kontext<br />
von Krisen, schweren Unglücksfällen und Katastrophen<br />
ist die Entwicklung einer eigenen psychosozialen<br />
Versorgungsstruktur für Überleben<strong>de</strong>, Angehörige,<br />
Hinterbliebene, Vermissen<strong>de</strong>, Zeugen und<br />
weitere Betroffene. Die psychosoziale Notfallversorgung<br />
(PSNV) beginnt bereits in <strong>de</strong>r Notfallsituation<br />
und ergänzt somit die medizinische und technische<br />
Hilfeleistung. Auf die europäischen Län<strong>de</strong>r bezogen<br />
lässt sich seit Mitte <strong>de</strong>r 1990er Jahre <strong>de</strong>r Aufbau spezieller<br />
Fachdienste wie psychosoziale Kriseninterventionsteams<br />
<strong>im</strong> Rettungsdienst (KIT), Notfallseelsorge<br />
und Notfallpsychologie beobachten (Krüsmann &<br />
Müller-Cyran 2005; Lueger-Schuster et al. 2006; Seynaeve<br />
et al. 2001; WHO 2003). In Deutschland sind<br />
diese Fachdienste <strong>de</strong>r psychosozialen Notfallversorgung<br />
mittlerweile fast flächen<strong>de</strong>ckend verfügbar und<br />
haben sich in <strong>de</strong>r Praxis <strong>im</strong> Individualnotfall und<br />
bei Großscha<strong>de</strong>nslagen <strong>im</strong> Inland (wie ICE-Unglück<br />
Esche<strong>de</strong> 1998, Amoklauf Erfurt 2002, Flugzeugkollision<br />
Überlingen 2002, Flut 2002, Eissporthalleneinsturz<br />
Bad Reichenhall 2006, Transrapid-Unglück <strong>im</strong> Emsland<br />
2006) bewährt. Ihre Leistungsfähigkeit und Effektivität<br />
wur<strong>de</strong> und wird wissenschaftlich evaluiert<br />
(Beerlage et al. 2006a und 2006b; Butollo et al. 2006).<br />
Fachliche Grundlage für Aufbau und Tätigkeit dieser<br />
Dienste <strong>de</strong>r psychosozialen Notfallversorgung ist<br />
insbeson<strong>de</strong>re die Psychotraumatologie, die internationale<br />
und auch nationale wissenschaftliche Erkenntnisse<br />
zu psychosozialen Belastungen und Traumafolgestörungen<br />
bereitstellt. Ein wesentlicher Befund ist,<br />
dass die psychosozialen Folgen <strong>de</strong>r Extremerfahrung<br />
Unglücksfall o<strong>de</strong>r Katastrophe sehr vielfältig sein<br />
können. Sie sind abhängig von ganz verschie<strong>de</strong>nen<br />
Faktoren wie Art <strong>de</strong>s Unglücks (z.B. Terroranschlag,<br />
Naturkatastrophe), Schweregrad (Anzahl <strong>de</strong>r Verletzten,<br />
Verletzungsgrad) und Dauer (Verkehrsunfall,<br />
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