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Reduction and Elimination in Philosophy and the Sciences

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Zeitliche Ontologie und zeitliche Reduktion<br />

Georg Friedrich, Graz, Österreich<br />

Ich werde <strong>in</strong> diesem Beitrag zwei zusammenhängende<br />

Fragen beh<strong>and</strong>eln, nämlich (i.) die Frage nach e<strong>in</strong>er<br />

zeitlichen Ontologie. Darunter möchte ich e<strong>in</strong>e Ontologie<br />

verstehen, genauer, e<strong>in</strong> zeit-räumliches Kategoriensystem,<br />

das die zeitlichen Bestimmungen von D<strong>in</strong>gen ernst nimmt<br />

und sie als primär auffasst. Die zweite Frage ist (ii.) die<br />

Frage nach den Möglichkeiten e<strong>in</strong>er zeitlichen Reduktion.<br />

Beide Fragen hängen <strong>in</strong>sofern zusammen, als auch die<br />

zeitliche Ontologie als e<strong>in</strong> Versuch e<strong>in</strong>er zeitlichen<br />

Reduktion gesehen werden kann. Sie unterscheiden sich<br />

dadurch, dass sie auf unterschiedlichen Ebenen<br />

stattf<strong>in</strong>den.<br />

Die erste Frage ist die Frage nach der<br />

ontologischen Sparsamkeit e<strong>in</strong>er zeitlichen Ontologie.<br />

Kategoriensysteme dienen der E<strong>in</strong>teilung der Wirklichkeit.<br />

Man kann die Wirklichkeit <strong>in</strong> vielfacher Weise e<strong>in</strong>teilen, es<br />

kann also mehrere Kategoriensysteme geben. Die zeitliche<br />

Ontologie reduziert Kategoriensysteme und vere<strong>in</strong>facht<br />

auch die Kriterien für die E<strong>in</strong>teilung der Gegenstände<br />

<strong>in</strong> die Kategorien.<br />

Die zweite Frage geht der zeitlichen Reduktion <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em <strong>and</strong>eren, größeren Umfeld nach. Die Frage im<br />

H<strong>in</strong>tergrund ist, welche Vorteile es haben kann, die Zeit<br />

und den Raum bei der Beschäftigung mit ontologischen<br />

Fragen zu berücksichtigen, ihnen somit e<strong>in</strong>e größere<br />

Bedeutung e<strong>in</strong>zuräumen und gegebenenfalls problematische<br />

Begriffe auf zeitliche Begriffe zu reduzieren.<br />

E<strong>in</strong> zeit-räumliches Kategoriensystem<br />

Metakategorien, so will ich hier annehmen, kategorisieren<br />

ontologische Kategorien, sie dienen der E<strong>in</strong>teilung von<br />

ontologischen Kategorien. Die Metakategorien, des nun<br />

folgenden Kategoriensystems, s<strong>in</strong>d Raum und Zeit. Wie<br />

man gleich sehen wird, ist die Zeit die bedeutendere der<br />

beiden Metakategorien, weshalb man von e<strong>in</strong>er zeitlichen<br />

Ontologie sprechen könnte.<br />

Ich gehe davon aus, dass alle Gegenstände im<br />

Raum oder <strong>in</strong> der Zeit s<strong>in</strong>d bzw. nicht s<strong>in</strong>d, d.h. sie stehen<br />

immer <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er Beziehung zu Raum und Zeit. E<strong>in</strong><br />

Gegenst<strong>and</strong> kann im Raum se<strong>in</strong> oder auch nicht. E<strong>in</strong> Gegenst<strong>and</strong><br />

kann <strong>in</strong> der Zeit se<strong>in</strong> oder auch nicht. Führt man,<br />

unter besonderer Berücksichtigung der zeit-räumlichen<br />

Bestimmungen von Gegenständen, e<strong>in</strong>e kategorische E<strong>in</strong>teilung<br />

durch, so ergeben sich vier mögliche Komb<strong>in</strong>ationen.<br />

Es gibt Gegenstände, die …<br />

(1) weder im Raum, noch <strong>in</strong> der Zeit s<strong>in</strong>d.<br />

(2) im Raum, aber nicht <strong>in</strong> der Zeit s<strong>in</strong>d.<br />

(3) nicht im Raum, aber <strong>in</strong> der Zeit s<strong>in</strong>d.<br />

(4) im Raum und <strong>in</strong> der Zeit s<strong>in</strong>d.<br />

Der erste, bereits erfolgte Schritt, ist die Bestimmung der<br />

obersten Kategorien des zeit-räumlichen Kategoriensystems.<br />

Interessant, und gesondert zu erwähnen, s<strong>in</strong>d noch<br />

die unter Punkt (3a) und (4a) genannten Sonderfälle (<strong>and</strong>ere<br />

Sonderfälle können unerwähnt bleiben). Diese Gegenstände<br />

s<strong>in</strong>d ewige Gegenstände, wobei “ewig” <strong>in</strong> zwei<br />

verschiedenen Bedeutungen vorkommt. Es s<strong>in</strong>d Gegenstände,<br />

die …<br />

(3a) nicht im Raum, aber <strong>in</strong> der gesamten Zeit s<strong>in</strong>d.<br />

(4a) im Raum und <strong>in</strong> der gesamten Zeit s<strong>in</strong>d.<br />

Berechtigterweise kann man nun die Frage stellen, warum<br />

man genau diese E<strong>in</strong>teilung vornehmen sollte. Ist sie willkürlich?<br />

In diesem Fall könnte ich die Welt genauso gut<br />

durch e<strong>in</strong> Kategoriensystem e<strong>in</strong>teilen, dessen e<strong>in</strong>zige beiden<br />

Kategorien rote und nicht-rote Gegenstände s<strong>in</strong>d.<br />

Welche Vorzüge hätte die E<strong>in</strong>teilung der Welt mit Hilfe<br />

e<strong>in</strong>es zeit-räumlichen Kategoriensystems? Die Antwort<br />

f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> (i.) e<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong>fachung und Reduzierung der<br />

ontologischen Kategorien und <strong>in</strong> (ii.) e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>deutigen und<br />

vere<strong>in</strong>fachten Zuordnung der Gegenstände. Das muss<br />

kurz erklärt werden.<br />

Zur Vere<strong>in</strong>fachung der Kategorien. In e<strong>in</strong>em Kategoriensystem<br />

der e<strong>in</strong>fachsten Art, das <strong>in</strong> der Philosophie<br />

auch verwendet werden könnte, wird man beispielsweise<br />

auf folgende Kategorien treffen: physische Gegenstände,<br />

psychische Gegenstände und abstrakte Gegenstände.<br />

Diese oder e<strong>in</strong>e ähnliche E<strong>in</strong>teilung hat zum<strong>in</strong>dest zwei<br />

Nachteile.<br />

E<strong>in</strong>erseits ergeben sich Probleme mit der Abgrenzung<br />

der Kategorien. Es ist beispielsweise nicht trivial,<br />

dass alle Gegenstände entweder physisch, psychisch oder<br />

abstrakt s<strong>in</strong>d. Also führt man die Kategorie der physischen<br />

D<strong>in</strong>ge als undef<strong>in</strong>iert e<strong>in</strong>. Ich beg<strong>in</strong>ne hier mit den psychischen<br />

Gegenständen, man könnte aber genauso gut mit<br />

den psychischen oder den abstrakten Gegenständen beg<strong>in</strong>nen.<br />

Um zu e<strong>in</strong>em vollständigen Kategoriensystem zu<br />

kommen, muss man zwischen physischen und nichtphysischen<br />

Gegenständen (komplementäre Eigenschaft), unterscheiden<br />

wobei man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em nächsten Schritt die<br />

nichtphysischen Gegenstände mit den abstrakten und den<br />

psychischen Gegenständen gleichsetzt. Der zweite Nachteil<br />

ergibt sich aus dem ersten, denn hat man e<strong>in</strong>mal die<br />

Kategorie der physischen D<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> der eben genannten<br />

Weise e<strong>in</strong>geführt, so ist dadurch festgelegt, dass physische<br />

D<strong>in</strong>ge nicht psychisch und auch nicht abstrakt s<strong>in</strong>d.<br />

Ich möchte nicht behaupten, dass es D<strong>in</strong>ge gibt, die z.B.<br />

physisch und psychisch zugleich s<strong>in</strong>d, aber immerh<strong>in</strong><br />

könnte es sie geben und ihre Existenz wird auch von e<strong>in</strong>igen<br />

Philosophen angenommen (Siehe z.B. Searle 1993,<br />

29f.). Auch zeigt schon der H<strong>in</strong>weis auf die Möglichkeit<br />

solcher Gegenstände, dass die E<strong>in</strong>teilung <strong>in</strong> physische,<br />

psychische und abstrakte Gegenstände nicht unproblematisch<br />

ist. Abgesehen davon macht e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>teilung, welche<br />

physische Gegenstände als nicht psychisch oder abstrakt<br />

e<strong>in</strong>führt, e<strong>in</strong>e Voraussetzung. Man könnte <strong>in</strong>dessen me<strong>in</strong>en,<br />

dass im Rahmen der Kategorisierung, <strong>in</strong> Anlehnung<br />

an die Logik, noch ke<strong>in</strong>e Voraussetzungen über die Arten<br />

der Gegenstände gemacht werden sollten, um auf diese<br />

Weise e<strong>in</strong>e Vorauswahl zu vermeiden.<br />

Die Schwierigkeiten gehen weiter, wenn man versucht<br />

anzugeben, was z.B. physische Gegenstände s<strong>in</strong>d.<br />

Im Alltag kann e<strong>in</strong>e zum<strong>in</strong>dest vage Vorstellung davon<br />

haben, was physische Gegenstände s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> Vorschlag<br />

zu Bestimmung von physischen Gegenständen könnte<br />

se<strong>in</strong>, diese als <strong>in</strong> Raum und Zeit lokalisierbar, als s<strong>in</strong>nlich<br />

wahrnehmbar und als ausgedehnt anzunehmen. Zur Erklärung<br />

dessen, was physische Gegenstände s<strong>in</strong>d, greift<br />

man also von neuem auf Raum und Zeit zurück. Die Bestimmung<br />

der räumlichen und zeitlichen Lokalisierbarkeit<br />

ist das, was die unter Punkt (4) genannten Gegenstände<br />

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