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Reduction and Elimination in Philosophy and the Sciences

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Aus der obigen Def<strong>in</strong>ition folgt, dass, wenn e<strong>in</strong> Gegenst<strong>and</strong><br />

a auf e<strong>in</strong>en Gegenst<strong>and</strong> b reduzierbar ist, es zu<br />

jeder Aussagefunktion über a e<strong>in</strong>e umfangsgleiche Aussagefunktion<br />

über b gibt. Also gibt es beispielsweise zur<br />

Aussagefunktion ‘... ∈{y | y=a}’ e<strong>in</strong>e solche ausschließlich<br />

über b. Weiters gilt, dass, wenn a zurückführbar auf b ist,<br />

es e<strong>in</strong>e konstitutionale Def<strong>in</strong>ition des Gegenst<strong>and</strong>snamens<br />

von a mittels e<strong>in</strong>er Formel über b gibt (Vgl. Carnap 1966,<br />

47.). Konstitutionale Def<strong>in</strong>itionen s<strong>in</strong>d aber bei Carnap<br />

Identitätsaussagen, welche <strong>in</strong> der Objektsprache des Systems<br />

formuliert s<strong>in</strong>d. Da nun Identität symmetrisch ist,<br />

müssen sowohl die Extension des Def<strong>in</strong>iendums als auch<br />

jene des Def<strong>in</strong>iens Elemente des Vorbereichs der Identitätsrelation<br />

se<strong>in</strong>, somit gemäß der Russellschen Typen<strong>the</strong>orie<br />

bzw. der Carnapschen Fassung derselben vom<br />

selben Typ se<strong>in</strong>. Damit aber ist klar, dass die obige Def<strong>in</strong>ition<br />

nicht von der Relation der Zurückführbarkeit zwischen<br />

Gegenständen verschiedener Theorien h<strong>and</strong>elt, da e<strong>in</strong>e<br />

derartige Auffassung e<strong>in</strong>em wichtigen Grundpr<strong>in</strong>zip der<br />

Konstitutions<strong>the</strong>orie widerspricht. Ist nämlich a zurückführbar<br />

auf b, so soll a e<strong>in</strong>en logischen Komplex von b darstellen,<br />

welcher beispielsweise mit der Klasse von b gegeben<br />

wäre (Vgl. Carnap 1966, 48.). Es muss also die Extension<br />

des Def<strong>in</strong>iendums von höherem Typ als b se<strong>in</strong>, was aber<br />

nicht möglich ist, da der Gegenst<strong>and</strong> a ja e<strong>in</strong>en Grundgegenst<strong>and</strong><br />

darstellt, somit vom Typ 0 ist, wie eben auch der<br />

identische Gegenst<strong>and</strong>, welcher Extension des Def<strong>in</strong>iens<br />

ist.<br />

Ebenso wenig kann ‘Zurückführbarkeit’ bedeuten,<br />

dass auf verschiedene Gegenst<strong>and</strong>sbereiche der<br />

Konstitutions<strong>the</strong>orie Bezug genommen wird, wenn man<br />

darunter zwei getrennte Grundgegenst<strong>and</strong>sbereiche und<br />

ihre daraus gebildeten Gegenstände versteht. Denn auch<br />

hier kann mit Hilfe des obigen Argumentes und mit e<strong>in</strong>em<br />

ähnlichen Argument für höherstufige Gegenstände gezeigt<br />

werden, dass unter e<strong>in</strong>er derartigen Interpretation der<br />

Begriff der Zurückführbarkeit e<strong>in</strong>en leeren Begriff<br />

darstellen würde.<br />

Die Relata der Zurückführbarkeitsrelation s<strong>in</strong>d also<br />

zunächst lediglich Objekte der Konstitutions<strong>the</strong>orie, und<br />

zwar jene, deren sie bezeichnende Ausdrücke im<br />

Konstitutionssystem def<strong>in</strong>iert werden, sowie die<br />

Extensionen der im Def<strong>in</strong>iens vorkommenden Ausdrücke,<br />

welche sich letztlich auf die Grundgegenstände beziehen.<br />

In Carnaps erläuterndem Beispiel für die These, dass jeder<br />

wissenschaftliche Begriff e<strong>in</strong>e Klasse oder Relation ist,<br />

welche sich alle<strong>in</strong>e mit Hilfe der Grundausdrücke<br />

formulieren lässt, wird dementsprechend auch genau<br />

dieser Sachverhalt veranschaulicht (Vgl. Carnap 1966,<br />

118ff.). E<strong>in</strong>e derartige Auffassung ist des Weiteren<br />

durchaus verträglich mit se<strong>in</strong>en allgeme<strong>in</strong>en<br />

Charakterisierungen e<strong>in</strong>es Konstitutionssystems. Denn e<strong>in</strong><br />

Konstitutionssystem ist zunächst e<strong>in</strong> System, <strong>in</strong> welchem<br />

die Begriffe bzw. Gegenstände schrittweise aus den<br />

Grundbegriffen abgeleitet werden (Vgl. Carnap 1966, 2.),<br />

was wiederum bedeutet, dass jedes Axiomensystem,<br />

welches diesen Sachverhalt der schrittweisen Ableitung<br />

erfüllt, e<strong>in</strong> Konstitutionssystem darstellt (Vgl. Carnap 1929,<br />

70f.). Axiomensysteme können aber für sich <strong>in</strong>terpretiert<br />

werden und weisen nicht notwendigerweise e<strong>in</strong>en Bezug<br />

zu e<strong>in</strong>em <strong>and</strong>eren Axiomensystem auf, womit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

solchen Fall e<strong>in</strong>e Zurückführbarkeitsrelation sich zur<br />

Gänze auf die im System def<strong>in</strong>ierten Ausdrücke beziehen<br />

würde.<br />

Wenn nun aber die Gegenstände mit Ausnahme der<br />

Typen ke<strong>in</strong>e weitere Sortierung erfahren, dann bedeutet<br />

‘Zurückführbarkeit’ lediglich, dass bestimmte Klassen oder<br />

Relationen bzw. Klassen von Klassen usw. von Gegenständen<br />

durch (klassen-)logische Operationen aus<br />

Zu Carnaps Def<strong>in</strong>ition von ‘Zurückführbarkeit’ — Rol<strong>and</strong> Kastler<br />

Gegenständen, Klassen oder Relationen bzw. Klassen von<br />

Klassen usw. von Gegenständen gewonnen werden<br />

können. Carnap aber will, wie er im Aufbau an vielen<br />

Stellen erklärt, eigentlich Zahlen auf Klassen, Physisches<br />

auf Psychisches und umgekehrt sowie rationale Zahlen<br />

auf natürliche Zahlen usw. zurückführen. Der fehlende<br />

Zwischenschritt wird nun klar, wenn man zusätzlich<br />

beachtet, dass die konstitutionalen Def<strong>in</strong>itionen im Aufbau<br />

jeweils e<strong>in</strong>e def<strong>in</strong>itorische Erweiterung der Konstitutions<strong>the</strong>orie<br />

bedeuten, also e<strong>in</strong>e Erweiterung ihres Vokabulars.<br />

Demnach kann man nun ‘Zurückführbarkeit’ folgendermaßen<br />

charakterisieren:<br />

(Z) Der Gegenst<strong>and</strong>sbereich der Theorie T ist genau<br />

dann auf jenen der Konstitutions<strong>the</strong>orie K zurückführbar,<br />

wenn K durch konstitutionale Def<strong>in</strong>itionen<br />

derart def<strong>in</strong>itorisch erweitert werden kann, sodass<br />

gilt: T ist Teilmenge der durch die Def<strong>in</strong>itionen erweiterten<br />

Konstitutions<strong>the</strong>orie.<br />

Mit dieser Bestimmung (Z), wobei natürlich noch e<strong>in</strong>e Anpassung<br />

der Typen<strong>in</strong>dices erfolgen muss, welche dann je<br />

nach gewünschter Reichweite des Kriteriums verschieden<br />

formuliert werden kann, ist es zunächst im Pr<strong>in</strong>zip durchaus<br />

verträglich, dass die Gegenstände von T und jene von<br />

K verschieden s<strong>in</strong>d. Kriterium ist zunächst nur die Strukturerhaltung.<br />

Dem aber sche<strong>in</strong>en die vielen „identifizierenden“<br />

Aussagen Carnaps zu widersprechen, wenn er etwa me<strong>in</strong>t,<br />

dass <strong>in</strong> Bezug auf den Leib-Seele-Dualismus im Konstitutionssystem<br />

des „Aufbaus“ e<strong>in</strong> Monismus von Physischem<br />

und Psychischem gilt (Vgl. Carnap 1966, 223f.), oder er an<br />

<strong>and</strong>erer Stelle formuliert, dass bei der Zurückführung von<br />

Physischem auf Psychisches dem physischen Gegenst<strong>and</strong><br />

se<strong>in</strong>e wahrnehmbaren Kennzeichen zuzuordnen s<strong>in</strong>d (Vgl.<br />

Carnap 1966, 78.), oder er <strong>in</strong>tentionale Gegenstände als<br />

komplexe Ordnungen von Erlebnissen darstellt (Vgl. Carnap<br />

1966, 227.). Man sche<strong>in</strong>t also durchaus gerechtfertigt<br />

zu se<strong>in</strong>, ihn dah<strong>in</strong>gehend zu <strong>in</strong>terpretieren, dass er e<strong>in</strong>e<br />

Identifizierung der Gegenstände der <strong>in</strong> (Z) formulierten<br />

Zurückführbarkeitsrelation vornimmt. Demgemäß ist ‘a ist<br />

zurückführbar auf b’ so zu verstehen, dass a im Grunde<br />

nichts <strong>and</strong>eres ist als b.<br />

Dagegen aber richtet sich nun der Haupte<strong>in</strong>w<strong>and</strong><br />

Goodmans, e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>w<strong>and</strong>, den übrigens auch Qu<strong>in</strong>e<br />

formuliert (Vgl. Qu<strong>in</strong>e 1997 7 , 212f.), bezüglich des<br />

Konstruktionssystems des „Aufbaus“ und ähnlicher<br />

Theorien. Ist nämlich e<strong>in</strong> Gegenst<strong>and</strong> derart beschaffen,<br />

dass er mittels verschiedener Konstruktionswege gebildet<br />

werden kann, so bedeutet dies zunächst, dass se<strong>in</strong>e<br />

entsprechenden konstitutionalen Def<strong>in</strong>itionen aufgrund der<br />

Identität <strong>in</strong> verschiedenen Konstruktionssystemen formuliert<br />

werden müssen. Aber da er weiters im Grunde nichts<br />

<strong>and</strong>eres ist als der e<strong>in</strong>e und auch im Grunde nichts<br />

<strong>and</strong>eres ist als der <strong>and</strong>ere Gegenst<strong>and</strong>, müssen auch<br />

diese beiden Gegenstände identisch se<strong>in</strong>, was aber<br />

aufgrund der e<strong>in</strong>deutigen Identitätskriterien von Klassen<br />

nicht se<strong>in</strong> kann. E<strong>in</strong> anschauliches Beispiel <strong>in</strong>nerhalb<br />

elementarer Sprachen stellt diesbezüglich die Reduzierbarkeit<br />

der Peano-Arithmetik auf ZF mittels der von<br />

Neumannschen Version und der Zermeloschen Version<br />

dar (Vgl. Goodman 1966 2 , 9 oder auch 22.).<br />

Nun ist es zwar richtig, dass im Konstitutionssystem<br />

(im engeren S<strong>in</strong>n) aufgrund des Sachverhaltes, dass<br />

konstitutionale Def<strong>in</strong>itionen Identitätsaussagen s<strong>in</strong>d, ke<strong>in</strong>e<br />

vone<strong>in</strong><strong>and</strong>er verschiedenen Konstitutionswege desselben<br />

Gegenst<strong>and</strong>es formulierbar s<strong>in</strong>d. Und es ist auch richtig,<br />

dass Carnap, nach unserer Interpretation aufgrund von<br />

(Z), „ontologische“ bzw. „identifizierende“ Aussagen trifft.<br />

Dies stellt jedoch nur dann e<strong>in</strong> Problem dar, wenn<br />

<strong>in</strong>nerhalb der ontologischen Interpretation die Identität von<br />

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