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Reduction and Elimination in Philosophy and the Sciences

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ausmacht. Diese ist auch die e<strong>in</strong>zig wesentliche Bestimmung,<br />

die übrigen könnten weggelassen werden, denn<br />

physische Gegenstände als ausgedehnt zu bestimmen ist<br />

redundant. Wenn e<strong>in</strong> Gegenst<strong>and</strong> im Raum ist, dann ist er<br />

notwendigerweise auch ausgedehnt, was <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Grenzfall<br />

bedeuten kann, dass er e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Raumpunkt<br />

e<strong>in</strong>nimmt. Die s<strong>in</strong>nliche Wahrnehmbarkeit h<strong>in</strong>gegen ist<br />

problematisch. Bäume s<strong>in</strong>d s<strong>in</strong>nlich wahrnehmbar, Elementarteilchen<br />

nicht ohne weiteres. Beides sche<strong>in</strong>en materielle<br />

Gegenstände zu se<strong>in</strong>. Man könnte statt von s<strong>in</strong>nlicher<br />

Wahrnehmbarkeit auch von s<strong>in</strong>nlicher Wahrnehmbarkeit<br />

mit Hilfsmitteln sprechen. Vielleicht ist aber auch nur<br />

e<strong>in</strong>e pr<strong>in</strong>zipielle Wahrnehmbarkeit geme<strong>in</strong>t. Für gewisse<br />

Elementarteilchen gilt zudem, dass nur <strong>in</strong> <strong>in</strong>direkter Weise<br />

auf sie geschlossen wird. Die Frage ist, ob das für e<strong>in</strong>e<br />

pr<strong>in</strong>zipielle Wahrnehmbarkeit ausreicht. Es wird jedenfalls<br />

zunehmend komplizierter und die Schwierigkeiten beschränken<br />

sich nicht auf die physischen Gegenstände;<br />

wenn man nämlich beg<strong>in</strong>nt zu fragen, was psychische und<br />

abstrakte Gegenstände s<strong>in</strong>d, kommt man über analoge<br />

Überlegungen zu ähnlichen Schlussfolgerungen.<br />

Auf welche Gegenstände trifft man <strong>in</strong> welchen zeiträumlichen<br />

Kategorien? Die Gegenstände, die ich <strong>in</strong> der<br />

folgenden Aufzählung nennen werde, sollten vor allem als<br />

Illustration verst<strong>and</strong>en werden. Die Bestimmungen der<br />

Kategorien h<strong>in</strong>gegen gelten une<strong>in</strong>geschränkt. Es kann<br />

se<strong>in</strong>, dass sich nicht <strong>in</strong> allen Kategorien Gegenstände<br />

f<strong>in</strong>den werden. Die Unterkategorien müssen an dieser<br />

Stelle noch offen bleiben.<br />

(zu 1) Die Kategorie der Gegenstände, die weder im<br />

Raum noch <strong>in</strong> der Zeit s<strong>in</strong>d, deckt sich <strong>in</strong> etwa mit der<br />

Kategorie der abstrakten Gegenstände, man beschreibt<br />

diese vielleicht besser als atemporale oder zeitlose Gegenstände,<br />

da diese Gegenstände, e<strong>in</strong>mal vorausgesetzt<br />

sie existieren, unabhängig von bzw. außerhalb der Zeit<br />

existieren. Gott, die Idee des Guten, die Zahl 10 und Dodekaeder,<br />

s<strong>in</strong>d vermutlich atemporale Gegenstände. Atemporale<br />

Gegenstände s<strong>in</strong>d ewige Gegenstände e<strong>in</strong>er<br />

ersten Art, sie s<strong>in</strong>d dem zeitlichen Werden und Vergehen<br />

nicht ausgesetzt, sie s<strong>in</strong>d auch unveränderlich.<br />

(zu 2) Unter diese Kategorie fallen Gegenstände,<br />

die im Raum, aber nicht <strong>in</strong> der Zeit s<strong>in</strong>d; hier wird man<br />

grundsätzlich ke<strong>in</strong>e Gegenstände f<strong>in</strong>den können, da alles,<br />

was im Raum ist, auch immer schon <strong>in</strong> der Zeit ist. Dies<br />

sche<strong>in</strong>t mir die passende Gelegenheit zu se<strong>in</strong>, die Frage<br />

zu stellen, ob die Zeit gegenüber dem Raum primär ist. Sie<br />

wird gleich beantwortet werden.<br />

(zu 3) Gegenstände, die nicht im Raum, aber <strong>in</strong> der<br />

Zeit s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d daran zu erkennen, dass die Frage nach<br />

ihrem Ort s<strong>in</strong>nlos ist. H<strong>in</strong>gegen kann man angeben, wann<br />

sie s<strong>in</strong>d. Diese Kategorie umfasst Gegenstände wie Seele,<br />

Bewusstse<strong>in</strong>, Vorstellungen, fiktive Gegenstände. Sie haben<br />

irgendwann e<strong>in</strong>en Anfang und e<strong>in</strong> Ende. Ich me<strong>in</strong>e, es<br />

ist e<strong>in</strong> Vorteil dieser E<strong>in</strong>teilung und zugleich e<strong>in</strong> Ergebnis<br />

der zeitlichen Reduktion, dieselbe Kategorie für Bewusstse<strong>in</strong><br />

und fiktive Gegenstände zu haben, denn schließlich<br />

werden letztere durch die Tätigkeit des Bewusstse<strong>in</strong>s geschaffen.<br />

Sie s<strong>in</strong>d, wie ich me<strong>in</strong>e, auch nicht sonderlich<br />

vone<strong>in</strong><strong>and</strong>er verschieden. Ihr Unterschied ist vielmehr der<br />

Unterschied von öffentlichen bloßzeitlichen Gegenständen<br />

und privaten bloßzeitlichen Gegenständen.<br />

(zu 3a) E<strong>in</strong>ige der Gegenstände, die nicht im Raum,<br />

aber <strong>in</strong> der Zeit existieren, könnten die ganze Zeit über<br />

existieren. Diese Gegenstände wären ewige Gegenstände<br />

im S<strong>in</strong>ne von zeitlich-ewigen Gegenständen, beispielsweise<br />

e<strong>in</strong>e unsterbliche Seele.<br />

104<br />

Zeitliche Ontologie und zeitliche Reduktion — Georg Friedrich<br />

(zu 4) Gegenstände, die <strong>in</strong> Raum und Zeit existieren,<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>erseits das, was man üblicherweise als materielle<br />

Gegenstände bezeichnen würde, also Hunde, Menschen,<br />

Planeten, Elementarteilchen, aber <strong>and</strong>ererseits<br />

auch Gegenstände, die sich nicht so e<strong>in</strong>fach der Kategorie<br />

der materiellen Gegenstände zurechen lassen, wie z.B.<br />

Ereignisse und Magnetfelder.<br />

(zu 4a) Man könnte sich vorstellen auf Gegenstände<br />

zu treffen, die im Raum lokalisierbar s<strong>in</strong>d, und zwar zu<br />

allen Zeitpunkten. Man könnte von ewigdauernden bzw.<br />

die-ganze-Zeit-über-seienden Gegenständen sprechen.<br />

Die Atome Demokrits s<strong>in</strong>d sicherlich Gegenstände dieser<br />

Art, denn sie s<strong>in</strong>d unentst<strong>and</strong>en und unvergänglich.<br />

Die Zuordnung der Gegenstände ist, wie bereits erwähnt,<br />

nicht endgültig, sondern Diskussionsgegenst<strong>and</strong>.<br />

Denn die Zuordnung der Gegenstände hängt vor allem<br />

von den Bestimmungen der Gegenstände selbst und nicht<br />

ausschließlich von der kategorischen E<strong>in</strong>teilung ab. Als<br />

Beispiel: Der christliche Gott ist wahrsche<strong>in</strong>lich e<strong>in</strong> Gegenst<strong>and</strong><br />

der Kategorie (1), Zeus könnte e<strong>in</strong> Beispiel von<br />

(4) se<strong>in</strong>. Bewusstse<strong>in</strong> habe ich (3) zugeordnet, Materialisten<br />

würden Bewusstse<strong>in</strong> vermutlich <strong>in</strong> (4) e<strong>in</strong>ordnen.<br />

Noch e<strong>in</strong>ige Anmerkungen zu den Besonderheiten<br />

dieses Kategoriensystems. Es gibt Gegenstände, die <strong>in</strong><br />

der Zeit s<strong>in</strong>d und nicht im Raum, aber es gibt ke<strong>in</strong>e Gegenstände,<br />

die im Raum s<strong>in</strong>d und nicht <strong>in</strong> der Zeit. Die<br />

Frage ist, warum das so ist. Die Antwort könnte diese se<strong>in</strong>.<br />

Wenn ich a priori sagen kann: alle äußere Ersche<strong>in</strong>ungen<br />

s<strong>in</strong>d im Raume, und nach den Verhältnissen<br />

des Raumes bestimmt, so kann ich aus dem<br />

Pr<strong>in</strong>zip des <strong>in</strong>neren S<strong>in</strong>nes allgeme<strong>in</strong> sagen: alle<br />

Ersche<strong>in</strong>ungen überhaupt, d. i. alle Gegenstände<br />

der S<strong>in</strong>ne, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Zeit, und stehen notwendiger<br />

Weise <strong>in</strong> Verhältnissen der Zeit. (Kant 1974,<br />

A34/B51)<br />

Ich me<strong>in</strong>e, das berechtigt zu der Annahme, dass die Zeit<br />

die wichtigere Metakategorie ist, weshalb ich von e<strong>in</strong>er<br />

zeitlichen Ontologie sprechen möchte, weil die Zeit das<br />

jedenfalls enthaltene Element ist.<br />

Teilt man die Gegenstände nach ihrem Verhältnis<br />

zu Raum und Zeit e<strong>in</strong>, so vere<strong>in</strong>fachen sich sowohl die<br />

Kategorien, als auch die E<strong>in</strong>teilungskriterien, es ist e<strong>in</strong>e<br />

ontologisch sparsame E<strong>in</strong>teilung. E<strong>in</strong>e solche E<strong>in</strong>teilung ist<br />

sowohl vollständig, als auch e<strong>in</strong>deutig, d.h. es lassen sich<br />

alle möglichen Gegenstände erfassen und sie können<br />

zweifelsfrei e<strong>in</strong>er Kategorie zugeordnet werden.<br />

Die zeitliche Ontologie ist auch e<strong>in</strong>facher <strong>in</strong> dem<br />

S<strong>in</strong>n, <strong>in</strong> dem sie besser verständlich ist. Die Bedeutung<br />

von Ausdehnung <strong>in</strong> Raum und Zeit sche<strong>in</strong>t mir völlig unproblematisch.<br />

H<strong>in</strong>gegen kann man, und das haben die<br />

Beispiele gezeigt, darüber une<strong>in</strong>s se<strong>in</strong>, was physische,<br />

abstrakte oder mentale Gegenstände s<strong>in</strong>d. Zu erwähnen<br />

ist noch, dass die zeitliche Ontologie weniger Voraussetzungen<br />

macht.<br />

Zeitliche Reduktion<br />

Entgegen der allgeme<strong>in</strong>en Tendenz, die Zeit selbst auf<br />

vielfältige Weise zu reduzieren – zu erwähnen wäre hier<br />

zum<strong>in</strong>dest die logische Reduktion, die soziale Reduktion,<br />

die physikalische Reduktion und die psychologische Reduktion<br />

der Zeit – kann die Zeit ihrerseits dazu verwendet<br />

werden ontologische Kategorien zu reduzieren und zu<br />

vere<strong>in</strong>fachen, wie im ersten Teil dargestellt wurde. Des<br />

Weiteren eröffnet die Berücksichtigung der Zeit bei der

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