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Reduction and Elimination in Philosophy and the Sciences

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Licht auf die Beantwortung der Frage, ob es adäquat ist,<br />

die Wahrmacher-Idee mit Hilfe von (SPW) wiederzugeben.<br />

Der zentraler Grund, warum man glaubt, dass nur<br />

e<strong>in</strong> unbegrenztes Wahrmacher-Pr<strong>in</strong>zip gerechtfertigt ist,<br />

basiert auf der Annahme e<strong>in</strong>er asymmetrischen<br />

Fundierungs-Relation. Offenbar wollen wir sagen, dass<br />

e<strong>in</strong>e Proposition wahr ist, aufgrund von p, aber nicht<br />

umgekehrt, dass p vorliegt, weil wahr ist.<br />

Demgegenüber sche<strong>in</strong>t (SPW) e<strong>in</strong>e Umkehrung zu<br />

erlauben. Angenommen, es gibt zwei mögliche Welten ω<br />

und ω*, so dass notwendigerweise gilt: Wenn <strong>in</strong> ω<br />

wahr ist und nicht <strong>in</strong> ω*, dann existiert e<strong>in</strong>e Entität α <strong>in</strong> ω,<br />

die nicht <strong>in</strong> ω* existiert. In diesem Fall würde ebenso<br />

gelten: Sobald man die Wahrheit von <strong>in</strong> ω fixiert hat,<br />

legt man gleichzeitig fest, dass α <strong>in</strong> ω und nicht <strong>in</strong> ω*<br />

existiert.<br />

Vertreter e<strong>in</strong>es strikten Wahrmacher-Pr<strong>in</strong>zips<br />

(Rodriguez-Pereyra 2005) haben aufgrund dieser<br />

Umkehrbarkeit behauptet, dass (SPW) den eigentlichen<br />

Kern der Fundierungs-Intuition nicht erfasst. Der zentrale<br />

Punkt ist folgender: Mit (SPW) wird klarerweise auf den<br />

Begriff der globalen Supervenienz Bezug genommen.<br />

Dieser Begriff besagt nicht, dass e<strong>in</strong>e Differenz zwischen<br />

Welten – Menge der wahren Propositionen <strong>in</strong> diesen<br />

Welten – notwendigerweise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Differenz bezüglich<br />

des Se<strong>in</strong>s dieser D<strong>in</strong>ge verankert se<strong>in</strong> muss; behauptet<br />

wird lediglich, dass e<strong>in</strong>e Differenz besteht, wie die D<strong>in</strong>ge <strong>in</strong><br />

der Welt vorkommen. Falls jedoch die Wahrheit e<strong>in</strong>er<br />

Proposition nicht unmittelbar darauf superveniert, ob etwas<br />

existiert, sondern lediglich dar<strong>in</strong> fundiert ist, wie bestimmte<br />

D<strong>in</strong>ge vorkommen, dann wird e<strong>in</strong> zentraler Best<strong>and</strong>teil der<br />

Wahrmacher-Idee – nämlich die Behauptung, dass<br />

zwischen wahren Propositionen und der Beschaffenheit<br />

der Welt e<strong>in</strong>e ontologische Abhängigkeit besteht – durch<br />

(SPW) unterm<strong>in</strong>iert.<br />

Dagegen kann e<strong>in</strong>gew<strong>and</strong>t werden, dass es äußerst<br />

umstritten ist, ob zur Erklärung der Fundierungs-Intuition<br />

e<strong>in</strong>e ontologische Abhängigkeitsbehauptung vonnöten ist.<br />

Man könnte beispielsweise so argumentieren (Dodd<br />

2007), dass (SPW) zwar als globales Pr<strong>in</strong>zip korrekt ist –<br />

Wahrheit superveniert darauf, wie die D<strong>in</strong>ge s<strong>in</strong>d –, aber<br />

eben ke<strong>in</strong> striktes Wahrmacher-Pr<strong>in</strong>zip darstellt. Wobei<br />

Letzteres gar ke<strong>in</strong> Nachteil ist, da e<strong>in</strong>e adäquate Erklärung<br />

der Asymmetrie auch ohne e<strong>in</strong>e ontologische<br />

Abhängigkeitsbeziehung auskommt. Demnach ist mit<br />

Abhängigkeit nicht das Bestehen e<strong>in</strong>er Relation zwischen<br />

Propositionen und existierenden D<strong>in</strong>gen geme<strong>in</strong>t. Die<br />

besagte Asymmetrie basiert nicht – wie ursprünglich<br />

angenommen – auf e<strong>in</strong>er modalen Existenzabhängigkeit;<br />

vielmehr lässt sich die Fundierungs-Intuition re<strong>in</strong> begrifflich<br />

erklären, nämlich durch das Behaupten e<strong>in</strong>er speziellen<br />

Identitäts-Abhängigkeit (Lowe 2004), die <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es<br />

Erklärungsschemas der Form ‚ ist wahr, weil a ist<br />

F’ durch die Verwendung des Satzoperators ‚weil’<br />

angezeigt wird.<br />

Diese Argumentation lässt zwei Optionen offen:<br />

Entweder man lehnt Prämisse (P2) des Wahrmacher-<br />

Arguments pr<strong>in</strong>zipiell ab; dann erübrigt es sich, die<br />

präsentistische Konzeption mit Hilfe e<strong>in</strong>es modifizierten<br />

Supervenienz-Pr<strong>in</strong>zips verteidigen zu wollen. Oder aber<br />

man hält daran fest, dass (SPW) irgendwie doch im S<strong>in</strong>ne<br />

der Wahrmacher-Relation zu verstehen ist; dann aber ist<br />

man verpflichtet, dieses Pr<strong>in</strong>zip vor dem H<strong>in</strong>tergrund der<br />

angesprochenen Identitäts-Abhängigkeit neu zu<br />

bestimmen.<br />

306<br />

Supervenienz, Zeit und ontologische Abhängigkeit — Pedro Schmechtig<br />

Gegenüber der zweiten Option lässt sich allerd<strong>in</strong>gs<br />

Folgendes e<strong>in</strong>wenden: E<strong>in</strong>e derartige Modifizierung wäre<br />

kontraproduktiv, da sie nicht auf e<strong>in</strong>em globalen<br />

Verständnis von Supervenienz basiert, sondern e<strong>in</strong>en<br />

strengeren Begriff erfordert. E<strong>in</strong> strenger Supervenienz-<br />

Begriff würde jedoch zentrale Aspekte der Motivation für<br />

(SPW) zunichte machen; er wäre weder mit der<br />

bestehenden Erklärung für sog. ‚negative Wahrheiten’<br />

vere<strong>in</strong>bar, noch ließen sich damit existenzielle<br />

Veränderungen – im S<strong>in</strong>ne des bloßen Vergehens e<strong>in</strong>er<br />

Entität – erklären.<br />

Alles <strong>in</strong> allem sche<strong>in</strong>t es daher ke<strong>in</strong>e wirksame<br />

Strategie zu se<strong>in</strong>, das angeführte Wahrmacher-Argument<br />

durch e<strong>in</strong>e Modifizierung von Prämisse (P2) entkräften zu<br />

wollen. Selbst wenn sich die Annahme e<strong>in</strong>er Fundierungs-<br />

Relation adäquat begründen lässt, ist damit nicht viel für<br />

die Rechtfertigung von (SPW) gewonnen. Wie die obige<br />

Diskussion gezeigt hat, kann e<strong>in</strong> globales Verständnis von<br />

(SPW) nur dann se<strong>in</strong>e Vorteile ausspielen, sofern man<br />

e<strong>in</strong>e nicht-päsentistische Zeitkonzeption unterstellt. E<strong>in</strong>e<br />

derartige E<strong>in</strong>schränkung ist aber nicht akzeptabel; denn<br />

e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>gültiges Wahrmacher-Pr<strong>in</strong>zip sollte nicht<br />

davon abhängen, ob e<strong>in</strong>e bestimmte Auffassung über die<br />

Natur der Zeit korrekt ist oder nicht.<br />

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