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Reduction and Elimination in Philosophy and the Sciences

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Wittgenste<strong>in</strong>s Projektionsmethode als Argument für die transzendentale Deutung des Tractatus — Włodzimierz Heflik<br />

Wittgenste<strong>in</strong> durch e<strong>in</strong>fache Gegenstände und logische<br />

Form.<br />

2<br />

Die zweite Analogie spricht von der Abbildung:<br />

‘Bild→Tatsache’, die <strong>in</strong> der Wittgenste<strong>in</strong>schen Term<strong>in</strong>ologie<br />

erfasst ist; diese Abbildung wird dann im Licht der<br />

Kantschen transzendentalen Deduktion dargestellt. Anders<br />

gesagt: Dies ist e<strong>in</strong> Versuch e<strong>in</strong>e Antwort auf die Frage im<br />

Still Kants zu geben: Wie bezieht sich das Bild auf Tatsache/Wirklichkeit?<br />

Die Schlussformulierung Wittgenste<strong>in</strong>s<br />

sagt, dass das Bild bis zur Wirklichkeit reicht. Es sei allerd<strong>in</strong>gs<br />

dabei er<strong>in</strong>nert, dass Wittgenste<strong>in</strong> zuvor folgende<br />

Thesen aufgestellt hat:<br />

„Wir machen uns Bilder der Tatsachen.” (2.1)<br />

„Das Bild ist e<strong>in</strong>e Tatsache.” (2.141)<br />

Daran kann man deutlich erkennen, dass das Bild der<br />

Tatsachen auch e<strong>in</strong>e Tatsache ist, demzufolge ist das<br />

Beziehen des Bildes auf die Tatsache e<strong>in</strong>e Relation, die<br />

zwischen zwei Tatsachen besteht. Die Grundfrage lautet:<br />

Auf welche Weise erreicht e<strong>in</strong>e Tatsache (Bild) die <strong>and</strong>ere<br />

Tatsache, d.h. die Wirklichkeit? Wittgenste<strong>in</strong> erklärt:<br />

„Die abbildende Beziehung besteht aus den Zuordnungen<br />

der Elemente des Bildes und der Sachen.”<br />

(2.1514)<br />

„Diese Zuordnungen s<strong>in</strong>d gleichsam die Fühler der<br />

Bildelemente, mit denen das Bild die Wirklichkeit<br />

berührt.” (2.1515)<br />

Diese Zuordnungen können als Vektoren verst<strong>and</strong>en werden.<br />

Diese Vektoren s<strong>in</strong>d an Elemente des Bildes befestigt<br />

und <strong>in</strong> die Richtung e<strong>in</strong>zelner D<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> der Wirklichkeit<br />

gerichtet; so dass das Vektorende den Ort berührt, an dem<br />

sich das bezeichnete D<strong>in</strong>g bef<strong>in</strong>det. Demzufolge stellt<br />

These 2.1514 fest, dass das Verhältnis zwischen dem Bild<br />

und der Tatsache wesentlich nur e<strong>in</strong>e Summe der Zuordnungen<br />

ist.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs genügt diese Summe der Zuordnungen,<br />

d.h. die abbildende Beziehung, alle<strong>in</strong> noch nicht, um e<strong>in</strong><br />

Bild auszumachen. Das Verhältnis der Abbildung ist e<strong>in</strong>e<br />

notwendige Bed<strong>in</strong>gung des Bildes, aber ke<strong>in</strong>e<br />

ausreichende Bed<strong>in</strong>gung. Umgekehrt, erst wenn wir e<strong>in</strong><br />

Bild haben, können wir <strong>in</strong> diesem diese Zuordnungen<br />

erkennen. Kurz gesagt: Die abbildende Beziehung bzw.<br />

die Summe der Zuordnungen gibt noch ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n. Der<br />

S<strong>in</strong>n also ist weder diese Summe, noch lässt er sich auf<br />

diese Summe reduzieren; der S<strong>in</strong>n ist etwas mehr.<br />

3<br />

Erst die Projektionsmethode führt die Antwort auf<br />

die Frage aus, wie sich das Bild auf die Wirklichkeit<br />

bezieht. Wir befassen uns hier hauptsächlich mit den<br />

Sätzen als e<strong>in</strong>er besonderen Art der Bilder.<br />

Bereits <strong>in</strong> den Tagebüchern ersche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> Vermerk,<br />

der auf Wittgenste<strong>in</strong>s Interesse an der Frage nach dem<br />

Suchen des im Satz verbogenen Mechanismus h<strong>in</strong>wies.<br />

Dieser Mechanismus bewirkt, dass der Satz über e<strong>in</strong>e<br />

Kraft der Abbildung verfügt:<br />

„Jener Schatten, welchen das Bild gleichsam auf die<br />

Welt wirft: Wie soll ich ihn exakt fassen? Hier ist e<strong>in</strong><br />

tiefes Geheimnis. (...)<br />

Der Satz ist eben nur die Beschreibung e<strong>in</strong>es Sachverhalts.<br />

Aber das ist alles noch an der Oberfläche.”<br />

(15.11.1914)<br />

Der Leitfaden der Projektionsmethode ist <strong>in</strong> den darauffolgenden<br />

Thesen des Tractatus beschrieben:<br />

„Wir benutzen das s<strong>in</strong>nlich wahrnehmbare Zeichen<br />

(...) des Satzes als Projektion der möglichen Sachlage.<br />

Die Projektionsmethode ist das Denken des Satz-<br />

S<strong>in</strong>nes.” (3.11)<br />

„Das Zeichen, durch welches wir den Gedanken<br />

ausdrücken, nenne ich das Satzzeichen. Und der<br />

Satz ist das Satzzeichen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er projektiven Beziehung<br />

zur Welt.” (3.12)<br />

„Zum Satz gehört alles, was zur Projektion gehört;<br />

aber nicht das Projizierte.<br />

Also die Möglichkeit des Projizierten, aber nicht dieses<br />

selbst.<br />

Im Satz ist also se<strong>in</strong> S<strong>in</strong>n noch nicht enthalten, wohl<br />

aber die Möglichkeit ihn auszudrücken.<br />

(Der Inhalt des Satzes heißt der Inhalt des s<strong>in</strong>nvollen<br />

Satzes.)<br />

Im Satz ist die Form se<strong>in</strong>es S<strong>in</strong>nes enthalten, aber<br />

nicht dessen Inhalt.” (3.13)<br />

Das Wesen der Projektionsmethode lässt sich auf die<br />

Konstruktion des S<strong>in</strong>nes des Satzes zurückführen. Das<br />

Grundproblem besteht dar<strong>in</strong>, festzustellen, wie Wittgenste<strong>in</strong><br />

den S<strong>in</strong>n versteht und wie viele Geme<strong>in</strong>samkeiten<br />

se<strong>in</strong>e Konzeption des S<strong>in</strong>nes mit Freges Theorie hat und<br />

wie weit von dieser die Stellung Wittgenste<strong>in</strong>s entfernt ist.<br />

Die Bestimmung des S<strong>in</strong>nes führt Wittgenste<strong>in</strong> eher<br />

e<strong>in</strong>, d.h. vor dem Angeben der Beschreibung der<br />

Projektionsmethode:<br />

„Was das Bild darstellt, ist se<strong>in</strong> S<strong>in</strong>n.” (2.221)<br />

Um festzustellen, was sich h<strong>in</strong>ter dem Term<strong>in</strong>us „S<strong>in</strong>n”<br />

verbirgt, soll zuerst die Bestimmung „was das Bild darstellt”<br />

aus e<strong>in</strong>er <strong>and</strong>eren Perspektive betrachtet werden.<br />

These 2.201 ersche<strong>in</strong>t dabei hilfreich:<br />

„Das Bild bildet die Wirklichkeit ab, <strong>in</strong>dem es e<strong>in</strong>e<br />

Möglichkeit des Bestehens und Nichtbestehens von<br />

Sachverhalten darstellt.”<br />

Aus beiden obigen Thesen ergibt sich: S<strong>in</strong>n ≡ Möglichkeit<br />

des Bestehens und Nichtbestehens von Sachverhalten.<br />

Der S<strong>in</strong>n gehört zur Sphäre des Möglichen im Gegensatz<br />

zum Satzzeichen und der Sachlage <strong>in</strong> der Welt; diese s<strong>in</strong>d<br />

Tatsachen und gehören zur Wirklichkeit. Der S<strong>in</strong>n ist gerade<br />

der „Schatten”, der vom Satz auf die Wirklichkeit geworfen<br />

wird.<br />

Lassen wir vorübergehend das Problem des<br />

weiteren Präzisierens der Bestimmung des S<strong>in</strong>nes und<br />

konzentrieren wir uns auf e<strong>in</strong>em wichtigen Unterschied<br />

und zwar den zwischen dem Satz und dem Satzzeichen.<br />

Im Lichte von These 3.12: Der Satz = {Satzzeichen +<br />

Projektive Beziehung zur Welt}. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund<br />

mag überraschen, was Wittgenste<strong>in</strong> <strong>in</strong> folgender These<br />

sagt:<br />

„Zum Satz gehört alles, was zur Projektion gehört;<br />

aber nicht das Projizierte. Also die Möglichkeit des<br />

Projizierten, aber nicht dieses selbst.” (3.13)<br />

Was ist das „Projizierte”? Kann man dieses mit dem S<strong>in</strong>n<br />

gleichsetzen? Auf diese Gleichsetzung sche<strong>in</strong>t das nächste<br />

Fragment derselben These h<strong>in</strong>zuweisen:<br />

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