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Reduction and Elimination in Philosophy and the Sciences

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Impliziert der <strong>in</strong>tentionale Reduktionismus e<strong>in</strong>en psychologischen Elim<strong>in</strong>ativismus? Fodor und das Problem psychologischer Erklärungen — Thomas Szanto<br />

der Ursachen von <strong>in</strong>tentionalem Verhalten spielen und<br />

müssen folglich aus dem Untersuchungsgebiet e<strong>in</strong>er<br />

seriösen Psychologie ausgeschlossen werden.<br />

Diese ontologisch schwächere Version des<br />

<strong>in</strong>tentionalen Irrealismus führt also zu e<strong>in</strong>em bestimmten<br />

Typ von Elim<strong>in</strong>ativismus, den man mit Blick auf den<br />

psychologischen Erklärungswert der betreffenden<br />

Entitäten psychologischen Elim<strong>in</strong>ativismus nennen könnte.<br />

Der psychologische Elim<strong>in</strong>ativist lässt offen, ob<br />

<strong>in</strong>tentionale Zustände nun existieren oder nicht; sofern ihre<br />

charakteristischen Eigenschaften aber ke<strong>in</strong>e empirisch<br />

verifizierbare, kausale Funktion ausüben, müssen wir aus<br />

methodologischen Gründen auf diese Entitäten verzichten<br />

–, zum<strong>in</strong>dest sofern wir uns mit ihnen als wissenschaftlich<br />

akzeptable K<strong>and</strong>idaten für e<strong>in</strong>e seriöse Psychologie beschäftigen.<br />

Der psychologische Elim<strong>in</strong>ativismus ist e<strong>in</strong>e<br />

heuristische, oder besser, wissenschaftspragmatische<br />

These bezüglich der Brauchbarkeit <strong>in</strong>tentional-psychologischer<br />

Erklärungen <strong>in</strong>nerhalb der Logik naturwissenschaftlicher<br />

Aussagensysteme und impliziert – <strong>and</strong>ers als<br />

der Elim<strong>in</strong>ative Materialismus oder der Instrumentalismus<br />

– nicht notwendig e<strong>in</strong>e ontologische These bezüglich der<br />

Realität <strong>in</strong>tentionaler Zustände und Eigenschaften.<br />

Obwohl Fodor qua <strong>in</strong>tentionaler Realist Anti-<br />

Reduktionist h<strong>in</strong>sichtlich der Ontologie <strong>in</strong>tentionaler<br />

Zustände ist, ist se<strong>in</strong>e Theorie h<strong>in</strong>sichtlich des Typs<br />

<strong>in</strong>tentional-psychologischer Erklärungen wesentlich reduktiv.<br />

Insofern ist sie dem <strong>in</strong>tentionalen Instrumentalismus e<strong>in</strong>es<br />

Dennett entgegengesetzt: E<strong>in</strong> Instrumentalist à la Dennett<br />

schließt zwar <strong>in</strong>tentionale Eigenschaften aus der Menge<br />

real-existierender Phänomene aus, garantiert e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tentionalen<br />

E<strong>in</strong>stellung („<strong>in</strong>tentional stance“) zu kognitiven<br />

Systemen jedoch e<strong>in</strong>e explanatorische Legitimität <strong>in</strong>nerhalb<br />

psychologischer Aussagenssysteme. Der Kognitivist à<br />

la Fodor schlägt den umgekehrten Weg e<strong>in</strong> und räumt den<br />

Eigenschaften, auf die <strong>in</strong>tentionalistische Erklärungen<br />

referieren, e<strong>in</strong>e ontologische Realität e<strong>in</strong>, beraubt jedoch<br />

den Typ von Erklärung jeglicher wissenschaftlicher<br />

Legitimität.<br />

Das Dilemma, das sich hier abzeichnet, ist<br />

folgendes: Während der Elim<strong>in</strong>ativismus h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er<br />

psychologisch <strong>in</strong>formativen Wissenschaft <strong>in</strong> der ontologisch<br />

stärkeren Lesart des <strong>in</strong>tentionalen Irrealismus<br />

trivialerweise wahr ist, macht er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er schwächeren<br />

Lesart als psychologisches Programm gar ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n.<br />

Wenn man annimmt, dass <strong>in</strong>tentionale Entitäten nichts als<br />

physische Entitäten s<strong>in</strong>d, so s<strong>in</strong>d sie trivialerweise nicht die<br />

relevanten Untersuchungsgegenstände für die (Alltags-)<br />

Psychologie, sondern für die Physik. Wenn man<br />

<strong>in</strong>tentionale Eigenschaften umgekehrt auf ke<strong>in</strong> ontologisch<br />

e<strong>in</strong>deutig abgezirkeltes Gebiet festlegen bzw. auf dieses<br />

reduzieren will, so wird die verme<strong>in</strong>tliche Notwendigkeit<br />

e<strong>in</strong>er Naturalisierung dieser Eigenschaften h<strong>in</strong>fällig. Der<br />

<strong>in</strong>tentionale Elim<strong>in</strong>ativismus macht für e<strong>in</strong>e Psychologie<br />

ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n, solange man nicht über e<strong>in</strong> Kriterium für e<strong>in</strong>e<br />

erfolgreiche Naturalisierung <strong>in</strong>tentionaler Eigenschaften<br />

verfügt, über e<strong>in</strong> Kriterium nämlich, das unabhängig von<br />

der kausalen Doktr<strong>in</strong> des <strong>in</strong>tentionalen Irrealismus gültig ist<br />

–, oder aber er ist trivialerweise wahr, sofern die Entitäten<br />

e<strong>in</strong>em im Vorh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> festlegten Untersuchungsgebiet zugeschrieben<br />

werden und quasi je nach Bedarf aus bestimmten<br />

Forschungsprogrammen ausgeschlossen werden<br />

können.<br />

344<br />

3.<br />

Der Kognitivismus kann grob als der Versuch charakterisiert<br />

werden, unter alle<strong>in</strong>igem Rekurs auf die operationale<br />

Ebene mentaler Prozesse psychologisch relevante Aussagen<br />

über das Verhältnis zwischen der Realisierung mentaler<br />

Zustände und ihrer kausalen Rolle bei der Erklärung<br />

von Verhalten zu treffen.<br />

Der Kognitivismus ist (zunächst) neutral h<strong>in</strong>sichtlich<br />

der Frage, ob die zu untersuchenden kognitiven Funktionen<br />

auf physikalisch gesehen niedrigere Abstraktionsniveaus<br />

reduzibel s<strong>in</strong>d oder nicht. H<strong>in</strong>sichtlich des<br />

Explikationsradius kognitivistischer Beschreibungsmodelle<br />

ist es s<strong>in</strong>nvoll, drei ontologisch verschieden gewichtete<br />

Ebenen zu unterscheiden: die Ebene der Implementierung<br />

kognitiver Prozesse, die Ebene ihrer Realisierung bzw.<br />

Instantiierung und schließlich die funktionale Ebene des<br />

Zusammenhanges zwischen den ersten beiden. Aussagen<br />

über die Ebene der Implementierung betreffen die<br />

material-ontologische Verfass<strong>the</strong>it mentaler Systeme und<br />

Prozesse. Fragen nach der tatsächlichen Implementierung<br />

kognitiver Prozesse s<strong>in</strong>d also empirische Fragen nach den<br />

Konstitutionsbed<strong>in</strong>gungen menschlicher und oder künstlicher<br />

Kognition. Beschreibungen h<strong>in</strong>sichtlich der<br />

Realisierung bzw. Instantiierung auf der operationalen<br />

Ebene kognitiver Prozesse s<strong>in</strong>d an und für sich genommen<br />

ontologisch ebenso neutral. Was die funktionalen<br />

Ebene betrifft, ist die Sache nicht mehr ganz so e<strong>in</strong>deutig,<br />

h<strong>and</strong>elt es sich doch dabei um Behauptungen h<strong>in</strong>sichtlich<br />

der Übersetzbarkeit bzw. der kausalen Dependenzen der<br />

beiden Ebenen. Ziel des Kognitivismus ist jedenfalls, bei<br />

der Erklärung der Interaktion zwischen Implementierungs-<br />

und Realisierungsebene – also auf der funktionalen Beschreibungsebene<br />

– auf ontologische Prädikate gänzlich<br />

zu verzichten. 1 Die Frage ist freilich, <strong>in</strong>wieweit und ob dies<br />

gel<strong>in</strong>gt.<br />

Wenn für den Kognitivisten die Frage nach den<br />

Realisierungsformen und Realisierungsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong>tentionaler<br />

Zustände für die Naturaliserbarkeitsbehauptung<br />

irrelevant ist, so muss doch die Form der Erklärung ihrer<br />

Funktion naturalistischen Kriterien entsprechen.<br />

Zu unterscheiden ist hierbei zwischen Typen<br />

psychologischer Erklärungen und Typen psychologisch<br />

relevanter Explan<strong>and</strong>a e<strong>in</strong>erseits und entsprechend<br />

zwischen der Reduktion bestimmter psychologisch<br />

relevanter Entitäten und der Reduktion bestimmter<br />

Erklärungsmodelle <strong>and</strong>ererseits. In se<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>gehenden<br />

Analyse verschiedener Typen reduktiver Erklärungsmodelle<br />

<strong>in</strong>nerhalb des Kognitivismus argumentiert auch J.<br />

Haugel<strong>and</strong> zu Recht, dass durchaus nicht jedes<br />

Erklärungsmodell, bei dem die Möglichkeit e<strong>in</strong>er wissenschaftlich<br />

respektablen Erklärung abhängig gemacht wird<br />

von der Zurückführung des Explanadums auf e<strong>in</strong>e niederstufigere<br />

bzw. fundamentalere, gesetzmäßig spezifizierte<br />

Ebene, die selbst unerklärt bleibt, zwangsläufig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

vollständigen (sprich: physikalistischen) Reduktion münden<br />

muss („complete reduction [all <strong>the</strong> way to physics]“;<br />

Haugel<strong>and</strong> 1978, 251). Der Kognitivist hat den –<br />

metaphysischen – Traum e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>heitswissenschaftlichen<br />

Reduktion psychologischer Konzepte ausgeträumt;<br />

kognitivistische Reduktion ist e<strong>in</strong>e hierarchische Korrelation<br />

verschiedener funktional spezifizierter Systeme, bei der<br />

nicht die Physik die Hierarchie der Systeme festlegt,<br />

sondern das jeweilige Erklärungsmodell (vgl. Fodor 1974).<br />

1 Vgl. auch Fodors (1965) frühen Versuch, verschiedene Phasen der Theoriebildung<br />

mit verschiedenen Ebenen h<strong>in</strong>sichtlich der Explan<strong>and</strong>ums zu korrelieren.

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