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Reduction and Elimination in Philosophy and the Sciences

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Betrachtung ontologischer Fragen, Möglichkeiten, problematische<br />

Begriffe im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er ontologischen Sparsamkeit<br />

zu reduzieren. Der ontologische Status der Zeit selbst<br />

kann zu diesem Zweck noch ungeklärt bleiben.<br />

E<strong>in</strong> erstes, hier nur am R<strong>and</strong>e erwähntes Beispiel<br />

für e<strong>in</strong>e zeitliche Reduktion, ist die zeitliche Reduktion der<br />

Modalitäten. Sie besteht <strong>in</strong> der Zurückführung der Begriffe<br />

“notwendig”, “kont<strong>in</strong>gent” und “möglich” auf zeitliche Begriffe.<br />

(Siehe z.B. Rescher und Urquhart 1977, 125ff.). Dieser<br />

Ansatz ist für viele Verwendungsweisen der genannten<br />

Begriffe nicht unplausibel; so wird “kont<strong>in</strong>gent” <strong>in</strong>terpretiert<br />

als “(Es ist der Fall, dass p aber es war nicht immer der<br />

Fall, dass p) oder (es ist der Fall, dass p aber es wird nicht<br />

immer der Fall se<strong>in</strong>, dass p).” Zugegebenermaßen s<strong>in</strong>d die<br />

Deutungen der Begriffe “möglich” und “notwendig” nicht<br />

ganz so unproblematisch. Sie haben aber <strong>in</strong> jedem Fall<br />

den Vorteil der E<strong>in</strong>fachheit und Klarheit.<br />

E<strong>in</strong>gehender möchte ich die Methode der zeitlichen<br />

Fragmentierung betrachten. Alle Gegenstände stehen <strong>in</strong><br />

irgende<strong>in</strong>er Relation zur Zeit. Gegenstände, die <strong>in</strong> der Zeit<br />

s<strong>in</strong>d, können zeitlich fragmentiert gesehen werden. Zeitliche<br />

Fragmentierung kann e<strong>in</strong>e Methode der Reduktion<br />

se<strong>in</strong>, wenn es sich um komplexe Gegenstände h<strong>and</strong>elt,<br />

die sich <strong>in</strong> der Zeit mehr oder wenig schell verändern und<br />

zudem Gegenstände s<strong>in</strong>d, die man <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Ontologie<br />

vermeiden möchte. Der Punkt ist, dass man, anstatt von<br />

komplexen Gegenständen zu sprechen, nur mehr von<br />

Individuen und ihren Eigenschaften zu gewissen Zeitpunkten<br />

spricht.<br />

Für die zeitliche Fragmentierung <strong>in</strong> Frage kommen<br />

z.B. komplexe Systeme; auch diese s<strong>in</strong>d Gegenstände,<br />

die man irgendwie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ontologischen Kategoriensystem<br />

unterbr<strong>in</strong>gen sollte. E<strong>in</strong> Beispiel für e<strong>in</strong> komplexes<br />

System könnte e<strong>in</strong> soziales System, e<strong>in</strong> Staat, se<strong>in</strong>. Die<br />

Frage ist, welche Art Gegenst<strong>and</strong> e<strong>in</strong> Staat ist. Staaten<br />

können als erweiterte Personen gesehen werden, es gibt<br />

Versuche sie <strong>in</strong> Begriffen von Individuen zu def<strong>in</strong>ieren<br />

oder man könnte sie als logische Konstruktionen verstehen.<br />

(Vgl. Prior 1937) Als logische Konstruktionen, und<br />

das ist Priors Position, s<strong>in</strong>d Staaten fiktive, unwirkliche<br />

Gegenstände. Als solche s<strong>in</strong>d Aussagen über Staaten<br />

unter Umständen ersetzbar durch e<strong>in</strong>e Reihe von ähnlichen<br />

Aussagen über Individuen, wobei allerd<strong>in</strong>gs zu beachten<br />

ist, dass dieselben Begriffe <strong>in</strong> Aussagen über Individuen<br />

e<strong>in</strong>e <strong>and</strong>ere Bedeutung haben, als <strong>in</strong> Aussagen<br />

über Staaten.<br />

Über komplexe Gegenstände, wie Staaten, kann<br />

man D<strong>in</strong>ge sagen, die zu ontologischen Verpflichtungen zu<br />

führen sche<strong>in</strong>en. Staaten schließen beispielsweise Verträge<br />

ab oder – Priors Beispiel – sie führen Kriege.<br />

The statement that “Engl<strong>and</strong> made war on France”<br />

[…] is not equivalent to “Tom made war on France,<br />

Dick made war on France, Harry made war on<br />

France, etc.”, but to a set of statements like “Tom<br />

made a belligerent speech <strong>in</strong> <strong>the</strong> House of Commons”,<br />

“Dick dropped a number of bombs on a<br />

queue of Parisian women <strong>and</strong> children”, <strong>and</strong> “Harry<br />

was put <strong>in</strong> prison for be<strong>in</strong>g a conscientious objector”.<br />

(Prior 1937, 296)<br />

Zeitliche Ontologie und zeitliche Reduktion — Georg Friedrich<br />

Ich me<strong>in</strong>e, dass man von Priors Vorschlag ausgehen<br />

kann, jedoch sollte man nicht von logischen Konstruktionen<br />

sprechen, denn sogleich kann man fragen, was fiktive,<br />

unwirkliche Gegenstände s<strong>in</strong>d. Anstatt von Engl<strong>and</strong> und<br />

Frankreich zu sprechen, sollte man, wie Prior me<strong>in</strong>t, von<br />

e<strong>in</strong>zelnen Vorfällen sprechen. H<strong>in</strong>zuzufügen ist, dass man<br />

diese durch e<strong>in</strong>e zeitlich fragmentierte Beschreibung erfassen<br />

sollte, und zwar <strong>in</strong> demjenigen Raum und Zeit<strong>in</strong>tervall,<br />

das jeweils <strong>in</strong>teressant ist. E<strong>in</strong>e zeitliche fragmentierte<br />

Beschreibung ist e<strong>in</strong>e erschöpfende Aufzählung aller <strong>in</strong>volvierten<br />

Gegenstände und ihrer Eigenschaften zu allen<br />

Zeitpunkten. E<strong>in</strong>e solche Beschreibung würde sehr komplex<br />

werden, aber man muss sie nicht durchführen, sondern<br />

es reicht aus zu wissen, wie man sie durchführen<br />

könnte. (Vgl. Qu<strong>in</strong>e, 2002, 282) Und man kann weiterh<strong>in</strong><br />

über Staaten sprechen.<br />

Es wäre zu überlegen, ob man die zeitliche<br />

Fragmentierung auch auf <strong>and</strong>ere Gegenstände anwenden<br />

könnte, beispielsweise Ereignisse. Ereignisse s<strong>in</strong>d<br />

Gegenstände, die sicherlich <strong>in</strong> der Zeit lokalisierbar s<strong>in</strong>d,<br />

ebenso im Raum, wenn auch nicht genau. Ereignisse s<strong>in</strong>d<br />

ontologisch abhängig von <strong>in</strong> Raum und Zeit lokalisierbaren<br />

Gegenständen. Daher könnte es möglich se<strong>in</strong> über e<strong>in</strong>e<br />

zeitlich detaillierte Beschreibung der implizierten Gegenstände<br />

zu e<strong>in</strong>er vollständigen und elim<strong>in</strong>ierenden Beschreibung<br />

von Ereignissen zu kommen. Analoges kann<br />

man sich für <strong>and</strong>ere Gegenstände überlegen.<br />

Schlusswort<br />

Die Ausgangsfrage ist, ob die Berücksichtigung der Zeit<br />

bei ontologischen Überlegungen e<strong>in</strong> Beitrag zur ontologischen<br />

Sparsamkeit se<strong>in</strong> kann. Ich glaube, das ist der Fall.<br />

E<strong>in</strong>erseits hat sich gezeigt, dass e<strong>in</strong> zeit-räumliches Kategoriensystem<br />

ontologisch sparsam ist. Andererseits können<br />

durch die Berücksichtigung der zeitlichen Dimension<br />

mehrere problematische oder umstrittene Begriffe reduziert<br />

werden.<br />

Literatur<br />

Kant, Immanuel 1974 Kritik der re<strong>in</strong>en Vernunft (Werkausgabe<br />

B<strong>and</strong> III), Frankfurt/Ma<strong>in</strong>: Suhrkamp.<br />

Prior, Arthur Norman 1937 “The Nation <strong>and</strong> <strong>the</strong> Individual”, <strong>in</strong>:<br />

Australasian Journal of Psychology <strong>and</strong> <strong>Philosophy</strong>, 15, 294-298.<br />

Qu<strong>in</strong>e, Willard van Orman 2002 Wort und Gegenst<strong>and</strong>, Stuttgart:<br />

Reclam.<br />

Rescher, Nicholas und Urquhart, Alasdair 1977 Temporal Logic,<br />

Wien: Spr<strong>in</strong>ger-Verlag.<br />

Searle, John R. 1993 Die Wiederentdeckung des Geistes, München:<br />

Artemis & W<strong>in</strong>kler.<br />

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