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Reduction and Elimination in Philosophy and the Sciences

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auf alle Arten von kont<strong>in</strong>genten Propositionen (Wahrmacher-Maximalismus)<br />

– also auch auf solche, die negative<br />

Prädikationen bzw. negative Existenzannahmen be<strong>in</strong>halten<br />

– anwendbar se<strong>in</strong> sollte. Die Wahrmacher für sog.<br />

‚negative Wahrheiten’ stellen jedoch e<strong>in</strong> notorisches Problem<br />

dar. Dieses ließe sich im Rahmen von (SPW) e<strong>in</strong>fach<br />

dadurch lösen, dass man sagt, es ist die Abwesenheit<br />

e<strong>in</strong>er Entität <strong>in</strong> ω, die, bezogen auf e<strong>in</strong>e mögliche Welt ω*,<br />

die betreffende Proposition falsch macht. Zweitens verhält<br />

sich (SPW) gegenüber der Frage neutral, ob es zur Fundierung<br />

strukturierter Propositionen, welche die Form haben, der zusätzlichen E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er fundamentalen<br />

Kategorie der Sachverhalte bedarf. Oft wird behauptet,<br />

die Wahrheit strukturierter Propositionen verlangt, dass<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Welt, <strong>in</strong> der a und F geme<strong>in</strong>sam existieren, zusätzlich<br />

der Sachverhalt ‚a-ist-F’ bestehen muss (Armstrong<br />

2004). Dagegen besagt (SPW) lediglich Folgendes: E<strong>in</strong>e<br />

strukturierte Proposition, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Welt ω wahr ist, wird<br />

auch <strong>in</strong> ω* wahr se<strong>in</strong>, sofern bezüglich der <strong>in</strong> ω und ω*<br />

vorkommenden Entitäten ke<strong>in</strong>e Differenz besteht. Entsprechend<br />

bedarf es für die Erklärung der Fundierung von<br />

Propositionen des Typs nicht der Existenz von<br />

Sachverhalten. Drittens sche<strong>in</strong>en herkömmliche Wahrmacher-Pr<strong>in</strong>zipien<br />

das Problem zu haben, e<strong>in</strong>e bestimmte Art<br />

der Veränderung nicht erklären zu können. Die Differenz<br />

zweier Welten kann – was die Veränderungen der fundierenden<br />

Entitäten angeht – manchmal existentieller Natur<br />

se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e Entität α existiert <strong>in</strong> ω, die <strong>in</strong> ω* nicht vorkommt,<br />

e<strong>in</strong>fach deshalb, weil α <strong>in</strong> ω* aufgehört hat zu existieren.<br />

Aufgrund des Wahrmacher-Maximalismus muss es etwas<br />

<strong>in</strong> ω* geben, das der Wahrmacher für die Proposition ‚α<br />

existiert nicht <strong>in</strong> ω*’ ist. E<strong>in</strong>e derartige Entität wäre so beschaffen,<br />

dass sie nicht geme<strong>in</strong>sam mit α <strong>in</strong> ω existieren<br />

kann. Das bedeutet jedoch, e<strong>in</strong> Vertreter des Wahrmacher-Maximalismus<br />

kann niemals sagen, dass sich zwei<br />

Welten ω und ω* alle<strong>in</strong> dar<strong>in</strong> unterscheiden, dass α <strong>in</strong> ω*<br />

nicht mehr existiert. Dass etwas bloß aufhört zu existieren,<br />

wäre unerklärlich, denn der Wegfall von α <strong>in</strong> ω* ist nur im<br />

Austausch mit e<strong>in</strong>er positiven Entität – als Wahrmacher für<br />

die entsprechende negative Existenz-Proposition – verständlich<br />

zu machen.<br />

3. Supervenienz-Präsentismus und das<br />

Problem der fundamentalen tensed-<br />

Eigenschaften<br />

Trotz dieser verme<strong>in</strong>tlichen Vorteile ist nicht klar, ob e<strong>in</strong>e<br />

präsentistische Zeitkonzeption im Rahmen von (SPW)<br />

besser gerechtfertigt ist. Nach der St<strong>and</strong>ardstrategie (Bigelow<br />

1996) sollte man (SPW) akzeptieren und das Wahrmacher-Argument<br />

dadurch zurückweisen, dass man (P5)<br />

negiert. E<strong>in</strong> solcher Supervenienz-Präsentismus geht davon<br />

aus, dass die gegenwärtige Welt als Ganze – d.h. die<br />

Gesam<strong>the</strong>it der D<strong>in</strong>ge, die gegenwärtig existieren – über<br />

e<strong>in</strong>e Vielzahl von vergangenheitsbezogenen bzw. zukunftsorientierten<br />

Eigenschaften verfügt, auf welche die<br />

Wahrheit entsprechender Propositionen superveniert.<br />

Demnach wäre es unmöglich, dass e<strong>in</strong>e Welt existiert,<br />

welche dieselben tensed-Eigenschaft wie die unsere besitzt,<br />

aber h<strong>in</strong>sichtlich der Vergangenheit <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er<br />

Form differiert. Während der Vertreter e<strong>in</strong>er nichtpräsentistischen<br />

Zeitkonzeption sagen würde, dass unsere<br />

Welt beispielsweise die Eigenschaft hat, e<strong>in</strong>e vergangenheitsbezogene<br />

Proposition wie ‚Cäsar überquerte den<br />

Rubikon’ wahr zu machen, diese Eigenschaft aber fundiert<br />

ist <strong>in</strong> den aktualen Eigenschaften unserer Welt, wie sie zu<br />

<strong>and</strong>eren Zeiten war, behauptet der Präsentist, dass die<br />

Wahrheit derartiger Propositionen auf die gegenwärtigen<br />

D<strong>in</strong>ge und wie diese D<strong>in</strong>ge s<strong>in</strong>d superveniert, d.h. auf die<br />

Supervenienz, Zeit und ontologische Abhängigkeit — Pedro Schmechtig<br />

Eigenschaften, welche von diesen D<strong>in</strong>gen gegenwärtig<br />

<strong>in</strong>stanziiert werden. Er bestreitet, dass es die Eigenschaften<br />

vergangener oder zukünftiger Ereignisse bzw. Individuen<br />

s<strong>in</strong>d, welche die Wahrheit vergangenheitsbezogener<br />

oder zukunftsorientierter Propositionen begründen.<br />

Sobald man Prämisse (P5) <strong>in</strong> Zweifel zieht und die<br />

Existenz gegenwärtiger D<strong>in</strong>ge zur grundlegenden<br />

Supervenienz-Basis erhebt, muss man e<strong>in</strong>räumen, dass<br />

gegenwärtige D<strong>in</strong>ge über fundamentale tensed-<br />

Eigenschaften verfügen. Zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>ige Eigenschaften<br />

müssen so se<strong>in</strong>, dass sie ohne Bezugnahme auf <strong>and</strong>ere<br />

Individuen oder noch basalere Eigenschaften auskommen.<br />

Fundamentale tensed-Eigenschaften s<strong>in</strong>d jedoch im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>er präsentistischen Ontologie <strong>in</strong> dreierlei<br />

H<strong>in</strong>sicht äußerst prekär:<br />

Erstens stellt sich das Problem, wie man erklären<br />

soll, dass die nicht-gegenwärtigen Instanziierungen<br />

solcher Eigenschaften – die auch e<strong>in</strong> Präsentist nicht<br />

leugnen wird – weder <strong>in</strong> der Vergangenheit noch <strong>in</strong> der<br />

Zukunft stattf<strong>in</strong>den. Verschiedene Versuche, dieses<br />

Problem zu lösen, beruhen entweder auf sehr abwegigen<br />

ontologischen Zusatzannahmen – wie z.B. nicht<strong>in</strong>stanziierten<br />

<strong>in</strong>dividuellen ‚Dasheiten’ (Keller 2004) –,<br />

oder aber man sieht sich gezwungen, so etwas wie<br />

‚Ersatz-B-series’ e<strong>in</strong>zuführen (Crisp 2007), wobei<br />

bezweifelt werden darf, dass es sich dann noch um e<strong>in</strong>en<br />

strikten Präsentismus h<strong>and</strong>elt (Merricks 2007).<br />

Zweitens stellt sich die Frage, ob nicht <strong>in</strong><br />

präsentistischer Perspektive wesentliche Vorteile von<br />

(SPW) wieder verloren gehen. Der St<strong>and</strong>ardstrategie<br />

zufolge ist es h<strong>in</strong>reichend, ungebundene (‚abundantly’)<br />

tensed-Eigenschaften zu postulieren, welche die alle<strong>in</strong>ige<br />

Supervenienz-Basis bilden. Strukturierte Propositionen der<br />

Form machen h<strong>in</strong>gegen deutlich, dass es<br />

zusätzlich zur Postulierung ungebundener Eigenschaften<br />

der Zuordnung von Individuen – als e<strong>in</strong>e Art subject matter<br />

– bedarf, denen diese Eigenschaften zukommen. Im<br />

präsentistischen Rahmen ist es unmöglich, e<strong>in</strong>e solche<br />

Zuordnung verständlich zu machen, ohne dabei die<br />

Neutralität e<strong>in</strong>zubüßen, nicht gezwungen zu se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e<br />

fundamentale Kategorie der Sachverhalte e<strong>in</strong>führen zu<br />

müssen.<br />

Drittens stellt es generell e<strong>in</strong> Problem dar, zu<br />

glauben, die postulierten tensed-Eigenschaften wären <strong>in</strong><br />

irgende<strong>in</strong>em S<strong>in</strong>ne fundamental. Der ungebundene<br />

Charakter dieser Eigenschaften zeigt vielmehr, dass sich<br />

es dabei um irreduzible hypo<strong>the</strong>tische Entitäten h<strong>and</strong>elt.<br />

Derartige Entitäten s<strong>in</strong>d jedoch als Supervervenienz-Basis<br />

untauglich, da sie nicht <strong>in</strong> der Welt verankert s<strong>in</strong>d.<br />

Hypo<strong>the</strong>tische Eigenschaften charakterisieren die D<strong>in</strong>ge<br />

nicht, wie sie aufgrund ihrer natürlichen Merkmale <strong>in</strong> der<br />

aktualen Welt existieren, sondern alle<strong>in</strong> anh<strong>and</strong> ihres<br />

bloßen kontrafaktischen Verhaltens <strong>in</strong> Bezug auf<br />

unterschiedliche mögliche Welten. Ontologien, die von<br />

derart dubiosen hypo<strong>the</strong>tischen Eigenschaften ausgehen,<br />

s<strong>in</strong>d aus e<strong>in</strong>er Wahrmacher-Perspektive ‚betrügerisch’<br />

(Sider 2001, Merricks 2007).<br />

4. Asymmetrische Fundierung und globale<br />

Supervenienz<br />

Angesichts dieser E<strong>in</strong>wände ist nicht davon auszugehen,<br />

dass die präsentistische St<strong>and</strong>ardstrategie Erfolg hat. Das<br />

Scheitern der St<strong>and</strong>ardstrategie bedeutet aber noch nicht,<br />

dass es allgeme<strong>in</strong> verfehlt se<strong>in</strong> muss, Wahrmacher-<br />

Pr<strong>in</strong>zipien <strong>in</strong> Form von (SPW) zu modulieren. Nichtsdestotrotz<br />

wirft die bestehende Diskussion e<strong>in</strong> bezeichnendes<br />

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