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Reduction and Elimination in Philosophy and the Sciences

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186<br />

“In der Frage liegt e<strong>in</strong> Fehler” – Überlegungen zu Philosophische Untersuchungen (PU) 189A — Wilhelm Krüger<br />

nicht nur viele der Fragen, die er zu dieser Zeit z.B. zur<br />

Grammatik von "erwarten", "wünschen" "denken" und "befehlen"<br />

stellt, bis <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e PU I gew<strong>and</strong>ert, sondern auch<br />

die Antworten, die er damals dazu bereits gab. 11 „Unbestimmt“,<br />

mehrdeutig“ etc. benutzt Wittgenste<strong>in</strong> für e<strong>in</strong>e<br />

Relation <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Sprache. Dadurch wird so wenig<br />

aus der Sprache herausgetreten (vgl. 109.170), wie dadurch,<br />

dass wir “verschiedene Arten von Formeln [...] e<strong>in</strong><strong>and</strong>er<br />

entgegensetzen“, wie <strong>in</strong> PU 189C beschrieben. 12<br />

Wittgenste<strong>in</strong> operiert zu dieser Zeit ganz <strong>in</strong> Ûbere<strong>in</strong>stimmung<br />

mit se<strong>in</strong>er Ausgangsbasis <strong>in</strong> PU 204: “wie die Sachen<br />

stehen“, ist die Befolgung von Befehlen bestimmt,<br />

getreu dem Motto „Was <strong>in</strong> der Logik nicht nötig ist, ist auch<br />

nicht von Nutzen“ (109.294) Andererseits wird deutlich,<br />

dass Wittgenste<strong>in</strong> durch diese Innenansicht der Sprache,<br />

den <strong>in</strong> PU 189 vollzogenen Wechsel, der e<strong>in</strong>em Wechsel<br />

der Perspektive auf se<strong>in</strong>en Untersuchungsgegenst<strong>and</strong><br />

gleichkommt, hier versäumt. An die Stelle e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>nersprachlichen<br />

Erklärungsregresses tritt <strong>in</strong> PU 189 ja der<br />

Verweis auf verschiedene Gruppen, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong> Zeichen<br />

<strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>er Abrichtung immer auf die gleiche Weise Verwendung<br />

f<strong>in</strong>det oder eben nicht. Und damit die E<strong>in</strong>sicht,<br />

dass von e<strong>in</strong>er Bestimm<strong>the</strong>it des S<strong>in</strong>nes dort nicht die<br />

Rede se<strong>in</strong> kann, wo es nicht, wie Wittgenste<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

frühen Formulierung von PU 189 schreibt – „Usus“ (Fragment<br />

178E) 13 ist, das Zeichen zu gebrauchen. Vorbereitet<br />

wird dies im Kontext von PU 189 durch die Gegenüberstellung<br />

von unserem Verhalten und denen von Marsbewohnern<br />

(vgl. PU I, S. 54.), und von unserem Verhalten und<br />

denen von abnormalen Schülern; und eben durch die Bemerkungen<br />

zum Regelfolgen <strong>in</strong> PU 198ff. konstruktiv ergänzt.<br />

14 Solange der <strong>in</strong> PU 189A durchgeführte Wechsel<br />

11 Hier braucht man nur an se<strong>in</strong>e Aussagen zur <strong>in</strong>ternen Beziehung zu denken,<br />

die (u.a.) aus dem MS 109 stammen. Weiterh<strong>in</strong> Bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> diesem<br />

MS Vorarbeiten z.B. zu PU 429, 430, 431, 435, 438, 440, 442-446.<br />

12 Der Fehler, den Wittgenste<strong>in</strong> zu dieser Zeit macht, besteht sche<strong>in</strong>bar dar<strong>in</strong>,<br />

dass er alle Fragen zur Bestimm<strong>the</strong>it e<strong>in</strong>es Satzes im S<strong>in</strong>ne von PU 465B<br />

versteht. Der Ausdruck der Erwartung ist für Wittgenste<strong>in</strong> dort nur <strong>in</strong>sofern<br />

unbestimmt, “dass er etwa e<strong>in</strong>e Disjunktion verschiedener Möglichkeiten<br />

enthält“.<br />

13 Dieser vermutlich erste Formulierungsversuch von PU 189 bef<strong>in</strong>det sich<br />

auf e<strong>in</strong>em Kalenderblatt (Fragment) vom 8. August 1937. Wann Wittgenste<strong>in</strong><br />

den E<strong>in</strong>trag vornahm, ist ungewiss. Zweifelsfrei ist aber, dass der dort gegebene<br />

H<strong>in</strong>weis auf Gepflogenheiten mit zu den frühesten im gesamten Nachlass<br />

gehört.<br />

14 Schulte (2005, S. 39) weist darauf h<strong>in</strong>, dass Wittgenste<strong>in</strong> vermutlich von<br />

Piero Sraffa "die Anregung [erhielt] menschliches (Sprach-)Verhalten aus<br />

'anthropologischer' - also quasi ethnologischer - Perspektive zu betrachten".<br />

der Perspektive - aus e<strong>in</strong>em funktionierenden Kalkül heraus<br />

(vgl. PU 189C) – zur Verwendungspraxis unterschiedlicher<br />

Gruppen h<strong>in</strong>, nicht geleistet wird, bleibt se<strong>in</strong>e Frage<br />

nach der Bestimm<strong>the</strong>it unserer Ausdrücke zu dieser Zeit<br />

fehlerhaft. 15 Es liegt damit auf der H<strong>and</strong>, dass das <strong>in</strong> PU<br />

189A2ff. ausgedrückte Wissen des späten Wittgenste<strong>in</strong><br />

dem früheren Wittgenste<strong>in</strong> (vgl. PU 189A1) gefehlt hat. Ob<br />

dieses Wissen wiederum nur zur Aufklärung von Missverständnissen<br />

(vgl. 109. 298) beitrug, oder ob es, wenn es<br />

schon ke<strong>in</strong>e gewöhnliche Entdeckung war, so doch e<strong>in</strong>e<br />

“grammatische Entdeckung“ (111. 2) zu nennen ist, und <strong>in</strong><br />

welcher Weise diese Entdeckung ihn überrascht haben<br />

könnte, kann im Rahmen dieser Arbeit nicht mehr <strong>the</strong>matisiert<br />

werden. 16 - In PU 189A spricht Wittgenste<strong>in</strong> auf jeden<br />

Fall erst e<strong>in</strong>mal von e<strong>in</strong>em “Fehler”.<br />

Literatur<br />

Baker, G. <strong>and</strong> Hacker, P. 1984 Scepticism, Rules Grammar <strong>and</strong><br />

Necessity. Chicago: University of Chicago Press.<br />

Hilmy, S. St. ’Torment<strong>in</strong>g questions’ <strong>in</strong> Philosophical Investigations<br />

section 133, <strong>in</strong>: Arrigton, L. R. <strong>and</strong> Glock, H.-J. 1991 Wittgenste<strong>in</strong>’s<br />

Philosophical Investigations. London <strong>and</strong> New York:<br />

Routledge.<br />

Schulte, J.2005 Ludwig Wittgenste<strong>in</strong>. Frankfurt a. Ma<strong>in</strong>: Suhrkamp.<br />

Wittgenste<strong>in</strong>, L. 1953 / 1997 Philosophische Untersuchungen,<br />

Oxford: Basil Blackwell.<br />

Wittgenste<strong>in</strong>, L. 2000 Wittgenste<strong>in</strong>’s Nachlass. The Bergen Electronic<br />

Edition. Oxford: Oxford Unversity Press.<br />

Wright v., G. H. 1982 Wittgenste<strong>in</strong>. Oxford: Basil Blackwell.<br />

15 Insofern das stimmt, lassen sich viele der Bemerkungen aus PU I mit<br />

Bezug auf diese Fragestellung (grob) datieren. Vgl. z.B. PU 337, PU 432 und<br />

natürlich PU 198ff.<br />

16 Vgl. dazu z.B. Wittgenste<strong>in</strong>s Bemerkungen <strong>in</strong> PU 89 bis 133.

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