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Reduction and Elimination in Philosophy and the Sciences

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Klassen und abstrahierten Entitäten vorausgesetzt wird.<br />

Betrachten wir dazu die folgende Bemerkung Carnaps:<br />

‘Die Klassen s<strong>in</strong>d als Extensionen<br />

Quasigegenstände. Die Klassenzeichen haben ke<strong>in</strong>e<br />

selbständige Bedeutung, sie s<strong>in</strong>d nur e<strong>in</strong> zweckmäßiges<br />

Hilfsmittel, um allgeme<strong>in</strong> über die Gegenstände, die e<strong>in</strong>e<br />

bestimmte Aussagefunktion befriedigen, sprechen zu<br />

können, ohne sie e<strong>in</strong>zeln aufzählen zu müssen. Das<br />

Zeichen e<strong>in</strong>er Klasse repräsentiert also gewissermaßen<br />

das diesen Gegenständen, ihren Elementen, Geme<strong>in</strong>same.’<br />

(Carnap 1966, 44.)<br />

Die Frage, welche sich nun also stellt, lautet, ob<br />

‘Repräsentation’ Identität bedeutet, ob also der<br />

Klassenterm die abstrakte Entität bezeichnet. Es ist aber<br />

gerade das Programm des „Aufbaus“, welches an dieser<br />

Stelle klarmachen sollte, dass e<strong>in</strong>e derartige<br />

Gleichsetzung nicht adäquat ist, da ja Carnap nicht müde<br />

wird zu betonen, dass dieselben Objekte auf verschiedene<br />

Art und Weise konstituiert werden können, nämlich<br />

beispielsweise auf physischen oder psychischen Basen<br />

von Konstitutionssystemen. Die Bestimmung, dass die<br />

Identitätskriterien von abstrakten Entitäten gleich jenen<br />

von Klassen s<strong>in</strong>d, ist daher, zum<strong>in</strong>dest was den „Aufbau“<br />

betrifft, unangemessen. Wenn wir aber e<strong>in</strong>e derartige<br />

Identifizierung nicht vornehmen, dann könnten die <strong>in</strong> Frage<br />

stehenden ontologischen Interpretationen folgendermaßen<br />

paraphrasiert werden:<br />

Auf Basis e<strong>in</strong>es Konstitutionssystems K und des<br />

Pr<strong>in</strong>zips (Z) gilt, dass der Gegenst<strong>and</strong> der zu<br />

reduzierenden Theorie S, nennen wir ihn ‘a’, identisch ist<br />

mit jener abstrakten Entität c, welche durch e<strong>in</strong>en<br />

bestimmten Quasigegenst<strong>and</strong> (Klasse) der Konstitutions<strong>the</strong>orie<br />

K repräsentiert wird.<br />

Mit dieser Bestimmung aber, wobei wir hier im<br />

Unterschied zum oben angeführten Zitat Repräsentation<br />

als e<strong>in</strong>e Relation zwischen Objekten verstehen, steht<br />

durchaus nicht im Widerspruch, dass a identisch ist mit<br />

e<strong>in</strong>er abstrakten Entität, welche durch e<strong>in</strong>en Quasigegenst<strong>and</strong><br />

e<strong>in</strong>er <strong>and</strong>eren Konstitutions<strong>the</strong>orie repräsentiert<br />

wird. Daraus würde dann eben nur folgen, dass diese<br />

beiden Entitäten identisch s<strong>in</strong>d.<br />

Das Problem also, welches <strong>in</strong>nerhalb der Literatur<br />

oft mit Carnaps Def<strong>in</strong>ition von Zurückführbarkeit verbunden<br />

wird bzw. als Haupte<strong>in</strong>w<strong>and</strong> formuliert wird, sche<strong>in</strong>t<br />

168<br />

Zu Carnaps Def<strong>in</strong>ition von ‘Zurückführbarkeit’ — Rol<strong>and</strong> Kastler<br />

also bei e<strong>in</strong>er Unterscheidung von drei Ebenen, nämlich<br />

des Konstitutionssystems im engeren S<strong>in</strong>n, des Pr<strong>in</strong>zips<br />

(Z) und der ontologischen Interpretation, wobei Carnaps<br />

Def<strong>in</strong>ition s<strong>in</strong>nvoll auf der ersten und dritten Ebene<br />

angewendet werden kann, nicht e<strong>in</strong>en logischen<br />

Widerspruch aufzuweisen, sondern vielmehr darauf<br />

h<strong>in</strong>zuweisen, dass der „Aufbau“ fragmentarisch ist. Und<br />

zwar nicht nur <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne, dass Teile, wie etwa die<br />

Konstitution des physischen Raumes, nicht ausgeführt<br />

s<strong>in</strong>d, sondern auch dah<strong>in</strong>gehend, was natürlich die<br />

Leistung des „Aufbaus“ <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>erlei Weise schmälern soll,<br />

dass für die konstituierten abstrakten Entitäten noch<br />

Identitäts- und E<strong>in</strong>zigkeitsbed<strong>in</strong>gungen zu formulieren<br />

s<strong>in</strong>d. Dies weist me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach wieder e<strong>in</strong>mal<br />

darauf h<strong>in</strong>, dass der „Aufbau“ <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie erkenntnis<strong>the</strong>oretisch,<br />

das heißt als e<strong>in</strong>e Theorie des Erkennens<br />

bzw. der Erkenntnisprozesse, zu <strong>in</strong>terpretieren ist.<br />

Literatur<br />

Bonk, Thomas <strong>and</strong> Moster<strong>in</strong>, Jesus 2000 “E<strong>in</strong>leitung”, <strong>in</strong>: Rudolf<br />

Carnap, Untersuchungen zur allgeme<strong>in</strong>en Axiomatik, Darmstadt:<br />

Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1-52.<br />

Carnap, Rudolf 1929 Abriß der Logistik, Wien: Spr<strong>in</strong>ger.<br />

Carnap, Rudolf 1966 3 Der logische Aufbau der Welt, Hamburg:<br />

Me<strong>in</strong>er.<br />

Carnap, Rudolf 1993 Me<strong>in</strong> Weg <strong>in</strong> die Philosophie, Stuttgart: Reclam.<br />

Carnap, Rudolf <strong>and</strong> Bachmann, Friedrich 1936 “Über Extremalaxiome”,<br />

Erkenntnis 6, 166-188.<br />

Goodman, Nelson 1966 2 The Structure of Appearance, Indianapolis:<br />

Bobbs-Merrill.<br />

Qu<strong>in</strong>e, Willard v. O. 1997 7 “Ontological <strong>Reduction</strong> <strong>and</strong> <strong>the</strong> World of<br />

Numbers”, <strong>in</strong>: Willard v. O. Qu<strong>in</strong>e, The Ways of Paradox <strong>and</strong><br />

O<strong>the</strong>r Essays, Cambridge (Mass.): Harvard University Press, 212-<br />

220.<br />

Russell, Bertr<strong>and</strong> 1975 E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die ma<strong>the</strong>matische Philosophie,<br />

Wiesbaden: Vollmer.<br />

Whitehead, Alfred N. <strong>and</strong> Russell, Bertr<strong>and</strong> 1957 2 Pr<strong>in</strong>cipia<br />

Ma<strong>the</strong>matica, Vol. I-III, Cambridge: Cambridge University Press.

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