Plenarprotokoll 16/91 - Deutscher Bundestag
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Dr. Herbert Schui<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>16</strong>. Wahlperiode – <strong>91</strong>. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. März 2007 9217<br />
(A) ditierungsmöglichkeiten und damit ein bisschen Luft – Dr. Herbert Schui (DIE LINKE):<br />
(C)<br />
Stichwort Maastricht. Aber dazu möchte ich hier nicht Ich bin sofort fertig. – Wenn das so ist, hat die KfW<br />
weiter sprechen.<br />
drei Aufgaben zu erledigen: Sie hat dann tätig zu werden,<br />
wenn Marktversagen vorliegt; so etwas gibt es. Davon<br />
redet auch die Kreditwirtschaft. Sie hat des Weiteren<br />
den Wettbewerb dort zu intensivieren, wo es die private<br />
Wirtschaft nicht tut.<br />
Die Konsolidierungsschwüre der Bundesregierung<br />
wären allerdings etwas fragwürdig, wenn die kreditwirtschaftlichen<br />
Verbände Recht hätten. Damit sind wir<br />
beim Umgang mit dem Parlament: Warum bezieht die<br />
Regierung nicht Stellung? Sie hätte das unaufgefordert<br />
tun sollen. Wie ist es mit dem bereits oft zitierten Brief<br />
des Herrn Bellinger an das Auswärtige Amt? Immerhin<br />
ist Herr Bellinger der oberste Rechtsberater des US-Außenministeriums.<br />
Mein Problem ist nicht, dass ein deutsches<br />
Parlament oder eine deutsche Regierung in bestimmten<br />
Fragen im Gegensatz zu den USA stehen<br />
könnten. Aber ich empfinde es als außerordentlich merkwürdig,<br />
dass die „Wirtschaftswoche“ den Brief am<br />
24. März veröffentlicht hat und uns der Brief erst nach<br />
dreimaliger Nachfrage am 27. März im Unterausschuss<br />
vorgelegt worden ist.<br />
Ich glaube nicht, dass hier gezielt Informationen zurückgehalten<br />
werden sollten. Dafür ist das alles nicht bedeutend<br />
genug. Aber ich vermute, dass es dem beteiligten<br />
Ministerium offensichtlich gar nicht in den Sinn<br />
gekommen ist, dass ein solcher Brief den Mitgliedern<br />
des Parlaments weitergeleitet werden müsste. Da stimmt<br />
wohl etwas nicht bei der Einschätzung.<br />
Mein letzter Punkt: Wie sollte man die Dinge betreffend<br />
das ERP-Sondervermögen und die Kreditanstalt für<br />
Wiederaufbau regeln? Halten wir einfach fest, dass die<br />
KfW Bestandteil eines notwendigen öffentlichen Sektors<br />
in einem gemischt-wirtschaftlichen System sein muss.<br />
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:<br />
Herr Kollege, das müsste wirklich Ihr letzter Punkt<br />
sein.<br />
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:<br />
Herr Kollege!<br />
Dr. Herbert Schui (DIE LINKE):<br />
Sie hat vor allem im Auftrag des Parlamentes Industriepolitik<br />
zu betreiben. Es wäre Aufgabe des Gesetzgebers,<br />
ein entsprechendes Gesetz auf den Weg zu bringen.<br />
Vielen Dank.<br />
(Beifall bei der LINKEN)<br />
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:<br />
Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege<br />
Hans-Josef Fell vom Bündnis 90/Die Grünen.<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />
(B)<br />
Des Weiteren haben wir auf die Verwaltungsvereinbarung<br />
gewartet, die uns über die Qualität des Gesetzes<br />
intensiver informiert. Diese Verwaltungsvereinbarung<br />
wird in der Stellungnahme der kreditwirtschaftlichen<br />
Verbände erwähnt. Diese Stellungnahme wurde uns im<br />
Ausschuss auch unaufgefordert vorgelegt. Nun mussten<br />
wir, nachdem wir gelesen hatten, dass die Kreditwirtschaft<br />
über solche Informationen verfügt, nachfragen, ob<br />
wir sie nicht auch bekommen können. Ich finde, das ist<br />
Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):<br />
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und<br />
Herren! Das Parlament hat über Jahrzehnte das ERP-<br />
Sondervermögen als das wichtigste Instrument der Mittelstandsförderung<br />
demokratisch legitimiert. Der <strong>Bundestag</strong><br />
entschied immer über den ERP-Wirtschaftsplan,<br />
genauso wie heute über den von 2007. Herr Kollege<br />
Lange hat ihn dargelegt. Zudem hat der ERP-Unterausschuss<br />
über Jahrzehnte fraktionsübergreifend das ERP-<br />
Sondervermögen gegen sämtliche Begehrlichkeiten einmütig<br />
verteidigt.<br />
(D)<br />
ein unangemessener Umgang des Bundeswirtschaftsministeriums<br />
mit dem Parlament.<br />
Seit dieser Woche ist dies nun anders. Jetzt will die<br />
Große Koalition gegen den Willen der Opposition ein<br />
Es stellen sich jetzt folgende Fragen: Warum ist das<br />
alles so eilig? Haben wir nicht noch ein bisschen Zeit?<br />
Oder hätte man – entsprechende Festlegungen zur Neuordnung<br />
des ERP-Vermögens gab es ja bereits in der<br />
Koalitionsvereinbarung – das rascher auf den Weg bringen<br />
können? Jetzt geht das ja sehr zügig. Herr Schauerte,<br />
angesichts dessen fällt mir nur die Frage ein, ob Ihnen<br />
als Repräsentant des Wirtschaftsministeriums vielleicht<br />
die Opposition, ja sogar das ganze Parlament in irgendeiner<br />
Weise lästig ist und ob Sie lieber keine parlamentarische<br />
Beteiligung möchten. § 12 des Vertrages<br />
widerlegt das nicht.<br />
Verfahren beschließen, das die Übertragung des ERP-<br />
Sondervermögens auf die KfW beschleunigt. Die SPD<br />
kann das Vermögen gar nicht schnell genug der KfW hinüberschieben,<br />
und die Union macht einfach mit. Dabei<br />
interessiert es die Große Koalition offensichtlich nicht,<br />
dass die USA erst vor wenigen Tagen darum gebeten haben,<br />
dass kein Verfahren stattfindet, bevor ein Konsultationsverfahren<br />
mit einem gemeinsamen Ergebnis durchlaufen<br />
ist. Bedauerlich daran ist, dass die Mitglieder des<br />
Unterausschusses darüber aus der Zeitung erfahren müssen<br />
und nicht einmal von der Regierung informiert werden.<br />
Lieber verzichtet die Regierung auf eine 60-Jahr-<br />
Feier zu den Marshallplanhilfen im Juni, als diesen Deal<br />
zu verhindern.<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />
Worum geht es? Die Große Koalition will<br />
4,65 Milliarden Euro des ERP-Sondervermögens der<br />
KfW übertragen. Dabei ist unumstritten, dass die Verfügungsgewalt<br />
des Bundes über dieses Kapital vollständig<br />
an die KfW verloren geht. Mehr noch: Auch über die Erträge<br />
aus diesem Eigenkapital verfügt die KfW. Die<br />
KfW denkt nicht daran, die Erträge auf ein Konto auszu-