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Plenarprotokoll 16/91 - Deutscher Bundestag

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Dorothée Menzner<br />

<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>16</strong>. Wahlperiode – <strong>91</strong>. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. März 2007 9271<br />

(A) gesprochen: 125 000 Fass schwachradioaktiver Müll sind (Beifall bei der LINKEN und dem BÜND- (C)<br />

eingelagert, 1 300 Fass mittelradioaktiver, das Ganze als NIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Gert<br />

Forschungsbergwerk deklariert, niemals atomrechtlich Winkelmeier [fraktionslos])<br />

genehmigt.<br />

Als Fazit bleibt mir nur zu sagen: Wir als Linke plä-<br />

(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/<br />

dieren für die Schließung der Asse nach Atomrecht und<br />

DIE GRÜNEN]: Richtig!)<br />

nicht nach Bergrecht. Dabei muss nach wissenschaftlichen<br />

Kriterien entschieden werden, was zu tun ist und<br />

wie mit dem Atommüll umzugehen ist. Da muss ich leider<br />

in Richtung der Grünen sagen: Die Forderung nach<br />

einer sofortigen Rückholung ohne genaue vorherige Prüfung<br />

kommt mir sehr wie Aktionismus vor.<br />

Auch für die Schließung wurde kein atomrechtliches<br />

Verfahren eingeleitet, obwohl der Niedersächsische<br />

Landtag 2006 die Notwendigkeit eines solchen Verfahrens<br />

festgestellt hat. Weder – auch das muss ich jetzt einmal<br />

sagen – Herr Gabriel noch Herr Trittin hat sich da in<br />

der Vergangenheit mit Ruhm bekleckert.<br />

Was wir derzeit in Asse II erleben, ist der GAU eines<br />

Atommülllagers. Es gab in Asse immer Probleme durch<br />

Wasserzutritt; aber seit 1988 sind sie akut. Seitdem tritt<br />

kontinuierlich Lauge aus. Zeugen, die im Bergwerk waren<br />

und sich das angesehen haben, sagen: Da tropft es<br />

nicht, sondern da rauscht das Wasser aus dem Berg. –<br />

Die Austrittsstelle nähert sich immer mehr den Lagerkammern<br />

an.<br />

Zwar hat der Betreiber beteuert, das Lager sei sicher.<br />

Aber jetzt muss er zugeben: So ganz sicher ist es wohl<br />

nicht. Das, was uns immer als Langzeitsicherheit versprochen<br />

wurde, hat nicht einmal 20 Jahre gehalten. Da<br />

stellt sich für mich schon die Frage, wie es mit der vielbeschworenen<br />

Langzeitsicherheit von Schacht Konrad<br />

und Gorleben aussieht.<br />

Maßgebend müssen wissenschaftliche Kriterien sein und<br />

nicht die Frage der Kosten, der Durchsetzbarkeit oder ob<br />

es der Atomlobby gefällt. In diesem Atommonopoly gilt<br />

jetzt: Zurück auf Los, Kernkraft zügig abschalten – mir<br />

wäre lieber, wenn das schneller geschehen würde, als es<br />

bisher vereinbart ist – und vor allem nach wissenschaftlichen<br />

Kriterien die geeignetste Lagerstätte für die Abfälle,<br />

die nun einmal da sind, finden.<br />

Dies bedeutet ganz konkret für Asse II: Erstens. Ob<br />

Rückholung, teilweise Rückholung oder Verbleib des<br />

Mülls, es muss schnellstens untersucht werden, wie die<br />

Strahlenlast für die Bevölkerung, für die Anwohner<br />

möglichst gering gehalten werden kann. Zweitens. Es<br />

dürfen keine Fakten geschaffen werden, die eine Rückholung<br />

perspektivisch unmöglich machen. Drittens. Es<br />

müssen zügig weitere Maßnahmen zur Stabilisierung des<br />

rutschenden Berges ergriffen werden; auch das wurde<br />

hier sehr anschaulich gezeigt. Viertens. Es muss endlich<br />

– und vor allem schnell – ein atomrechtliches Planfeststellungsverfahren<br />

zur Schließung von Asse II eingeleitet<br />

werden.<br />

(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />

NEN]: Das steht so nicht drin! Noch mal lesen!)<br />

Dies würde abermals bedeuten, das Thema Atom als<br />

Glaubensfrage zu behandeln. Ich möchte, dass wir aufgrund<br />

konkreter wissenschaftlicher Untersuchungen gemeinsam<br />

entscheiden, was das Sicherste und Unschädlichste<br />

ist.<br />

Danke.<br />

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten<br />

der SPD und des Abg. Gert Winkelmeier<br />

[fraktionslos])<br />

(B)<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir dürfen das<br />

Thema Atomkraft, egal wie wir zur derzeitigen Nutzung<br />

stehen, nicht weiter als Glaubensfrage betrachten. Wir<br />

müssen gemeinsam erreichen, dass die Forderungen des<br />

Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse:<br />

Als letzter Redner hat Kollege Christoph Pries, SPD-<br />

Fraktion, das Wort.<br />

(Beifall bei der SPD)<br />

Christoph Pries (SPD):<br />

(D)<br />

AK End umgesetzt werden und dass die sicherste Lö- Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und<br />

sung Realität wird.<br />

Kollegen! Die sogenannte Einrichtung zur Versuchsend-<br />

(Beifall bei der LINKEN und dem BÜND-<br />

NIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten<br />

der SPD und des Abg. Gert Winkelmeier<br />

[fraktionslos])<br />

lagerung im ehemaligen Salzbergwerk Asse II ist ein<br />

Problem. Im Versuchsendlager Asse II wurden zwischen<br />

1967 und 1978 durch die Betreibergesellschaft GSF rund<br />

125 000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen<br />

eingelagert. Zum Zeitpunkt der Einlagerung hatte<br />

die Betreibergesellschaft öffentlich erklärt, dass das Forschungsbergwerk<br />

sowohl langfristig trocken als auch<br />

standsicher sei. Diese Aussagen haben sich inzwischen<br />

als falsch erwiesen.<br />

(Jörg Tauss [SPD]: Leider!)<br />

Seit 1988 gibt es in der Asse einen Salzlaugenzufluss<br />

von 12,5 Kubikmetern pro Tag. Dies stellt nach Auffassung<br />

der Betreibergesellschaft ein unkalkulierbares Risiko<br />

für die Stabilität des Grubengebäudes dar. Mit Blick<br />

auf die Geschichte der Asse und die Fehlprognosen der<br />

vergangenen 40 Jahre ist sehr gut nachvollziehbar, dass<br />

die Bevölkerung der umliegenden Gemeinden die<br />

Schließung des Bergwerkes mit großer Aufmerksamkeit<br />

und Sorge verfolgt.<br />

(Beifall bei der SPD)<br />

Die SPD-<strong>Bundestag</strong>sfraktion nimmt diese Sorgen und<br />

Nöte der Bevölkerung sehr ernst.<br />

(Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/<br />

CSU]: Nicht nur die SPD!)

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